Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Aufsteigerin
Die Labour-Abgeordnete Yvette Cooper ist zur Hoffnungsträgerin für viele Brexit-Gegner geworden. Sie gilt als einflussreiche Hinterbänklerin. Ihr Ziel: Einem „No Deal“im Parlament einen Riegel vorschieben. Cooper arbeitete als Journalistin und ist seit mehr als 20 Jahren Abgeordnete, unter anderem war sie Arbeitsministerin. Weggefährten loben ihren scharfen Verstand und ihre ruhige Art, aber auch Kühle und Übervorsicht werden ihr attestiert.
Geboren wurde die 49-Jährige in Inverness, hoch oben an der Nordostküste Schottlands. Viele Beobachter meinen, dass sie frischen Wind in die LabourPartei bringen und sogar ihrem Parteichef Jeremy Corbyn gefährlich werden könnte. Denn der Alt-Linke ist intern umstritten: Er hat zu lange keine klare Position im Brexit-Streit bezogen. Als sie sich 2015 um den Parteivorsitz bewarb, unterlag sie Corbyn.
Doch es gibt auch Kritik an Cooper. Manche meinen, sie habe nur ein verschwommenes Profil. Sie hat sich bislang vor allem für Frauen und Familien eingesetzt. Kritiker halten sie auch für zu zugeknöpft.
Verheiratet ist sie seit 1998 mit einem ehemaligen Minister, Ed Balls. Beide saßen eine Zeit lang gemeinsam als Ehepaar im Kabinett. Balls machte zuletzt unter anderem mit seinen Auftritten in einer TV-Tanzshow von sich reden – aber eher als Ulknudel. Das Paar hat zwei Töchter und einen Sohn.
Coopers erster Job: Für zwei Pfund pro Stunde bei der Ernte helfen. Sie schaffte es bis an die renommierte Universität Oxford und sogar nach Harvard in den USA. Einen Tiefpunkt erlebte sie mit nur 24: Sie fiel wegen eines chronischen Erschöpfungssyndroms für ein ganzes Jahr aus und kam nach eigener Schilderung kaum aus dem Bett.
Ihre Art, Politik zu machen, beschrieb Cooper einmal so: „Die Leute denken, dass du entweder mit deinem Herzen oder mit deinem Kopf entscheiden musst. Ich denke, das ist nicht richtig.“Sie verbindet Leidenschaft mit einem scharfen Verstand. (dpa)