Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Vitamine to go
Zugegeben, sind wir heutzutage nicht alle ein bisschen anfällig für hip klingende Anglizismen? Vor allem im Job werfen wir mit englischen Begriffen nur so um uns. Denn klingen Deadline, Meeting und Feedback nicht auch irgendwie gleich viel spannender und moderner als ihre deutschen Pendants? Während Workshop uns sogleich an Produktivität denken lässt, muss man bei Arbeitstreffen schon eher ein Gähnen unterdrücken. Brainstorming schreit förmlich nach spannendem Gedankenaustausch, während Ideensammeln an zähes Kollektivschweigen erinnert.
Und kaum aus dem Büro raus, geht es weiter: Wir gehen online, wir gehen joggen, machen ein Workout im Gym und lassen den Abend anschließend bei einer Cocktail-Happy-Hour ausklingen. Wir trinken Smoothies und essen Streetfood, weil das doch gleich viel leckerer klingt als püriertes Obstgetränk und Straßenessen. Wir freuen uns schon auf den nächsten All-Inclusive-Urlaub, für den wir den Online-CheckIn auf keinen Fall vergessen dürfen!
Wir chatten, zoomen, zappen und googeln. Kurzum: Während sich so manche Anglizismen in der Tat vermeiden lassen könnten, haben andere durchaus ihre Berechtigung oder sind schlichtweg einfach ansprechender. Dies muss sich wohl auch der clevere Landwirt kurz vor Ailingen gedacht haben, welcher seine Äpfel zum Mitnehmen kurzerhand als Vitamine to go anpreist. Ich sage nur, ganz schön smartes Marketing!