Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Am Schluss verlässt den VfB das Glück
Häfler Volleyballer müssen Alpenvolleys zum 3:2-Sieg gratulieren
FRIEDRICHSHAFEN - Einen herben Rückschlag hat der VfB Friedrichshafen im Kampf um die Tabellenspitze der Volleyball-Bundesliga am Samstagabend hinnehmen müssen. Mit 2:3 (15:25, 25:18, 25:20, 16:25, 13:15) musste sich die Mannschaft von VfBChefcoach Vital Heynen gegen Tabellenführer Hypo Tirol Alpenvolleys Haching geschlagen geben. „Ich bin enttäuscht über das Ende des fünften Satzes. Da machen wir einige unnötige Fehler und geben den Tiebreak selbst weg“, spielte Heynen auf die Schlussszenen des Abends an.
Exakt um 21.30 Uhr begann der Showdown vor 2300 Zuschauern in der ZF-Arena um den Zusatzpunkt, um den es nach dem zweiten Satzgewinn der Alpenvolleys zum 2:2-Ausgleich ging. Die legten mit 1:0 vor, bevor der VfB bis zum Aufschlagfehler von Athanasios Protopsaltis stets eine Nasenlänge vorne lag. Punkt für den VfB, Punkt für Haching – oder umgekehrt: Das Spiel setzte sich bis zum 12:12 durch den griechischen Außenangreifer in Diensten von Friedrichshafen fort.
Was folgte, war für die allermeisten Besucher des Topduells der Bundesliga nur schwer nachzuvollziehen. Nach einer Rettungstat von Daniel Malescha, den Heynen gleich nach dem ersten Satz für Bartlomiej Boladz auf der Diagonalen brachte, versenkte Protopsaltis mit einem gefühlvollen Lob den Ball über außen ins Gästefeld. Doch der Erste Schiedsrichter sah den Ball regelwidrig übers Netz gespielt und gab den Punkt zur 13:12-Führung für die Alpenvolleys. Gellende „Schiriraus“-Rufe begleiteten die Entscheidung des Unparteiischen, der bereits in den Durchgängen den Unmut des Publikums auf sich zog.
Zwar glich Vfb-Mittelblocker Andreas Takvam im Schnellangriff postwendend zum 13:13 aus. Doch als der Ball von Pawel Halaba im Häfler Drei-Meter-Raum auftauchte, waren sich Malescha und Takvam nicht einig, wer ihn annehmen sollte. Das Spielgerät plumpste auf den Boden, die Gäste hatten den ersten Matchball. Alpenvolleys-Headcoach Stefan Chrtiansky brachte Daniel Koncal für Kapitän Danilo Gelinski. Der schritt zum Aufschlag, sein Ball landte, über Freund und Feind fliegend, exakt auf der Grundlinie – game over für Friedrichshafen.
„Im fünften Satz ist das immer so eine Lotterie“, meinte Daniel Malescha wenig später. Ausschlaggebend für den Häfler Diagonalangreifer war vielmehr die „fehlende Aggressivität von Anfang an. Und dass wir uns überrumpeln lassen.“Gemeint war der erste Satz, der für den VfB in einem Fiasko endete (15:25). Satte sechs Asse waren darunter, die der alte und neue Tabellenführer servierte. „Die haben uns mit den Aufschlägen ganz schön überrascht“, so Malescha. Sehr schnell gerieten die Heynen-Schützlinge ins Hintertreffen gegen ein Gästeteam, dem praktisch alles gelang (9:13, 11:20). Am Ende versenkte der Russe Kirill Klets den Ball zum ersten Satzgewinn der Alpenvolleys.
VfB kommt zurück
Die VfB-Fans erwarteten von ihrer Mannschaft eine Reaktion. Und die kam. Die Annahme wurde besser, der gegnerische Aufschlag war nicht mehr so druckvoll, der eigene dafür um so mehr. Es war auch der Durchgang von Andreas Takvam, der über die Mitte acht Punkte zum 25:18 beisteuerte – Satzausgleich. „Das hat Friedrichshafen mit dem Floatservice clever gemacht“, musste denn auch Trainer Chrtiansky neidlos anerkennen.
Der dritte Durchgang war ein Kopf-an-Kopfrennen, in welchem die beiden VfB-Außenangreifer David Sossenheimer und Protopsaltis zwölf Punkte einfuhren und sich damit letztlich zur Hälfte für den Satzgewinn verantwortlich zeigten. Dem kurz zuvor eingewechselten Jakob Günthör war es vorbehalten, Halaba zum 25:20 für den VfB wegzublocken.
Brasilianer macht 29 Punkte
Doch danach ging es mit der Leistung des frischgebackenen Deutschen Pokalsiegers erst mal in den Keller. „Es war super, dass die Mannschaft nach dem dritten Satz nicht aufgegeben und weiter gekämpft hat“, sagte Mihai Paduretu von den Alpenvolleys über deren Auftritt. Die Rückkehr in die Erfolgsspur war an einem Namen abzulesen: Hugo De Leon Guimaraes Da Silva, brasilianischer Außenangreifer in Diensten der Gäste. Der machte alleine zehn Punkte in Durchgang vier – und avancierte mit tollen 29 Zählern zum Topscorer des Abends.
Am Ende war die beschriebene Schlussphase für den Erfolg von Haching entscheidend. Ob es für den VfB in den restlichen Spielen dennoch für Platz eins, der automatisch mit dem Heimrecht in den Play-offs bis zur Finalserie verbunden ist, bleibt abzuwarten.
„Das müssen wir jetzt mal sehen. Wir gewinnen jetzt alles und hoffen, dass wir dann Kasse machen“, gibt sich Daniel Malescha mit Blick auf die nächsten drei Wochen optimistisch. Um sogleich einschränkend hinzuzufügen: „Wir hätten heute das Heimrecht erspielen können, wir hatten es in der eigenen Hand. Jetzt müssen wir auf die anderen hoffen.“