Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Trump tut Cohens Aussage als Lüge ab
Der US-Präsident geht nicht auf Details ein – Drohen ihm weitere Ermittlungen?
HANOI (AFP) - US-Präsident Donald Trump und sein ehemaliger Anwalt Michael Cohen bezichtigen sich gegenseitig der Lüge. Trump reagierte am Donnerstag verärgert auf Anschuldigungen, die Cohen vor dem US-Kongress gegen ihn erhoben hatte. „Er hat viel gelogen“, sagte Trump in Hanoi. Cohen hatte dem Präsidenten in einer Anhörung eine Serie von Rechtsverstößen und Lügen zur Last gelegt und ihn als „Rassisten, Betrüger und Schwindler“bezeichnet.
Trump ging auf einer Pressekonferenz nach dem Nordkorea-Gipfel in Hanoi nicht im Detail darauf ein, welche von Cohens Aussagen seiner Ansicht nach der Wahrheit widersprachen. Der Präsident zeigte sich allerdings bereit, seinem Ex-Anwalt in genau jenem Punkt Glauben zu schenken, in dem dieser auf belastbare Anschuldigungen verzichtete: der Frage illegaler Absprachen mit Russland im Präsidentschaftswahlkampf 2016. Cohen hatte vor dem Kongress gesagt, dass er für solche Absprachen keine Belege habe. Trump sagte dazu: „In einem Punkt hat Cohen nicht gelogen. Er sagte: keine Absprachen mit dem Russland-Schwindel.“Dies habe ihn „ein bisschen beeindruckt“, sagte Trump.
Kritik am Zeitpunkt der Anhörung
Der Präsident gab die Aussagen seines früheren Anwalts allerdings nicht korrekt wieder. Cohen hatte keineswegs gesagt, dass es keine Absprachen mit Russland gegeben habe. Er sagte lediglich, dass er dafür keine „Belege“habe, wohl aber gewisse „Verdachtsmomente“sehe.
Trump beschwerte sich darüber, dass Cohen ausgerechnet während seines Gipfeltreffens mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jongun vor dem Kongress in Washington angehört wurde. Eine solche Anhörung „mitten in diesem sehr wichtigen Gipfel“anzusetzen, sei „wirklich eine schlimme Sache“.
Cohen hatte am Mittwoch in einer spektakulären Aussage im US-Kongress den US-Präsidenten als Mann charakterisiert, der sich unbekümmert über das Recht hinwegsetzt, gewohnheitsmäßig lügt und seine Mitarbeiter zum Lügen anstiftet.
Juristisch heikel für Trump könnte Cohens Aussage sein, dass der Präsident nach seiner Vereidigung an der Vertuschung einer angeblichen Affäre mit der Porno-Darstellerin Stormy Daniels beteiligt gewesen sei. Der Präsident soll über Cohen Schweigegeldzahlungen geleistet haben; diese könnten gegen ein Gesetz zur Wahlkampffinanzierung verstoßen. Cohen sprach in seiner Aussage vor dem permanenten Untersuchungsausschuss des Repräsentantenhauses auch davon, dass New Yorker Bundesanwälte weitere Ermittlungen zu Vorgängen führten, in die Trump mutmaßlich verwickelt sei. Zum Inhalt dieser Ermittlungen wollte er sich nicht äußern.