Schwäbische Zeitung (Tettnang)
So arbeitet das Abfallwirtschaftsamt
Es geht nicht nur um das Müllentsorgen
FRIEDRICHSHAFEN - Einer der witzigsten Fälle ihres Beruflebens sei ein Mann gewesen, der sagte, dass er seine Biotonne verschluckt habe, sagt Michaela Leidig und lacht. Sie arbeitet beim Abfallwirtschaftsamt. Das ist dafür zuständig, dass Restund Biomüll aus Haushalten abgeholt und schadlos entsorgt wird. Zudem berät es auf verschiedenen Wegen über Möglichkeiten zur Abfallvermeidung und -wiederverwertung.
Anstatt auf die Müllabfuhr zu warten, können Bürger auch selbst aktiv werden, sagt Leidig. Viele Abfälle lassen sich zum Beispiel zu den Entsorgungszentren Weiherberg, Überlingen und Tettnang bringen. Dort arbeiten Umweltingenieure, die die Altlasten überwachen und sanieren. Bevor Abfall beseitigt werde, werde geprüft, ob er wiederverwertet oder vermieden werden könne, sagt Leidig. So könne ein Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz geleistet werden.
Kinder sensibilisieren
Die Arbeit mit Kindern sei besonders wichtig. „Wir beschäftigen Umweltpädagogen, die in Schulen gehen und dort Vorträge halten“, berichtet Michaela Leidig. Derzeit gehe es häufig um das Thema Coffee-to-goBecher aus Pappe. „Die Umweltpädagogen regen Schüler dazu an, lieber auf wiederverwertbare Becher umzusteigen.“Für die Jüngeren bietet das Abfallwirtschaftsamt Spiele an, die ihnen das nachhaltige Handeln näherbringen sollen. So gibt es zum Beispiel einen „Deponie-Erlebnispfad“im Häfler Stadtteil Weiherberg, der von März bis Oktober geöffnet ist. Kinder ertasten dort barfuß Dinge wie Plastikflaschen, Reifen und Korken und raten hinterher, was es für ein Gegenstand war. Auf einem „Müllfriedhof“graben sie Objekte aus und sehen, wie sich diese durch Umwelteinflüsse verändert haben. „Es ist wichtig, früh zum verantwortungsvollen Umgang mit Abfall zu erziehen“, sagt Michaela Leidig. „So schafft man am ehesten ein Bewusstsein dafür.“
Auch für Erwachsene ruft das Abfallwirtschaftsamt Aktionen ins Leben. Eine davon war „Zero Waste“im vergangenen Jahr. 18 Familien aus dem Bodenseekreis sollten drei Monate lang so wenig Müll wie möglich produzieren. „Gelungen ist ihnen das unterschiedlich gut. Manche brauchten nur noch einen, andere drei gelbe Säcke“, resümiert Leidig. Alle seien jedoch von der Aktion begeistert gewesen. Online listet das Abfallwirtschaftsamt weitere Möglichkeiten zur Müllvermeidung auf.
Skurrile Anrufe
Neben einer Webseite betreibt es auch eine telefonische Abfallberatung. Dort können beispielsweise Menschen anrufen, die unsicher sind, wie sie ihren Müll entsorgen sollen.
„Im Laufe der Jahre haben die Menschen schon alle möglichen Fragen gestellt“, berichtet Leidig. „Von ,Meine Mülltonne ist nicht abgeholt worden – was soll ich tun?’ bis zu ,Ich will Asbest entsorgen’ oder ’Ich reiße ein Haus ab – wohin mit dem Schrott?’“
Auch der Mann, der angeblich seine Biotonne verschluckt hatte, meldete sich bei der Abfallberatung. Am Ende stellte sich heraus, dass er sich nur versprochen hatte, sagt Michaela Leidig. „Eigentlich wollte er sagen, dass seine Tonne verschwunden ist.“