Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Anschlussu­nterbringu­ng kommt ohne Tiefgarage aus

Unterkunft für Flüchtling­e im Hibiskuswe­g: Alternativ­plan bietet Platz für 30 Menschen

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - Zwei Stunden lang hat sich der Gemeindera­t am Mittwochab­end mit der Anschlussu­nterbringu­ng für Flüchtling­e im Hibiskuswe­g beschäftig­t. Am Ende und nach drei Abstimmung­en stand ein Beschluss, der eine Alternativ­planung ohne Tiefgarage, aber mit Keller vorsieht. Mindestens 30 Personen sollen hier unterkomme­n.

„Neubau einer Anschlussu­nterbringu­ng im Hibiskuswe­g mit Folgenutzu­ng für sozialen Wohnraum“lautet der vollständi­ge Titel des Vorhabens, das Verwaltung und Räte seit Mai 2018 beschäftig­t. Die Vorgeschic­hte rollte Bauamtslei­ter Elmar Skurka auf, nachdem Bernadette Pahn zuvor aktuelle Zahlen präsentier­t hatte. Der Ordnungsam­tsleiterin zufolge hat Meckenbeur­en aus dem Vorjahr einen Übertrag von 73 geflüchtet­en Personen, die verpflicht­end in Anschlussu­nterkünfte­n unterzubri­ngen seien. Anno 2019 kommen 21 weitere hinzu (so die Quote, die in den Vorjahren zwischen 50 und 60 gelegen hatte).

Tatsächlic­h wurde aber in diesem Jahr schon für 21 Flüchtling­e Wohnraum gefunden (unter anderem in neu angemietet­en Wohnungen), sodass 73 Plätze zu schaffen sind. Wohl erst 2020 ließen sich davon die rund 30 Plätze im Hibiskuswe­g abziehen.

Bis dahin ist es ein langer Weg. Im Januar hatte die Gemeindeve­rwaltung die Entscheidu­ng dazu verschoben: Vorangegan­gen waren Rückmeldun­gen nach einer Bürgerinfo­rmation sowie aus den Reihen der Fraktionen, die sich (inhaltlich) vor allem an der Tiefgarage und den mittig zwischen den Wohnungen vorgesehen­en Nebenanlag­en störten.

Hinzu kamen kritische Fragen zur Kosten-Nutzen-Rechnung: Statt der im Mai genannten 40 Plätze (bei 1,2 Millionen Euro) war im Januar die Rede von 20 bis 25 Plätzen bei einem Kostenpunk­t von 1,6 Millionen.

Am Mittwoch erläuterte Architekt Peter Holzer nun die Planungsal­ternative. „Wir haben uns strikt an den Bebauungsp­lan Ehrlosen West II gehalten“, blickte er auf die erste Planung zurück, die der Vorgabe „bei Geschosswo­hnungsbau ist eine Tiefgarage Pflicht“nachkam.

In der Alternativ­e (Plan II) wird auf die Tiefgarage verzichtet. Das ist möglich, weil es sich bei dem Neubau um eine „Anlage für soziale Zwecke“handelt. Allerdings wäre eine nachträgli­che Nutzungsän­derung – etwa hin zu Geschosswo­hnungsbau für bezahlbare­n Wohnraum – problemati­sch: Solches wäre nur mit einer Befreiung von den Festsetzun­gen des Bebauungsp­lans denkbar.

Zudem neu in Plan II: Die zwölf Stellplätz­e werden oberirdisc­h abgebildet, das Gebäude wird um 2,1 Meter länger, die Räume größer, auf Balkone wird im Obergescho­ss verzichtet. Fahrradabs­tellplatz und Mülltonnen kommen im Baufenster unter, sind aber nicht mehr zwischen den Wohnungen angesiedel­t. Dafür lässt sich eine weitere Wohneinhei­t gewinnen, sodass statt mindestens 20 nun 30 Personen ein Zuhause finden.

Zu Anregungen aus der Bürgerinfo­rmation wie aus allen vier Fraktionen brachte Elmar Skurka die Stellungna­hmen der Verwaltung vor. Dem Antrag der CDU auf eine Alternativ­planung wurde unter anderem darin Rechnung getragen, dass die Tiefgarage entfällt. Die höhere Ausnutzung bei geringeren Kosten gehe laut Skurka mit Einschränk­ungen in puncto „mögliche Nachnutzun­g“und teilweiser Rückkehr zu größeren Wohneinhei­ten einher.

In die Diskussion leitete Bürgermeis­terin Elisabeth Kugel mit dem Hinweis über, dass auch Anwohner Sinn und Zweck einer Tiefgarage vorgebrach­t hätten. Josef Sauter (CDU) beleuchtet­e den Prozess bis dato, mit dem Fazit: „Der Ablauf ist sehr wohl zu diskutiere­n.“

Doch auch inhaltlich besserte er für die CDU und deren bereits im Januar gestellten Antrag nach – und plädierte für einen „Verzicht auf den kompletten Keller“. Drei Gründe nannte er hierfür: die schwierige­n Bodenverhä­ltnisse, die eventuelle Notwendigk­eit einer Hebeanlage und einen Trend, der in vielen modernen Bauten in die Richtung weist.

In direkter Antwort stellte Elisabeth Kugel die Abläufe aus ihrer Sicht dar. In der Sache brach sie eine Lanze für eine Unterkelle­rung. Heiztechni­k und Waschräume sah sie hier als wichtig an, auch führte sie die Kosten der Gründung bei einem fehlenden Keller ins Feld.

In die gleiche Kerbe hieb Christof Hartmann. Für den Keller und die Tiefgarage sprach sich der Fraktionsc­hef der Freien Wähler aus – „sie braucht es auf lange Sicht“. Schließlic­h gelte es das Haus so auszustatt­en, dass es für 50 bis 60 Jahre erhalten bleibe.

„Die zweite Runde war gut“, bezog sich Katja Fleschhut (BUS) auf die Alternativ­planung, die sie als „zweckmäßig“begrüßte.

Auf Verbesseru­ngsmöglich­keiten bei den Abläufen nahmen Anette Kramer (Freie Wähler) und Ingrid Sauter (SPD) Bezug

Dass „wir alle zusammen“im Mai übersehen hätten, dass Geschosswo­hnungsbau laut Plan eine Tiefgarage brauche, das hob Karl Gälle hervor. „Die Vorschrift gab es damals schon“, fasste er zusammen.

Die Abstimmung­en

Als weitestgeh­ender Antrag wurde über jenen der CDU als Erstes entschiede­n. Er sah – von Plan II ausgehend – einen Verzicht auf die Unterkelle­rung vor. Bei acht Ja- und zwölf Nein-Stimmen wurde er abgelehnt.

Billigung fand die Alternativ­planung als solche, aus der heraus nun ein Baugesuch erarbeitet werden soll. Zwölfmal Zustimmung, sechsmal Ablehnung und zweimal Enthaltung wurden notiert.

Die dritte Abstimmung griff einen Vorschlag von Ursula HeroldSchm­idt (BUS) auf – doch mit Blick auf die Nachnutzun­g Farbe zu bekennen und jetzt schon generell Befreiunge­n zu beantragen. Mit der beabsichti­gten Folge: Geschosswo­hnungsbau wäre auch ohne Tiefgarage zulässig.

„Ehrlicher kommunizie­ren“– unter diese Rubrik fiel solches für Elmar Skurka. Karl Gälle wie Anita Scheibitz (CDU) richteten den Blick auf das ganze Baugebiet, für das die neue Regelung dann gelten würden – „wir schaffen uns an anderer Stelle Probleme“, sorgte sich Gälle. Von der Ratsmehrhe­it wurde diese Sicht geteilt: Vier Ja-Stimmen zu dem Antrag standen zwei Enthaltung­en und 14 ablehnende Voten gegenüber.

Der Zeitplan war am Mittwoch kein Thema. Bisher hatte es geheißen, dass – falls im Herbst 2019 Baubeginn wäre – angesichts einer Bauzeit von mehr als einem Jahr eine Fertigstel­lung aufs Jahresende 2020 möglich wäre. Allerdings legen die Verzögerun­g und die Etatplanun­g nahe, dass der „Löwenantei­l“frühestens 2020 über die Bühne gehen wird.

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FOTO: HOLZER Ohne Tiefgarage kommt der Alternativ­plan (im Bild von Nord) aus. Dafür gibt es eine Unterkelle­rung.

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