Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Exorzismusprozess geht in die zweite Instanz
WILHELMSDORF (ric) - Der Prozess im Fall der toten Wilhelmsdorferin geht in die Berufung. Die Verhandlung am Obergericht Thurgau in Frauenfeld ist am kommenden Mittwoch, 13. März, um 14 Uhr. Ein Urteil wird an diesem Tag jedoch noch nicht fallen, wie es auf SZ-Nachfrage beim Gericht heißt. Das wird erst im Nachgang der Verhandlung vom Gericht gefällt.
Vor einem Jahr hat das Bezirksgericht einen Mann aus Leutkirch zu einer neunjährigen Haftstrafe verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Vater Schuld am Tod seiner kleinwüchsigen und lernschwachen Tochter Vanessa W. hat, die zuletzt in Wilhelmsdorf wohnte. Der Mann hofft jetzt auf ein milderes Urteil, die Staatsanwaltschaft hofft auf ein härteres Urteil. Sie hatte damals auf eine Freiheitsstrafe von 14 Jahren plädiert.
Die damals 25-jährige Frau starb am 2. Januar 2016 in einer Wohnung in Wagenhaus (Thurgau) bei Stein am Rhein. Sie war zu Besuch bei ihrem Exfreund. Was genau in der Nacht passiert ist, ist unklar. In der Anklage ging die Staatsanwaltschaft davon aus, der Vater mit einem Hang zum Okkulten habe geglaubt, seine Tochter sei von einem Dämon besessen, den er ihr austreiben müsse. Deswegen habe er ihr eine Massage mit den Füßen geben wollen, so die Anklage. Die „Massage“hat der Vater vor Gericht eingeräumt, die Dämonenaustreibung nicht. Die Frau starb an zahlreichen schwersten, inneren Verletzungen.
Das Bezirksgericht verurteilte den heute 51-Jährigen unter Berücksichtigung einer leicht bis mittel verminderte Schuldfähigkeit wegen „eventualvorsätzlicher Tötung“.