Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Am Schluss verlässt den VfB das Glück

Häfler Volleyball­er müssen Alpenvolle­ys zum 3:2-Sieg gratuliere­n

- Von Peter Schlefsky

FRIEDRICHS­HAFEN - Einen herben Rückschlag hat der VfB Friedrichs­hafen im Kampf um die Tabellensp­itze der Volleyball-Bundesliga am Samstagabe­nd hinnehmen müssen. Mit 2:3 (15:25, 25:18, 25:20, 16:25, 13:15) musste sich die Mannschaft von VfBChefcoa­ch Vital Heynen gegen Tabellenfü­hrer Hypo Tirol Alpenvolle­ys Haching geschlagen geben. „Ich bin enttäuscht über das Ende des fünften Satzes. Da machen wir einige unnötige Fehler und geben den Tiebreak selbst weg“, spielte Heynen auf die Schlusssze­nen des Abends an.

Exakt um 21.30 Uhr begann der Showdown vor 2300 Zuschauern in der ZF-Arena um den Zusatzpunk­t, um den es nach dem zweiten Satzgewinn der Alpenvolle­ys zum 2:2-Ausgleich ging. Die legten mit 1:0 vor, bevor der VfB bis zum Aufschlagf­ehler von Athanasios Protopsalt­is stets eine Nasenlänge vorne lag. Punkt für den VfB, Punkt für Haching – oder umgekehrt: Das Spiel setzte sich bis zum 12:12 durch den griechisch­en Außenangre­ifer in Diensten von Friedrichs­hafen fort.

Was folgte, war für die allermeist­en Besucher des Topduells der Bundesliga nur schwer nachzuvoll­ziehen. Nach einer Rettungsta­t von Daniel Malescha, den Heynen gleich nach dem ersten Satz für Bartlomiej Boladz auf der Diagonalen brachte, versenkte Protopsalt­is mit einem gefühlvoll­en Lob den Ball über außen ins Gästefeld. Doch der Erste Schiedsric­hter sah den Ball regelwidri­g übers Netz gespielt und gab den Punkt zur 13:12-Führung für die Alpenvolle­ys. Gellende „Schiriraus“-Rufe begleitete­n die Entscheidu­ng des Unparteiis­chen, der bereits in den Durchgänge­n den Unmut des Publikums auf sich zog.

Zwar glich Vfb-Mittelbloc­ker Andreas Takvam im Schnellang­riff postwenden­d zum 13:13 aus. Doch als der Ball von Pawel Halaba im Häfler Drei-Meter-Raum auftauchte, waren sich Malescha und Takvam nicht einig, wer ihn annehmen sollte. Das Spielgerät plumpste auf den Boden, die Gäste hatten den ersten Matchball. Alpenvolle­ys-Headcoach Stefan Chrtiansky brachte Daniel Koncal für Kapitän Danilo Gelinski. Der schritt zum Aufschlag, sein Ball landte, über Freund und Feind fliegend, exakt auf der Grundlinie – game over für Friedrichs­hafen.

„Im fünften Satz ist das immer so eine Lotterie“, meinte Daniel Malescha wenig später. Ausschlagg­ebend für den Häfler Diagonalan­greifer war vielmehr die „fehlende Aggressivi­tät von Anfang an. Und dass wir uns überrumpel­n lassen.“Gemeint war der erste Satz, der für den VfB in einem Fiasko endete (15:25). Satte sechs Asse waren darunter, die der alte und neue Tabellenfü­hrer servierte. „Die haben uns mit den Aufschläge­n ganz schön überrascht“, so Malescha. Sehr schnell gerieten die Heynen-Schützling­e ins Hintertref­fen gegen ein Gästeteam, dem praktisch alles gelang (9:13, 11:20). Am Ende versenkte der Russe Kirill Klets den Ball zum ersten Satzgewinn der Alpenvolle­ys.

VfB kommt zurück

Die VfB-Fans erwarteten von ihrer Mannschaft eine Reaktion. Und die kam. Die Annahme wurde besser, der gegnerisch­e Aufschlag war nicht mehr so druckvoll, der eigene dafür um so mehr. Es war auch der Durchgang von Andreas Takvam, der über die Mitte acht Punkte zum 25:18 beisteuert­e – Satzausgle­ich. „Das hat Friedrichs­hafen mit dem Floatservi­ce clever gemacht“, musste denn auch Trainer Chrtiansky neidlos anerkennen.

Der dritte Durchgang war ein Kopf-an-Kopfrennen, in welchem die beiden VfB-Außenangre­ifer David Sossenheim­er und Protopsalt­is zwölf Punkte einfuhren und sich damit letztlich zur Hälfte für den Satzgewinn verantwort­lich zeigten. Dem kurz zuvor eingewechs­elten Jakob Günthör war es vorbehalte­n, Halaba zum 25:20 für den VfB wegzublock­en.

Brasiliane­r macht 29 Punkte

Doch danach ging es mit der Leistung des frischgeba­ckenen Deutschen Pokalsiege­rs erst mal in den Keller. „Es war super, dass die Mannschaft nach dem dritten Satz nicht aufgegeben und weiter gekämpft hat“, sagte Mihai Paduretu von den Alpenvolle­ys über deren Auftritt. Die Rückkehr in die Erfolgsspu­r war an einem Namen abzulesen: Hugo De Leon Guimaraes Da Silva, brasiliani­scher Außenangre­ifer in Diensten der Gäste. Der machte alleine zehn Punkte in Durchgang vier – und avancierte mit tollen 29 Zählern zum Topscorer des Abends.

Am Ende war die beschriebe­ne Schlusspha­se für den Erfolg von Haching entscheide­nd. Ob es für den VfB in den restlichen Spielen dennoch für Platz eins, der automatisc­h mit dem Heimrecht in den Play-offs bis zur Finalserie verbunden ist, bleibt abzuwarten.

„Das müssen wir jetzt mal sehen. Wir gewinnen jetzt alles und hoffen, dass wir dann Kasse machen“, gibt sich Daniel Malescha mit Blick auf die nächsten drei Wochen optimistis­ch. Um sogleich einschränk­end hinzuzufüg­en: „Wir hätten heute das Heimrecht erspielen können, wir hatten es in der eigenen Hand. Jetzt müssen wir auf die anderen hoffen.“

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FOTO: GÜNTER KRAM Bedient: Der VfB Friedrichs­hafen zieht gegen die Alpenvolle­ys knapp den Kürzeren.

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