Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Gemeinderat siegt mit Stadthallengedicht
Beim Zunftmeisterempfang in der Schillerschulhalle kommen harte Themen auf den Tisch
TETTNANG - Teuer ist es am Morgen des Fasnetsdienstags beim Zunftmeisterempfang für die Narrenzunft Tettnang geworden: Der Gemeinderat hatte es geschafft, ein durchaus rührendes, manchmal optimistisches, teils aber auch realistisches Gedicht zur Stadthalle zu verfassen (siehe Kasten) und damit die jährliche Wette gewonnen. Deswegen muss die Zunft den Gewinn des Bürgermeisterspiels verdoppeln.
Michael Hagelstein vom Tafelladenvorstand sah das vor allem mit einem lachenden Auge: Die soziale Einrichtung erhält so 1800 Euro. Zunftmeister Michael Pfau nahm es ebenfalls mit Fassung, auch wenn er durchaus betonte: „Der Gemeinderat will nicht einsehen, dass die Narrenzunft am Hungertuch nagt.“
Landrat Lothar Wölfle wies in seiner Laudatio auf gewisse Ungereimtheiten hin: Er habe überlegt, ob er gleich die Urkunde für die Ernennung zur großen Kreisstadt mitbringen solle. Die Internetseite der Stadt indes gab ihm keinen Anlass dazu: Dort stehen noch die Zahlen von 2011 jenseits der notwendigen 20 000 Einwohner. Wölfle gratulierte zur Aktualität der Internetpräsenz.
Was er auch nicht ganz verstehen konnte: Nach einem halben Jahr gehe die TIB-Leiterin wieder, die Stelle werde von 50 auf 75 Prozent aufgestockt, „um mehr mit den Nachbarn zu kooperieren“. Warum Tettnang dann vor zwei Jahren aus der Tourismusgemeinschaft „Schwäbischer Bodensee“ausgestiegen sei? Hinterher sei man eben immer klüger.
Eine Liebeshymne auf Tettnang brachte Langenargens Dammglonker-Zunftmeister Lothar „Bidgo“Berger auf die Bühne. „Tettnang hat das beste Bier“, konstatierte er ebenso, wie dass der Herrgott am achten Tag den Tettnanger erschaffen habe und am neunten „Montfort jehu“. Der Tettnanger sei edel, sanftmütig und eine Augenweide. Dass es hier für Bidgo um einen Wetteinsatz ging, schmälerte für viele Zuhörer nicht diese unumstößlichen Wahrheiten.
Haidachgeister Frank „Labello“Habelmann gab im Anschluss den Tettnanger Wanderpokal an Berger weiter, eine Narrenkappe mit rosa Schweinchen, nachdem er den Tettnangern angeboten hatte, für das nächste Public Viewing nach Kressbronn zu kommen, wenn es in Tettnang nicht stattfinden dürfe. Für Tanz auf Tischen sorgte die Lumpenkapelle Mecka, zudem brachten viele Zünfte aus nah und fern Grüße.