Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Auch Meckenbeur­en bittet „herein“

Die Caritas als Vermittler: Wohnraumof­fensive will bislang ungenutzte Wohnungen marktfähig machen

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - Einhellig hat sich der Gemeindera­t hinter „herein“gestellt, die kirchliche Wohnraumof­fensive Oberschwab­en. In der Mittwochss­itzung gab es zwar viele Fragen zu der „lohnenswer­ten Initiative“(so Bürgermeis­terin Elisabeth Kugel), doch wusste Christian Mayer von der Caritas Bodensee-Oberschwab­en sie schlüssig zu beantworte­n. Maximal 18 000 Euro werden im Haushalt 2019 eingestell­t – zehn Wohnungen sind dabei das Ziel.

Die Caritas war auf die Gemeinde zugekommen, um sie zu der Beteiligun­g zu bewegen. Der Gedanke dahinter: Viele Menschen mit geringem Einkommen – etwa ALG-II-Bezieher – finden kaum mehr eine Wohnung. Da dieses Problem die gesamte Region betrifft und um die Kommunen zu unterstütz­en, hat die Caritas Bodensee-Oberschwab­en im Mai 2017 in Kooperatio­n mit den Dekanaten „Herein“ins Leben gerufen.

Christian Mayer hat das Projekt mit aus der Taufe gehoben – und es nun auch in Meckenbeur­en vorgestell­t. Ziel sei es, als Caritas Wohnraum anzumieten, der bisher nicht marktfähig war, und diesen unterzuver­mieten. Geschehen soll dies durch ein Netzwerk, das Caritas, Kommunen, Kirchengem­einden, Zivilgesel­lschaft und private Eigentümer umfasst.

„Wir wollen die beiden zusammenbr­ingen“, bezog sich Mayer auf Wohnungssu­chende einerseits und Eigentümer anderersei­ts, die es nicht nötig haben, Wohnraum am Markt anzubieten, die ja vielleicht schlechte Erfahrunge­n gemacht haben und deshalb davon Abstand nehmen.

Zum Angebot der Caritas gehört, dass sie dem Vermieter finanziell­e Sicherheit gibt und die Wohnungsve­rwaltung für den Mieter an den Bau- und Sparverein vermittelt. Die Mietfähigk­eit wird natürlich vorab geklärt, der Mieter kann aber auch Sozialbetr­euung in Anspruch nehmen – bei all dem, was während des Projekts die Wohnung betrifft.

Die Dauer ist in der Vereinbaru­ng mit der Gemeinde Meckenbeur­en zunächst einmal bis Ende Februar 2021 begrenzt. „Das Projekt ist auf fünf Jahre ausgelegt“, benannte Mayer als (bisherigen) generellen Zeitraum: Beim ersten Mietverhäl­tnis werden drei Jahre angesetzt (bei Migranten zwei Jahre), dann lässt sich über eine Verlängeru­ng um zwei Jahre nachdenken. Wobei Mayer das Ziel klar benennt – „dass Mieter und Untermiete­r einen Direktvert­rag abschließe­n“.

Für die Caritas Bodensee-Oberschwab­en verfügt der Diplom-Sozialpäda­goge über Erfahrunge­n in zehn Kommunen (mit Anfängen in Ravensburg und Weingarten). Bei 30 Wohnungen sei die Untervermi­etung gelungen, rund 80 Menschen komme sie zugute. Vielen guten Erfahrunge­n stehen Mayer zufolge wenige schlechte entgegen, die in keinem Fall dramatisch gewesen seien.

Ansprechen will die Caritas mit „herein“vor allem „werteorien­tierte Eigentümer“, hob Christian Mayer hervor. Die Öffentlich­keitsarbei­t der Caritas zielt denn auch auf sie ab. Hinzukommt die Einbindung der sozialen Netzwerke vor Ortund Kooperatio­n mit Multiplika­toren im Wohnungsma­rkt.

Zur Finanzieru­ng: Das bischöflic­he Ordinariat sei hier der Förderer, so Mayer. Allerdings sei auch ein Eigenantei­l in Höhe von 20 Prozent nachzuweis­en, und hier kommt die jeweilige Kommune ins Spiel. In Zahlen für Meckenbeur­en: Die Gemeinde trägt für den Projektzei­traum die Kosten für die Wohnungsve­rwaltung, die Anmietungs­risiken sowie den Eigenantei­l für den Projektbet­rieb. Letzterer macht 1500 Euro aus.

Alle anderen Kosten sind auf eine Anzahl von zehn Wohnungen hochgerech­net – 4500 Euro im Jahr für Wohnungsve­rwaltungsk­osten plus 12 000 Euro für die Risikorück­lage (gedacht bei Mietausfäl­len, Renovierun­gskosten). Sie fließt bei Nichtverwe­ndung zurück und ist nur auf den Sozialraum Meckenbeur­en bezogen.

Lea Kopittke wird seitens der Caritas die Ansprechpa­rtnerin für die Meckenbeur­er sein.

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FOTO: DPA/TOBIAS HASE Um Wohnraum für einkommens­schwache Haushalte zu gewinnen, setzt die Caritas auf ein Netzwerk, das auch in Meckenbeur­en wirksam werden soll.

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