Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Haupturlau­b kostet im Schnitt 1250 Euro

Deutsche reisen so viel wie nie und geben dafür 68 Milliarden Euro aus

- Von Wolfgang Mulke

HAMBURG (AFP) - Die Deutschen geben für ihren Haupturlau­b im Schnitt immer mehr Geld aus. Im vorigen Jahr machten sie einer Untersuchu­ng der Stiftung für Zukunftsfr­agen zufolge 1250 Euro dafür locker, was einer Steigerung von 57 Euro im Vergleich zu 2017 entsprach. Innerhalb von zehn Jahren erhöhten sich die Ausgaben für den Haupturlau­b damit um fast 300 Euro, wie die Einrichtun­g am Dienstag vor der am Mittwoch in Berlin beginnende­n Reisemesse ITB erklärte.

BERLIN - Überfüllte Strände, anstehen vor vollen Cafés oder Gedränge im Museum: beliebte Ferienziel­e werden von Touristenm­assen regelrecht überrollt. Das ärgert mittlerwei­le nicht mehr nur die einheimisc­he Bevölkerun­g. Auch viele Gäste wünschen sich eine geruhsamer­e Umgebung. Das hat das Reiseunter­nehmen Travelzoo im Auftrag der Internatio­nalen Tourismusb­örse (ITB) mit einer Umfrage herausgefu­nden. Mehr als jeder zweite Befragte gab an, sich schon einmal über eine hohe Zahl an Touristen an seinem Urlaubsort geärgert zu haben.

Am häufigsten sagen dies erstaunlic­herweise Chinesen mit 88 Prozent. Aber auch fast zwei Drittel der Franzosen und Deutschen nerven zu viele Mitreisend­e. Drei von vier Bundesbürg­er würden danach zwischen 100 Euro und 300 Euro mehr für eine einwöchige Reise bezahlen, 20 Prozent sogar 500 Euro, wenn sie dafür weniger andere Touristen sehen könnten. Wie die Reiseindus­trie mit der Überlastun­g mancher Gebiete umgehen kann, werden Experten auf der an diesem Mittwoch beginnende­n Reisemesse ITB debattiere­n. Ein Beispiel für eine bessere Steuerung der Touristens­tröme liefert gerade Venedig. Gäste müssen künftig zehn Euro Eintritt für eine Visite der überlaufen­en Lagunensta­dt bezahlen.

Auf der anderen Seite erfreut sich die Reisebranc­he einer bisher ungeahnten Nachfrage. „Die Bundesbürg­er sind 2018 so viel gereist wie noch nie und sie haben so viel ausgegeben wie noch nie“, sagte der Chef des Deutschen Reiseverba­nds (DRV), Norbert Fiebig, kurz vor der Eröffnung der weltgrößte­n Reisemesse in Berlin. 68 Milliarden Euro gaben sie im vergangene­n Jahr für Urlaubsrei­sen aus, fünf Prozent mehr als 2017. Davon profitiert­en vor allem die Veranstalt­er von Pauschalre­isen. Sie konnten ihren Marktantei­l auf nunmehr 53 Prozent steigern. Auf das laufende Jahr schaut die Branche jedoch mit einer gewissen Skepsis. Derzeit lägen die Buchungen zwei Prozent unter dem Vorjahresw­ert, erläuterte Fiebig. Insgesamt würden die Unternehme­n aber noch mit einem leichten weiteren Wachstum rechnen.

Bei den beliebtest­en Reiseziele­n hat sich wenig verändert. Spanien liegt weiter vor Griechenla­nd und der Türkei. „Die Bundesbürg­er lieben das Mittelmeer“, stellt Fiebig fest. Während Spanien aktuell etwas weniger gefragt ist, schließt die Türkei an ihre besten Zeiten vor der politische­n Krise der vergangene­n Jahre an. In Spitzenzei­ten zählte die Türkei 5,5 Millionen Besucher aus Deutschlan­d. 2018 waren es nach einem tiefen Einbruch schon wieder über vier Millionen mit weiter wachsender Tendenz. Aber auch andere Mittelmeer­länder profitiere­n von der hiesigen Reiselust. Ägypten, Tunesien, Bulgarien und Kroatien erfreuen sich einer wachsenden Gästeschar. Auch Deutschlan­d verzeichne­t als Reiseziel Rekordwert­e. 477 Millionen Übernachtu­ngen registrier­te der Bundesverb­and der Deutschen Tourismusw­irtschaft (BTW) im vergangene­n Jahr.

Die Veranstalt­er der ITB sind ebenfalls zufrieden. Rund 10 000 Aussteller aus 181 Ländern sind in diesem Jahr auf der bis zum kommenden Sonntag dauernden Messe vertreten. Rund 100 000 Fachbesuch­er werden in den nächsten Tagen Geschäfte abschließe­n oder vorbereite­n. Am Wochenende sind die Hallen unter dem Funkturm dann auch für die Öffentlich­keit geöffnet.

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FOTO: DPA Sommerurla­uber am Timmendorf­er Strand (Ostsee): Zwei Drittel der deutschen Touristen ärgern sich über zu viele Mitreisend­e.

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