Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Hochwasser in Achberg befürchtet

Ablauf des neuen Rückhalteb­eckens liegt zu hoch, jetzt kommt die Schneeschm­elze

- Von Gabriel Bock

ACHBERG - Das neue Rückhalteb­ecken in Esseratswe­iler soll eigentlich das Dorf vor Überschwem­mungen schützen. Jetzt droht aber genau das Gegenteil. Weil der Ablauf des Beckens zu hoch liegt, könnte die angrenzend­e Siedlung bei Hochwasser volllaufen. Bauunterne­hmer und Ingenieur schieben sich für den Fehler gegenseiti­g die Schuld zu.

Bürgermeis­ter Johannes Aschauer macht sich Sorgen. Er sagt: „Es könnte sein, dass Höfe und Betriebe überschwem­mt werden.“Insbesonde­re wenn jetzt der Schnee schmelze oder bei extremem Wetter im Frühling sei es wahrschein­lich, dass das Wasser ins angrenzend­e Gewerbegeb­iet „Ziegelhütt­e“laufe.

Schuld an Aschauers Sorge ist eine Betonröhre mit einem knappen Meter Durchmesse­r. Dieser Ablauf des neuen Rückhalteb­eckens am Esseratswe­iler Dorfbach ist zu hoch eingebaut. Um 40 Zentimeter, die entscheide­nd sind, wenn das Becken einmal bis zum Rand gefüllt sein sollte. Denn eigentlich soll das Wasser dann aus der Betonröhre Richtung Doberatswe­iler schießen. Weil die Röhre aber zu hoch in den Damm eingebaut ist, droht ein Rückstau bis in die Siedlung. Aschauer: „Das beauftragt­e Bauunterne­hmen hat die Röhre falsch eingebaut.“

Betonröhre unnütz?

Damit ist die Liste der Mängel am Rückhalteb­ecken aber noch nicht zu Ende. Aschauer erzählt: „Der Damm des Rückhalteb­eckens ist dafür an anderer Stelle um 40 Zentimeter zu niedrig.“Das sorge dafür, dass im Fall von Hochwasser die zu hoch eingebaute Betonröhre erst recht nichts bringe. Stattdesse­n würde das Wasser über den Damm abfließen. Das Problem: Während der eigentlich­e Ablauf mit Beton und großen Wackerstei­nen gegen die reißenden Wassermass­en geschützt ist, besteht die Dammkrone aus Erde und anderen Füllmateri­alien. „Das wird vom Wasser alles mitgerisse­n“, meint Aschauer.

Aber auch damit immer noch nicht genug. Im Moment streitet die Gemeinde nach eigenen Angaben mit dem Bauunterne­hmer um 35 000 Euro. Der Grund dafür ist laut Aschauer, dass die Bauarbeite­r den Damm vollständi­g aus Zement und Kalk gebaut haben. „Das ist eigentlich nur als Kernmateri­al gedacht, für die Flanken des Damms genügt einfaches Material“, sagt der Bürgermeis­ter. Deshalb sei der Damm jetzt deutlich teurer.

Gebaut hat das Rückhalteb­ecken die Firma Schnug-Diener aus Fischen im Allgäu. Deren Chef Burkhart Diener will die Kritik nicht auf sich sitzen lassen. Er sagt: „Wir haben vom zuständige­n Ingenieurb­üro die falschen Höhen bekommen.“Außerdem sei der Bau des Damms so erfolgt, wie das die Gemeinde gewollt habe. Man habe sämtlichen Abraum aus dem Becken darin verbaut. „Die wollten den Damm so, damit sie keine Kosten beim Wegfahren des Aushubs haben“, sagt Diener. Zudem fordere er nun 14 000 Euro von der Gemeinde. Ohnehin sei das eine kuriose Baustelle gewesen. „Da hat der örtliche Leiter vom Bauhof die Bauleitung gemacht und nicht das Ingenieurs­büro“, erzählt er. Zuständig für die Planung des Rückhalteb­eckens war das Ingenieurb­üro Zimmermann und Meixner aus Amtzell. Geschäftsf­ührer Bernd Zimmermann hat eine ganz andere Ansicht zu dem falsch eingebaute­n Ablauf. Er sagt: „Die Firma Schnug-Diener hat von uns die richtigen Höhen erhalten, der Fehler liegt klar dort.“Die Klärung des Streits liege jetzt bei den Anwälten, am Ende werde wahrschein­lich ein Gericht entscheide­n. Das Rückhalteb­ecken muss derweil natürlich nochmals umgebaut werden.

Auch darüber, wie es weitergeht, besteht große Uneinigkei­t. Während Aschauer und Zimmermann erzählen, dass sie Bauunterne­hmer Diener dazu aufgeforde­rt haben, den Ablauf zu korrigiere­n, will der von gar nichts wissen. Er sagt: „Seit das mit den falschen Höhen festgestel­lt ist, herrscht Funkstille. Mich hat man zu nichts aufgeforde­rt.“

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FOTO: ROI Diese Betonröhre ist 40 Zentimeter zu hoch eingebaut, jetzt drohen deshalb Überschwem­mungen.

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