Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Fertig geplant, fertig gebaut – aber kein Personal
Neue Kinderbetreuungseinrichtung im Nebengebäude des Kressbronner Rathauses kann nur provisorisch eröffnet werden
KRESSBRONN - Fertig geplant, fertig gebaut: Die neue Kinderbetreuungseinrichtung im Nebengebäude des Kressbronner Rathauses ist so gut wie fertig. Eigentlich könnte Anfang März wie vorgesehen eine Gruppe dort einziehen, doch Personalmangel macht die Situation äußerst schwierig, wie Kämmerer Matthias Käppeler im Gemeinderat erläuterte. Nur dem Einsatz der vorhandenen Fachkräfte ist es zu verdanken, dass nun ein Notfallplan erstellt werden konnte, der die Eröffnung doch ermöglicht.
„Es ist positiv, dass in Kressbronn so schnell geplant wird und es ist positiv, dass es ein Gebäude gibt, in dem betreut werden kann. Früher hätte das gereicht“, so Matthias Käppeler zu Beginn des schwierigen Tagesordnungspunktes. Trotz diverser Werbemaßnahmen sei es bislang nicht gelungen, zahlenmäßig ausreichendes Personal zu finden, um die Gruppe wie geplant Anfang März eröffnen zu können. „Wir haben rund zehn verbindliche Anmeldungen vorliegen“, so der Kämmerer. „Zwar wird das notwendige Mindestpersonal, um eine Betriebserlaubnis zu erhalten, erreicht, allerdings ergeben sich im Betrieb erhebliche Probleme, sobald eine Kollegin krank oder schwanger wird oder ihren Erholungsurlaub nimmt“, so Matthias Käppeler.
Die bisherigen Versuche, Fachkräfte nach Kressbronn zu holen, seien trotz großer Anstrengungen leider fehl geschlagen. So unterstütze man die Aus- und Weiterbildung, doch trotz Werbefilme im Kino sei es schwierig, die Stellen zu besetzen. Auch Anzeigen in verschiedenen Medien, eine übertarifliche Vergütung von Zweitkräften bis hin zu Anfragen bei Personalleihagenturen hätten leider nicht den gewünschten Erfolg gehabt. „Während die bundesweite Planung von rund 35 Prozent Betreuungsquote im Kleinkindbereich ausging, erreicht Kressbronn eine Quote von 60 Prozent. Sowohl qualitativ als auch quantitativ scheitert ein weiterer Ausbau der Kinderbetreuung am Fachpersonal“, so der Kämmerer. Auch in benachbarten Gemeinden habe man mit der Personalnot zu kämpfen.
Zusammen mit den Leitungen der einzelnen Kinderbetreuungseinrichtungen habe die Verwaltung alle Alternativen durchgespielt, doch da kollidiere man mit den zusätzlich hinzugekommenen Vorschriften des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales Baden-Württemberg. So sei es weder möglich, vorübergehend jede vorhandene Gruppe um ein Kind zu erhöhen, noch, den Bewegungsraum umzunutzen oder einen Bauwagen in den Garten zu stellen. „Bei diesen strengen Auflagen können wir leider nicht mehr tun. Dabei ist die Problematik für uns alles andere als schön“, so Matthias Käppeler.
Hier sei die Politik „ganz oben“gefragt, lautete der Tenor unter den Gemeinderäten in der anschließenden Diskussion. Es könne nicht sein, dass es einen Rechtsanspruch gäbe, aber die Kommunen mit der gesamten Umsetzung allein gelassen würden. „Die Landespolitik ist aufgefordert zu handeln und die Kommunen nicht mit den hohen personellen und baulichen Anforderungen für Kinderbetreuungseinrichtungen im Regen stehen zu lassen“, betonte Bürgermeister Daniel Enzensperger.
Auch die gutgemeinten Vorschläge der Räte führten nicht zu einer kurzfristigen Lösung. Mittelfristig gesehen wolle man das gesamte Betreuungsangebot in Kressbronn auf den Prüfstand stellen (Kindergartenbedarfsplan), in Schulen junge Menschen direkt auf eine Ausbildung ansprechen, auf Eltern zugehen und abfragen, inwiefern sie einen Betreuungsplatz vielleicht nicht zwingend benötigen und langfristig Wohnraum für Fachkräfte anbieten.
Als kurzfristige Lösung einigten sich Verwaltung und Räte einstimmig für den Vorschlag, eine Gruppe in der neuen Kinderbetreuungseinrichtung im Rathaus mit verkürzten Öffnungszeiten anzubieten, nämlich dienstags, mittwochs und donnerstags jeweils von 7.45 bis 12.30 Uhr.