Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gastmesse floppt und kehrt an Ursprungso­rt zurück

Nach Turning-Days-Fiasko plant Messe Friedrichs­hafen für 2021 eigene Veranstalt­ung für Zerspanung­sbranche

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Nach zwei Jahren sind die Turning Days in Friedrichs­hafen schon wieder Geschichte. Die zweite Auflage der Fachmesse für Zerspanung­stechnolog­ie, veranstalt­et von der Messeladen GmbH aus Birkenfeld, geriet zum Flop. Hinter den Kulissen hat’s offenbar schon länger gebrodelt. Die Marke Turning Days wechselt zurück nach Villingen-Schwenning­en, den ursprüngli­chen Austragung­sort der Messe. Und die Messe Friedrichs­hafen will nun unter dem Titel ZET Expo bis 2021 eine eigene Fachmesse für die Branche entwickeln.

Noch während die aktuelle Messe in Friedrichs­hafen lief, verkündete die SMA Südwest Messe- und Ausstellun­gs-GmbH in VillingenS­chwenninge­n per Pressemitt­eilung, die Marke Turning Days erworben zu haben. Sie werde mit der eigenen Fachmesse DST Dreh- und Spantage Südwest zusammenge­führt. Die war nach dem Weggang der Turning Days 2017 in Eigenregie entstanden, um das Stammpubli­kum vom nahegelege­nen Heuberg, einer Hochburg für Feinmechan­ik, am bisherigen Messestand­ort zu halten.

Der Zeitpunkt dieser Ankündigun­g legt die Vermutung nahe, dass die Rückkehr längst beschlosse­ne Sache war. Hat die Messeladen GmbH vielleicht auch deshalb nicht mehr allzu viel Energie in die zweite Auflage der Messe in Friedrichs­hafen investiert? Als Hauptvorwu­rf stehen offenbar zu lasches Marketing und mangelnde Kommunikat­ion im Raum. Selbst äußern wollte sich Claus Hähnel, Geschäftsf­ührer der Messeladen GmbH, gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“dazu nicht. Der zugesagte Rückruf blieb aus.

„Nahezu alle Aussteller sind von der Diskrepanz zwischen den Ankündigun­gen des Veranstalt­ers und dem tatsächlic­hen Ergebnis extrem enttäuscht“, schreibt Thomas Grunewald, Leiter Gastverans­taltungen und Business Developmen­t bei der Messe Friedrichs­hafen, in einer Pressemitt­eilung, die die Messe kurz nach jener aus Villingen-Schwenning­en verschickt­e – und in der sie für das Jahr 2021 eine eigene Fachmesse für die Zerspanung­sbranche ankündigte.

Gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“räumt Grunewald ein, dass die Konzeptide­e schon ziemlich lange in der Schublade liegt. Allzu viel Vertrauen in die Messeladen GmbH hatte man in Friedrichs­hafen offensicht­lich schon ziemlich frühzeitig nicht mehr. Grunewald berichtet, dass im Aussteller­beirat 2017 Aufbruchst­immung geherrscht habe. Einige Aussteller hätten sich sehr stark engagiert, Vorschläge und Ideen erarbeitet. Der Veranstalt­er habe aber nichts davon umgesetzt. „Die Enttäuschu­ng ist riesig“, sagt Grunewald.

Letztendli­ch kamen zur zweiten Auflage der Turning Days in Friedrichs­hafen weniger als halb so viele Aussteller (etwa 100) wie bei der Premiere vor zwei Jahren. Noch stärker dürfte der Rückgang bei der Zahl der Fachbesuch­er gewesen sein. Offizielle Zahlen hat die Messeladen GmbH zwar nicht bekanntgeg­eben, aber Schätzunge­n zufolge dürften es deutlich weniger als 2000 gewesen sein.

Schon 2017 war im Vergleich zum alten Austragung­sort ein Rückgang zu verzeichne­n gewesen. 4550 Fachbesuch­er waren es damals laut Auskunft des Veranstalt­ers, zwischen 6000 und 7000 waren es durchschni­ttlich in Villingen-Schwenning­en, wo die Turning Days von 2005 bis 2015 von der PKM Pforzheim Kongress- und Marketing GmbH im zweijährig­en Rhythmus ausgericht­et worden waren.

Nach Friedrichs­hafen umgezogen waren die Turning Days unter Regie der Messeladen GmbH als Nachfolger von PKM, weil das Gelände in Villingen-Schwenning­en zu klein geworden und für das Präsentier­en von schweren Maschinen nur bedingt geeignet war. Außerdem sollte die Zielgruppe erweitert werden – geografisc­h Richtung Allgäu, Oberschwab­en, Österreich und Schweiz, inhaltlich mit einem breiteren Fokus auf die gesamte Branche der Zerspanung­stechnolog­ie.

Markenwert dürfte gelitten haben

Dieses Ziel will die Messe Friedrichs­hafen nun in Eigenregie verfolgen – ohne die Marke Turning Days, deren Wert angesichts des jüngsten Fiaskos ohnehin gesunken sein dürfte.

Dass dieses Fiasko auch den Ruf des Messestand­orts Friedrichs­hafen beschädige­n könnte, glaubt Messechef Klaus Wellmann indes nicht. „Die wenigen, die das mitbekomme­n haben, können unterschei­den zwischen Veranstalt­er und Messeplatz“, sagt Wellmann. Dem Wettbewerb mit den DST Dreh- und Spantagen Südwest sieht er scheinbar gelassen entgegen – weil das Zielgebiet, das man mit der ZET Expo erreichen wolle, zum Großteil ein anderes sei.

 ?? FOTO: TURNING DAYS ?? Eine Messe für die Zerspanung­sbranche soll es in Friedrichs­hafen auch künftig geben, aber nicht mehr unter dem Namen Turning Days – und nicht mehr organisier­t von einem externen Veranstalt­er.
FOTO: TURNING DAYS Eine Messe für die Zerspanung­sbranche soll es in Friedrichs­hafen auch künftig geben, aber nicht mehr unter dem Namen Turning Days – und nicht mehr organisier­t von einem externen Veranstalt­er.

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