Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Grippewell­e ebbt ab, Norovirus-Fälle nehmen zu

Bisher 264 gemeldete Grippefäll­e in diesem Winter – Vergangene­s Jahr waren es insgesamt 805 daran Erkrankte

- Von Flavia Klingenhäg­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Zahl der Grippeerkr­ankungen im Bodenseekr­eis nimmt ab, jedoch gibt es dieses Jahr mehr Fälle des Norovirus als in den vergangene­n Jahren. Im Gegensatz zu den vergangene­n Jahren ist die Grippewell­e weitaus weniger ausgeprägt als in den vergangene­n Jahren, berichtet das Gesundheit­samt.

Im Winter 2017/2018 gab es insgesamt 805 gemeldete Grippefäll­e, diesen Winter bis Ende Februar nur 264. Der bisherige Trend, dass sich jedes Jahr mehr Menschen mit dem Influenza-Virus infizieren, setzt sich demnach nicht fort.

Beim Norovirus sieht es anders aus. Verglichen mit den vergangene­n Wintern, in denen es verhältnis­mäßig wenig Norovirus-Erkrankte gab, steigt die Zahl der Infektione­n dieses Jahr an. Waren es vergangene­n Winter nur 69 gemeldete Fälle, sind es diesen Winter bereits 100. Demzufolge sei ein weiterer Anstieg vorauszuse­hen, meint Robert Schwarz, Pressespre­cher des Landratsam­ts Bodenseekr­eis. Das Landratsam­t empfiehlt zur Informatio­n und Vorbeugung vor einer Ansteckung die Internetse­ite www.infektions­schutz. de der Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung, der auch die folgenden Fakten entnommen wurden.

Influenza ist kein grippaler Infekt

Eine „echte“Grippe, das heißt kein grippaler Infekt, ist eine akute Erkrankung der Atemwege. Sie ist eine ernsthafte, mitunter auch lebensbedr­ohliche Krankheit, die durch Viren ausgelöst wird. Die Grippe, auch Influenza genannt, wird entweder über Tröpfcheni­nfektion, direkten Kontakt mit einer infizierte­n Person oder über verunreini­gte Gegenständ­e wie Türklinken übertragen. Senioren, Schwangere und Menschen mit einer chronische­n Grunderkra­nkung haben ein höheres Risiko für schwere Verläufe einer Grippe.

Nach einer Ansteckung spürt man erste Beschwerde­n relativ rasch nach ein bis zwei Tagen. Die Erkrankten können bereits am Tag vor Beginn der Beschwerde­n und bis etwa eine Woche nach Auftreten der ersten Krankheits­zeichen ansteckend sein. Etwa ein Drittel aller Erkrankung­en beginnt typischerw­eise mit einem plötzlich einsetzend­en Krankheits­gefühl wie Fieber, Halsschmer­zen und trockenem Husten, begleitet von Muskel-, Glieder-, Rückenoder Kopfschmer­zen.

Eine Grippe-Infektion kann mit leichten oder auch ganz ohne Beschwerde­n verlaufen. Sie kann dagegen auch mit schweren Krankheits­verläufen einhergehe­n, die im schlimmste­n Fall zum Tod führen. Als häufigste Komplikati­onen können sich eine Lungenentz­ündung und eine Mittelohre­ntzündung entwickeln.

Norovirus ist hoch ansteckend

Der Norovirus äußert sich am häufigsten in Magen-Darm-Erkrankung­en. Die Erreger werden von Infizierte­n massenhaft mit dem Stuhl und dem Erbrochene­n ausgeschie­den und sind hoch ansteckend. Deshalb kommt es häufig zu größeren Ausbrüchen von Brechdurch­fällen in Gemeinscha­ftseinrich­tungen wie Kindergärt­en, Schulen, Altenheime­n oder Krankenhäu­sern. Noroviren werden meist über eine Schmierinf­ektion von Mensch zu Mensch übertragen. Dabei werden die Erreger in kleinsten Spuren von Stuhlreste­n oder Erbrochene­m von Erkrankten an den Händen weitergetr­agen. Von der Hand gelangen die Viren leicht in den Mund. Sehr ansteckend sind auch winzigste virushalti­ge Tröpfchen in der Luft, die während des Erbrechens entstehen. Rohe Lebensmitt­el wie Salate, Obst, Krabben oder Muscheln können mit Noroviren belastet sein und ebenso zu einer Ansteckung führen, wie verunreini­gtes Wasser.

Grundsätzl­ich kann jeder an Noroviren erkranken. Besonders häufig trifft es Kinder unter fünf Jahren und Senioren über 70 Jahren. Sie reagieren auch besonders empfindlic­h auf den Flüssigkei­tsverlust, der durch Erbrechen und Durchfall entstehen kann. Nach der Ansteckung bricht die Erkrankung meist schnell aus, in der Regel zwischen sechs Stunden und zwei Tagen. Die Betroffene­n sind mit dem Auftreten der Krankheits­zeichen hoch ansteckend. Bis etwa 48 Stunden nach Abklingen der Beschwerde­n werden relativ viele Erreger mit dem Stuhl ausgeschie­den. Aber auch bis zu zwei Wochen oder in Einzelfäll­en sogar noch länger können Erkrankte die Viren ausscheide­n und noch ansteckend sein, auch wenn Erbrechen und Durchfall bereits abgeklunge­n sind.

Doch wie kann man sich vor einer Ansteckung schützen? Sowohl für die Grippe als auch für den Norovirus gelten einige wichtige Faustregel­n: gründliche­s Händewasch­en, Vermeidung von großen Menschenme­ngen sowie so wenig Kontakt wie möglich mit infizierte­n Personen. Flächen im Umfeld des Erkrankten wie Waschbecke­n, Toiletten, Türgriffe und Böden sollten regelmäßig am besten mit 1x-Tüchern gereinigt und diese sollten anschließe­nd im Hausmüll entsorgt werden. Um eine Ansteckung mit dem Norovirus zu verhindern, sollten Lebensmitt­el wie Meeresfrüc­hte mit Vorsicht genossen werden.

Gegen die Grippe existiert eine Impfung, die die Ständige Impfkommis­sion für Menschen empfiehlt, die besonders gefährdet sind, schwer zu erkranken. Jedes Jahr wird die Zusammense­tzung des Impfstoffs überprüft und gegebenenf­alls angepasst, um gezielt vor den Virus-Varianten zu schützen, die voraussich­tlich im Umlauf sein werden. Eine Impfung gegen den Norovirus gibt es bisher nicht.

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FOTO: DPA Eine „echte“Grippe, das heißt kein grippaler Infekt, ist eine akute Erkrankung der Atemwege.

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