Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kampf um IS-Kämpferin
Für meinen Glauben (Fr., Arte, 20.15 Uhr) –
Kontrastprogramm: Während im Ersten die Meenzer Fassenacht feiern, kämpft auf Arte eine Schweizer Familie verzweifelt gegen das Abdriften von Tochter und Enkelin in den Terror: Medizinstudentin Anaïs ist vom IS als Kämpferin rekrutiert worden. Großmutter Isabelle (Marthe Keller) kommt ihr auf die Schliche, muss sich aber auch ihrer eigenen Vergangenheit stellen. Denn Isabelle war einst selbst in den Terrorstrudel geraten. Sie hatte als junge Frau ihren Mann mit einem Palästinenser betrogen und in dessen Auftrag eine Kassette im Reisegepäck ihres Gatten versteckt. Auf dessen Flug nach Tel Aviv explodierte dann eine Bombe.
Soweit der Film. Tatsächlich war am 21. Februar 1970 eine Swissair-Maschine bei Würenlingen abgestürzt, wobei alle 47 Insassen dem Attentat zum Opfer fielen. Dieses reale Verbrechen liefert den Hintergrund für den spannenden, durch die verschiedenen Zeitebenen aber auch recht kompliziert konstruierten Spielfilm von Jakob Berger und Noémie Kocher (Buch). Da die Attentäter nie gefasst wurden, konfrontiert Regisseur Berger seine Protagonistin Isabelle immer wieder mit der Schuldfrage. Großartig ist aber vor allem das Spiel von Lola Créton als Anaïs. Aufmüpfig und unterwürfig, überheblich und verunsichert verkörpert sie die widerstreitenden Gefühle einer noch nicht gefestigten Persönlichkeit – und das lässt nicht kalt.