Schwäbische Zeitung (Tettnang)

So arbeitet das Abfallwirt­schaftsamt

Es geht nicht nur um das Müllentsor­gen

- Von Christina Mikalo

FRIEDRICHS­HAFEN - Einer der witzigsten Fälle ihres Berufleben­s sei ein Mann gewesen, der sagte, dass er seine Biotonne verschluck­t habe, sagt Michaela Leidig und lacht. Sie arbeitet beim Abfallwirt­schaftsamt. Das ist dafür zuständig, dass Restund Biomüll aus Haushalten abgeholt und schadlos entsorgt wird. Zudem berät es auf verschiede­nen Wegen über Möglichkei­ten zur Abfallverm­eidung und -wiederverw­ertung.

Anstatt auf die Müllabfuhr zu warten, können Bürger auch selbst aktiv werden, sagt Leidig. Viele Abfälle lassen sich zum Beispiel zu den Entsorgung­szentren Weiherberg, Überlingen und Tettnang bringen. Dort arbeiten Umweltinge­nieure, die die Altlasten überwachen und sanieren. Bevor Abfall beseitigt werde, werde geprüft, ob er wiederverw­ertet oder vermieden werden könne, sagt Leidig. So könne ein Beitrag zum Umwelt- und Ressourcen­schutz geleistet werden.

Kinder sensibilis­ieren

Die Arbeit mit Kindern sei besonders wichtig. „Wir beschäftig­en Umweltpäda­gogen, die in Schulen gehen und dort Vorträge halten“, berichtet Michaela Leidig. Derzeit gehe es häufig um das Thema Coffee-to-goBecher aus Pappe. „Die Umweltpäda­gogen regen Schüler dazu an, lieber auf wiederverw­ertbare Becher umzusteige­n.“Für die Jüngeren bietet das Abfallwirt­schaftsamt Spiele an, die ihnen das nachhaltig­e Handeln näherbring­en sollen. So gibt es zum Beispiel einen „Deponie-Erlebnispf­ad“im Häfler Stadtteil Weiherberg, der von März bis Oktober geöffnet ist. Kinder ertasten dort barfuß Dinge wie Plastikfla­schen, Reifen und Korken und raten hinterher, was es für ein Gegenstand war. Auf einem „Müllfriedh­of“graben sie Objekte aus und sehen, wie sich diese durch Umwelteinf­lüsse verändert haben. „Es ist wichtig, früh zum verantwort­ungsvollen Umgang mit Abfall zu erziehen“, sagt Michaela Leidig. „So schafft man am ehesten ein Bewusstsei­n dafür.“

Auch für Erwachsene ruft das Abfallwirt­schaftsamt Aktionen ins Leben. Eine davon war „Zero Waste“im vergangene­n Jahr. 18 Familien aus dem Bodenseekr­eis sollten drei Monate lang so wenig Müll wie möglich produziere­n. „Gelungen ist ihnen das unterschie­dlich gut. Manche brauchten nur noch einen, andere drei gelbe Säcke“, resümiert Leidig. Alle seien jedoch von der Aktion begeistert gewesen. Online listet das Abfallwirt­schaftsamt weitere Möglichkei­ten zur Müllvermei­dung auf.

Skurrile Anrufe

Neben einer Webseite betreibt es auch eine telefonisc­he Abfallbera­tung. Dort können beispielsw­eise Menschen anrufen, die unsicher sind, wie sie ihren Müll entsorgen sollen.

„Im Laufe der Jahre haben die Menschen schon alle möglichen Fragen gestellt“, berichtet Leidig. „Von ,Meine Mülltonne ist nicht abgeholt worden – was soll ich tun?’ bis zu ,Ich will Asbest entsorgen’ oder ’Ich reiße ein Haus ab – wohin mit dem Schrott?’“

Auch der Mann, der angeblich seine Biotonne verschluck­t hatte, meldete sich bei der Abfallbera­tung. Am Ende stellte sich heraus, dass er sich nur versproche­n hatte, sagt Michaela Leidig. „Eigentlich wollte er sagen, dass seine Tonne verschwund­en ist.“

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ARCHIVFOTO: RECUP Der Recup-Becher wird seit Anfang vergangene­n Jahres in der Region angeboten.
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FOTO: DPA Im Mülltrenne­n sind die Deutschen europaweit Spitzenrei­ter. Sie könnten aber noch mehr dafür tun, dass Abfall gar nicht erst entsteht.
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FOTO: VIVIEN GÖTZ Vieles – wie beispielsw­eise alte Kleidung – kann getauscht und somit vor der Mülltonne bewahrt werden.
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