Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Alm-Öhi Krafft hat Schandgeige am Hals
Maskenträger stürmen die Verwaltungsbastion und regieren bis Aschermittwoch
LANGENARGEN - Achim Krafft hatte am Donnerstagabend gegen die närrische Obermacht beim Rathaussturm in Langenargen das Nachsehen. Auch, weil seine „Krafft“-losen Sprüche bei der Narrenschar abprallten und ihre Wirkung verfehlten. Nach drei zunächst erfolglosen Versuchen stürmten die Langenargener Narren schließlich unter der Ansage von Zunftmeister Lothar Berger und Zeremonienmeister Harald Thierer die Verwaltungsbastion und vertrieben schließlich unter lautem Wehklagen der Mägde und Knechte die „Krafft“-lose Gefolgschaft aus ihren verstaubten Amtszimmern.
„Sowieso – Allweilno!“: Die Grundschüler der Franz-AntonMaulbertsch-Schule (FAMS) haben am Gumpigen Donnerstag gemeinsam mit Vertretern der Narrenzunft d’Dammglonker, der Oberdorfer Hopfenweiber und dem klangvollen „Sauhaufa“ausgiebig und fröhlich den Beginn der Fasnetsferien gefeiert. Zuvor stürmten Pfäläller, Argenhexen, Schussengeister, d’Dammglonker sowie Schlossnarren und Seewäscherinnen in die närrisch dekorierten Klassenzimmer, um die Kinder aus ihrer lästigen BildungsKnechtschaft zu befreien. Am Nachmittag ging es in den Gassen, aber auch rund ums Rathaus mit dem närrischen Schabernack bunt und stimmungsvoll weiter.
„Zeit, bei uns am blauen Bodensee, da freuen wir uns heut!”, sangen die Narren unter dem stahlblauen Himmel, bevor sie sich für den Höhepunkt, den wilden Rathaussturm samt Zunftballparty im Münzhof, entsprechend vorbereiteten.
Als verkappter Alm-Öhi wollte er sich gegenüber seinem Volke ausgeben, der Schultes aus Langenargen, in Wirklichkeit versteckte sich der närrische Berg-Seppl, mehr oder weniger geschickt hinter seinem Knecht-Duo Bitzer & Stark und den folgsamen Mägden, während sich das gemeine Amtsproletariat samt Gemeinderäten vor und in den Gemächern der ehrwürdigen Amtsstube bei feinem Rebensaft, teuren Perlwein, reichlich Hopfennahrung und Platten voller Köstlichkeiten lustvoll und freilich auf Kosten der Steuerzahlers amüsierten. „Hochverehrter Bürgermeister, siehst Du diese Narrengeister? Siehst Du die Pfäläller und Hexen, die hier schon ihre Messer wetzen? Lass uns alle friedlich rein, dann wird es für Dich besser sein! Dann wird gelacht, es gibt kein Ärger, mit einem Bürgermeister Berger. Jetzt holt die Brut da oben raus und macht dem Schultes den Garaus“, rief der Zunftmeister, bevor die draufgängerischen Argenhexen, unverfrorene Schussengeister, vorwitzige Pfäläller und Co. mit stimmungsvoller Unterstützung des Fanfarenzugs König Wilhlem höchst persönlich in das erste Haus am Platze eindrangen, dem kämpferischen aber dennoch chancenlosen Bürgermeister gegen jeden Widerstand an die Luft setzen und seinen Hals letztlich in die Schandgeige zwängten.