Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Mit Anlauf ins Narrengetümmel
Der Häfler Narrensprung ist prachtvoll, vielseitig und ohne Längen
FRIEDRICHSHAFEN - Selbst Petrus ist zum Häfler Narrensprung gekommen und hat sich zeitweise eine strahlende Sonne aufs von Wolken verfinsterte Gesicht gesetzt. Aber nicht nur das Wetter konnte sich am Samstag sehen lassen. Um diesen gut 90 Minuten langen Umzug zu sehen, berappte man gerne vier Euro für ein Abzeichen – zumal sie in Form von verteilten Gutsle, Schokolade und Popkorn von den Narrengruppen zurückerstattet wurden.
Unter der von Menschenmengen gesäumten Umzugstrecke stachen besonders die vorwitzigen Kinder hervor. Sie lauerten nur darauf, von einer gurrenden Buchhornhexe, einem grunzenden Russenrieder Gorilla oder einem zottelig-unheimlichen Seegrendl entführt zu werden – wenn auch nur 20 Meter weit. Für Stimmung und mitunter auch Lachen sorgten die erwiderten Narrenrufe. „Dettlang! - Dolang!“riefen sich die Tettnanger Feuerhexen zu und wirkten dadurch ziemlich irritiert.
Wo’s lang geht, wusste dagegen der Seehasen-Fanfarenzug: Seine Mitglieder haben sich als stramme amerikanische Polizisten verkleidet. Als die Plätzler aus Weingarten nahten, raunte so mancher Papa dem Sohnemann Ehrfurchterregendes ins Ohr: „Die gibt’s schon seit dem Jahr 1348!“
Frisch vom Friseur sollte man wieder mal nicht zum Umzug kommen. Sägemehl und Konfetti wurden von den Narren in die Haare gewuschelt, Fellwedel fuhren über die Gesichter – und wer sich nicht in Acht nahm, landete in der fahrbaren Ritterburg der Kreuzritter Argental und wurde dort mit Stroh „eingeseift“.
Was wäre ein Umzug ohne Ratschen, insbesondere aber ohne Karbatschen. Die Bärenzunft Bermatingen, die Kressbronner Griesebigger, die Narrenzunft Lottenweiler und andere sorgten dafür, dass die Umzugsbesucher vor den kreisenden Peitschen respektvoll die Köpfe einzogen, bevor es knallte.
Die versammelten Narrengruppen der Häfler Seegockel sorgten für das große Finale: Bächlesfischer, Pauliner Kuckuck, Hafennarren, Buchhornhexen und andere zogen in einer solchen Vielzahl durch die Straßen, dass man sich um die Zukunft der Fasnet keine Sorgen zu machen braucht – zumal der Narrensamen im Kinderwagen mitfuhr. Auf Wiedersehen also im nächsten Jahr. Gockelores – Kikeriki!