Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Neustart: Dialoge hat jetzt eine Chefin
Insolvenzverfahren beendet – Christine Buck-Zimmermann neue Geschäftsführerin
LINDAU - Die Zukunft der angeschlagenen Lindauer Sprachschule Dialoge ist gesichert. Neue Geschäftsführerin ist ab sofort Christine BuckZimmermann. Am Freitag ist der entsprechende Gerichtsbeschluss zum Insolvenzverfahren offiziell versandt worden. Frank Gebhard, der die Schule vor rund 30 Jahren gegründet und seitdem geleitet hat, ist aus dem Geschäft. Er will sich aber nicht aus der Branche zurückziehen, wie er im Gespräch mit der LZ betont.
Dialoge hat – wie berichtet – im Dezember einen Insolvenzantrag gestellt, da die Schule mit finanziellen Schwierigkeiten kämpft. Im Rahmen der vorläufigen Insolvenzverwaltung ist seitdem viel über die Zukunft der Schule verhandelt worden. Mit Christine Buck-Zimmermann und Florian Zimmermann gab es Interessenten, die den Betrieb übernehmen wollten. Doch auch Frank Gebhard wollte seinem Unternehmen verbunden bleiben – allerdings nur als Berater, nicht mehr als Geschäftsführer. Doch die Vorstellungen der beiden Parteien waren offenbar nicht vereinbar. „Es muss einen klaren Schnitt geben“, sagte Florian Zimmermann, der Lindauern als Geschäftsführer der Eilguthalle bekannt ist.
Das hat der Insolvenzverwalter offensichtlich auch so gesehen und sich für die Abwicklung der alten Dialoge SBL GmbH entschieden. Das bedeutet, Gebhard bekommt einen bestimmten Geldbetrag, um seine Gläubiger zu bedienen, und die Nachfolgerin übernimmt ein schuldenfreies Unternehmen mit allen Mitarbeitern.
„Die Schule ist eine wichtige Sache für Lindau, sie sollte der Insel erhalten bleiben.“Davon ist die neue Geschäftsführerin Christine BuckZimmermann überzeugt. Die Betriebswirtin, die aus der Automobilwirtschaft kommt, habe erstmals während ihrer Arbeit in Brüssel von der Lindauer Sprachschule gehört, da eine Kollegin die Schule besucht hatte. Seit sie jetzt selbst in Lindau lebt, habe sie immer wieder viel Lob über die Schule gehört, zuletzt von ihrem eigenen Au-pair-Mädchen. „Ich bin sehr angetan von den Lehrkräften. Die machen einen klasse Job.“Als Buck-Zimmermann von den Problemen der Schule erfahren hat, haben sie und ihr Mann Kontakt mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter, aber auch den Mitarbeitern der Schule aufgenommen. Die stünden alle hinter ihnen: „Da kam die klare Botschaft, dass sie nicht mit Herrn Gebhard weiterarbeiten wollen.“
Frank Gebhard bedauert es dagegen, dass es künftig ohne seine „Expertise“weitergehen soll. Er wäre an einer „guten Einigung“interessiert gewesen, „an Kooperation und nicht Konfrontation“, wie er im Gespräch mit der LZ betonte. Gebhard ärgert es, dass Branchenfremde den Zuschlag bekommen haben, denn er zweifelt deren Kompetenz an: „Ich hätte es gern in gute Hände übergeben.“
Gebhard plant Konkurrenzschule
Buck-Zimmermann sieht ihre Hauptaufgabe zunächst darin, die Sprachenschule betriebswirtschaftlich wieder in ruhiges Fahrwasser zu bekommen. Denn da sei in den vergangenen Jahren einiges liegengeblieben, sagt sie. Außerdem werde sie sich um Personal und Marketing kümmern. Für den Unterricht werde weiterhin ein gutes pädagogisches Team um Verena Kreitmeir sorgen.
Oberste Priorität sei, verunsicherten Kunden jetzt zu sagen, dass es mit der Schule weitergeht. Dann gelte es, die Verantwortlichkeiten in der Schule klar zu regeln. An dem pädagogischen Konzept solle laut BuckZimmermann vorerst nichts geändert werden. „Der ganzheitliche Präsenzunterricht zeichnet Dialoge aus.“Denn hier würden die Schüler nicht nur eine Sprache lernen, sondern kulturellen Austausch erleben. Eine große Aufgabe wird es sein, neue Angebote zu schaffen, mit denen man über den schwierigen Winter kommt, sagt Buck-Zimmermann, die sich auf ihre neue Arbeit freut. „Es ist schon eine Herausforderung, aber ich habe Vertrauen ins Team.“
Frank Gebhard will sich nicht aus der Branche Sprache und Bildung zurückziehen. „Ich werde alle rechtlich möglichen Schritte wahrnehmen, um das, was ich mir in 30 Jahren aufgebaut habe, und meine Existenz zu sichern“, kündigte er an. Er selbst werde zwar keine Schule gründen, Partner hätten aber schon Interesse angemeldet, „meine Expertise zu nutzen“. Und natürlich sei Lindau für diese Partner eine „interessante Destination“. „Das ist ein freier Markt, den hat Herr Zimmermann nicht gepachtet“, sagt er in Richtung seiner Nachfolger. Es gebe in Lindau immer Räume, die sich für eine Schule anbieten. Gebhard: „Mit diesem Netzwerk und der Unterstützung meiner Familie ist das alles kein Hexenwerk.“