Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Bissige Wortkünstler servieren deftige Kost
Memminger Kabaretttage gehen vom 21. März bis 11. April über die Bühne
MEMMINGEN - „Heute mach ich mir kein Abendbrot, heute mach ich mir Gedanken“, hat der unvergessene Schauspieler und Kabarettist Wolfgang Neuss einmal gesagt. Reichlich Gelegenheit dazu ist bei den 11. Memminger Kabaretttagen, die vom 21. März bis 11. April über die Bühne gehen (komplettes Programm siehe Infokasten ). Zumal das bewährte Festivalmotto „Herzhaft zu beißen“heißt. Ob die Kabarett-Kost schmeckt, leicht zu konsumieren oder schwer zu verdauen ist, beurteilt dann nicht nur das Publikum, sondern auch eine Jury, die dem bissigsten Wortkünstler das mit 1000 Euro dotierte „Memminger Maul“verleihen wird. Zusätzlich gibt es ein Kunstwerk, das jedes Mal ein anderer Künstler aus der Region gestaltet, diesmal hat es Josef Bichlmair gefertigt.
Es ist übrigens ganz und gar nicht selbstverständlich, dass die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Kabaretttage ihre elfte Auflage erleben. „Wir hatten sie schon begraben, weil drei aus dem fünfköpfigen Veranstalterteam abgesprungen sind“, erzählt Peter Javurek, einer der Mitbegründer der mit viel Zeitaufwand ehrenamtlich organisierten Veranstaltungsreihe. Sie wurde vor mehr als 20 Jahren von einer Handvoll Männern aus der Taufe gehoben, die sich „Memminger Podium“nannten und eine neue Aufgabe suchten, nachdem sie ihre kritische Diskussionsreihe über Lokalthemen eingestellt hatten. Mit ins Boot holten sie für den Start das Landestheater Schwaben (LTS), die Sontheimer Dampfsäg und die Kleinkunstbühne PiK. Anfangs wirtschaftete jeder auf eigene Kasse, dann ließ man das Finanzielle und die Künstlerverträge übers PiK laufen. „Sonst hätten wir einen Verein gründen müssen“, sagt Javurek – der betont, diesmal zum letzten Mal dabei zu sein.
Die „Neuen“machen mit, weil sie dieses „Highlight in unserer Region“erhalten wollen. „Das war für mich immer ein Angebot, bei dem ich blind Karten kaufen konnte, weil ich wusste, dass nur gute Leute kommen“, sagt etwa die Ärztin und Kabarett-Liebhaberin Kilgert-Grashey. Schwierig sei die Programmgestaltung diesmal aber gewesen, weil man wegen der neuen Teambildung ein wenig später dran war als bisher. Deshalb sei mit Luise Kinseher auch nur eine Frau im Programm: „Die sind gerade so begehrt, dass sie schon alle ausgebucht waren“, sagt Kilgert-Grashey.
Preisträger eröffnet
Sehen lassen kann sich das Programmpaket mit 13 Vorstellungen an fünf Veranstaltungsorten natürlich trotzdem. Neben bekannten Größen wie Altmeister Sigi Zimmerschied, Ulan & Bator (Preisträger 2011) oder „Mama Bavaria“Luise Kinseher kommen auch aufstrebende Nachwuchstalente aus der Kabarettszene nach Memmingen. Mit Clemens Maria Schreiner und dem Duo BlöZinger reist komödiantischer Import aus dem Nachbarland Österreich an. Das Programm eröffnet der Preisträger der vergangenen Kabaretttage, Mathias Tretter, mit seinem neuen Programm „Pop“. Und mit einem Poetry-Slam hat gar ein ganz neues Format Eingang ins Programm gefunden – schließlich hat so mancher Slammer inzwischen Karriere als Kabarettist gemacht.