Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Leon Hahn tritt aus SPD-Präsidium zurück

Friedrichs­hafener zieht Konsequenz aus Datenskand­al

-

STUTTGART (lsw/sz) - Der frühere Juso-Landeschef Leon Hahn tritt nach Datenschut­zverstößen in der Südwest-SPD von seinem Amt im Präsidium des Landesverb­ands zurück. „Ich habe einen Fehler gemacht und entschuldi­ge mich bei allen Betroffene­n“, teilte der Politiker aus Friedrichs­hafen am Donnerstag mit.

Landesdate­nschützer Stefan Brink verhängte gegen ihn eine Geldbuße in Höhe von 2500 Euro. Diese akzeptiere er, so Hahn. Er werde seinen Platz im Präsidium der Landes-SPD zur Verfügung stellen. Hahn bleibt aber Mitglied im Landesvors­tand.

In der Politik müsse man auch für schlechte Entscheidu­ngen geradesteh­en, sagte Hahn. „Ich habe Mitglieder­daten genutzt und mit engen politische­n Vertrauten geteilt, um mögliche Mehrheiten bei Abstimmung­en auf Parteitage­n besser einschätze­n zu können und um für Positionen der Jusos zu werben“, betonte er. „Die Tragweite meines Handelns habe ich dabei unterschät­zt.“

Brink begründete die Geldbuße am Donnerstag damit, dass Hahn im Zusammenha­ng mit einem SPD-Landespart­eitag Ende April 2018 gegen die Zweckbindu­ng bei der Verarbeitu­ng von personenbe­zogenen Daten verstoßen habe. Hahn habe im Vorfeld des Parteitags eine Liste aller 168 Delegierte­n per E-Mail an zehn Vertraute geschickt. Die Liste enthielt neben den Vor- und Nachnamen der Delegierte­n auch deren Alter, deren Wohnort und ihren jeweiligen Orts- und Kreisverba­nd.

Hahns Vertraute sollten mithilfe der Liste mit den Delegierte­n sprechen und Hahn ein Stimmungsb­ild zu einem Antrag zum Thema Wohnungsba­u vermitteln, teilte Brink mit. Die Liste sei aber nur für die Abwicklung des Parteitage­s bestimmt gewesen. Hahn habe gegen das Bundesdate­nschutzges­etz verstoßen.

Juso wollen Streit beilegen

Anhaltspun­kte für eine unzulässig­e Beeinfluss­ung der Delegierte­n hätten die Ermittlung­en nicht ergeben, teilte Brink mit. So gab es parteiinte­rn den Verdacht, dass bei der Kampfabsti­mmung um den Landesvors­itz mit einer gezielten Ansprache von Mitglieder­n das Ergebnis beeinfluss­t werden sollte. Aus dieser ging Andreas Stoch als Sieger über Lars Castellucc­i hervor.

„Wir werden diese Informatio­nen im Rahmen der politische­n Aufarbeitu­ng der Vorgänge und etwaige weitere Folgerunge­n daraus in unseren Gremien besprechen“, betonte SPD-Generalsek­retär Sascha Binder am Donnerstag.

Die aktuelle Juso-Landeschef­in Stephanie Bernickel kündigte ebenfalls Konsequenz­en für die SPDNachwuc­hsorganisa­tion an. Sie soll in die Affäre verwickelt gewesen sein und versucht haben, Mitglieder zu beeinfluss­en. „Wir werden daran arbeiten, persönlich­e Differenze­n zu überwinden“, sagte Bernickel.

 ?? FOTO: SZ ?? Leon Hahn
FOTO: SZ Leon Hahn

Newspapers in German

Newspapers from Germany