Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Japanische Nudeln: voll im Ramen!

Nach Sushi kommt mit der Nudelsuppe eine weitere Spezialitä­t nach Deutschlan­d

- Von Julia Uehren

DÜSSELDORF (dpa) - Sie ist genau das Richtige an kalten Tagen: eine dampfende Schüssel kräftige Brühe mit einer großen Portion Nudeln und verschiede­nen Einlagen. Das sind Ramen, japanische Nudelsuppe­n. In vielen deutschen Städten eröffnen Ramen-Bars, in denen ausschließ­lich das beliebte Soulfood der Japaner auf der Karte steht.

Ramen bestehen grundsätzl­ich aus vier Bestandtei­len: einer Brühe, einer Würze, Nudeln und Einlagen oder Toppings.

Die Brühe ist die Basis für die Suppe. Ob sie aus Schweinekn­ochen gekocht wird oder aus ganzen Hühnern, spielt dabei weniger eine Rolle – sie muss nur wirklich lange kochen und aus guten Zutaten bestehen. Als Tare bezeichnet man die Würze, mit der die Brühe ihren charakteri­stischen Geschmack erhält. Auch hier gilt: Es kommt rein, was gefällt. Klassische Würzmittel sind Sojasoße, aromatisie­rte Öle oder Gewürzpast­en.

Das Besondere an den RamenNudel­n, die dem Gericht auch den Namen geben, ist, dass sie nur aus Weizenmehl, Wasser und Kansui bestehen. Kansui ist ein Wasser, das reich an Kalium- und Natriumkar­bonat ist und den

Nudeln ihre charakteri­stische gelbliche Farbe verleiht. Beliebte Toppings sind zum Beispiel gekochte Schweineba­uch-Scheiben, Bambusspro­ssen, Frühlingsz­wiebeln oder Ei.

„Ramen sind für Japaner wie Currywurst mit Pommes für Deutsche – japanische­s Soulfood“, sagt Haruhiko Saeki (Foto: Takumi Ogata). Mit dem „Takumi“in Düsseldorf hat der japanische Koch 2007 die erste Ramen-Bar in Deutschlan­d eröffnet. Damals habe das Restaurant nur ein paar japanische Gäste gehabt. Heute stehen die Menschen Schlange, und es gibt mittlerwei­le 20 „Takumi“Bars in ganz Europa.

Der Ramen-Boom habe in Japan vor etwa 15 Jahren begonnen. Heute gibt es dort schätzungs­weise 200 000 Ramen-Restaurant­s. Seit ein paar Jahren spürt Haruhiko Saeki den Trend auch in Deutschlan­d: Offizielle Zahlen gibt es keine, aber hierzuland­e seien es bestimmt schon 30 Restaurant­s, schätzt der Geschäftsm­ann.

Für Daniela Langkamp (Foto: Daisuke Nikaido), Gründerin des JapanBlogs „Nippon Insider“und Autorin von „111 Gründe, Japan zu lieben“, reihen sich Ramen in den generellen JapanTrend ein: „Ramen sind einfach und schnell gemacht, man braucht nur wenige Zutaten und sie sind günstig in der Herstellun­g“, sagt die Berlinerin.

„Das Interesse an Japan hat stark zugenommen. Es ist einfacher und günstiger geworden, nach Japan zu reisen und sich über Japan zu informiere­n“, erklärt die Bloggerin. Viele Touristen würden mit Ramen ein authentisc­hes Gericht aus Japan verbinden, das sie sich auch zu Hause wünschten, schon allein der Erinnerung wegen.

Stevan Paul, Food-Journalist und Kochbuchau­tor, beobachtet diese Entwicklun­g ebenfalls. „Ramen sind mit der neuen Begeisteru­ng für Japan aufgekomme­n“, sagt er. „Die RamenNudel­suppe ist von sich aus extrem gefällig: weich, warm, man muss nichts kauen, es ist echtes KomfortFoo­d und bringt immer eine leichte Süße mit, also etwas, das die Leute extrem anspricht.“

Ob man Ramen auch zu Hause zubereiten kann? Haruhiko Saeki ist sich unsicher. Das sei eigentlich eher ein Gericht, für das die Japaner in ein Restaurant gehen. Aber klar, man könne Ramen auch zu Hause kochen. Die Kochbuch-Branche hat den Trend zumindest schon aufgegriff­en.

Eines der ersten Kochbücher auf dem Markt war „Meine japanische Küche“von Stevan Paul, der aus Ravensburg stammt. „Mein Ziel war, ein Japan-Kochbuch für zu Hause zu schreiben, das zeigen soll, wie unkomplizi­ert, wie machbar, wie überrasche­nd alltagstau­glich die japanische Küche ist, wenn man die richtige Anleitung hat“, schreibt er.

Deutsches Rezept

Mit viel Respekt vor der Küche habe Paul ein deutsches Ramen-Rezept entwickelt, das ohne Kombu-Alge und Dashi auskommt – zwei Zutaten, die der Suppe diesen besonderen Umami-Geschmack geben, aber in guter Qualität oft nur schwer zu finden seien. „Ich habe das mit Sardellen und Vollkorn- oder Schwarzbro­t gelöst“, sagt Stevan Paul. In der Kombinatio­n mit Sojasauce gelinge ein komplexer, aromatisch­er Fond, der durchaus ans Original erinnere und eine duftende Asia-Grundbrühe ergebe. Zu dem Rezept habe er wahnsinnig viele Zuschrifte­n bekommen, weil der gute Geschmack die Leute verblüfft habe.

Stevan Paul (Foto: Andrea Thode/ Hölker Verlag) glaubt, dass das Thema Ramen jetzt in unsere Alltagsküc­he übergehen wird, so wie es beim BurgerHype gewesen sei. Und Haruhiko Saeki ist überzeugt: „Der Ramen-Trend wird weitergehe­n.“Dazu wird er mit der Neueröffnu­ng einer weiteren Ramen-Bar in Köln im Frühjahr selbst beitragen.

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Entenbrust und Shiitakepi­lze eignen sich gut als Einlage in diesem von Sojasosse geprägten Ramen-Gericht.
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In Tampopo-Nudelsuppe sind Ramen, Schweineba­uch-Streifen, Frühlingsz­wiebeln und ein Nori-Blatt.
 ?? ALLE FOTOS: ANDREA THODE/HÖLKER VERLAG ?? Miso-Ramen wird traditione­ll gerne mit Ei und Mais serviert.
ALLE FOTOS: ANDREA THODE/HÖLKER VERLAG Miso-Ramen wird traditione­ll gerne mit Ei und Mais serviert.
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Daniela Langkamp
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Haruhiko Saeki
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Stevan Paul

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