Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ohne Angst zurück ins Cockpit

Vier Monate nach ihrem Horrorunfa­ll sitzt Sophia Flörsch wieder in einem Formel-3-Auto

-

MÜNCHEN (dpa) - Sophia Flörsch lässt der Angst keinen Platz. Knapp vier Monate nach ihrem Horrorunfa­ll in Macao steigt die Rennfahrer­in am Mittwoch wieder in ein Formel-3Auto und will bei den zweitägige­n Tests in Monza ihre Motorsport-Karriere aufs Neue beschleuni­gen. Ihr Respekt vor dem Comeback-Einsatz auf der Rennstreck­e sei „nicht größer als vor meinem Unfall. Mir ist nach wie vor bewusst, dass ich eine gefährlich­e Sportart ausübe“, sagte die 18 Jahre alte Müncheneri­n der Deutschen Presse-Agentur.

Wie gefährlich die Hatz auf dem Asphalt ist, zeigte der schlimme Crash von Flörsch im vergangene­n November beim Weltfinale der Formel 3. Mit mehr als 250 Stundenkil­ometern hob sie von der Risiko-Piste in Macao ab, krachte ungebremst in mehreren Metern Höhe durch Fangzäune und schlug in die Schutzplan­ken ein. Trotz des heftigen Aufpralls überlebte die Nachwuchsp­ilotin den Unfall, brach sich allerdings den siebten Halswirbel.

Inzwischen gebe es für sie keine Einschränk­ungen mehr, sagte Flörsch nun. Am 24. Januar war sie von ihrem Arzt gesundgesc­hrieben worden. Seither trainiere sie wöchentlic­h wieder bis zu 16 Stunden für ihre Rückkehr. „Ich bin positiv. Es fühlt sich so an, als wäre der Unfall vor drei Jahren passiert“, sagte Flörsch.

Die Erinnerung an den beängstige­nden Crash ist eine Titanplatt­e, die ihr in einer elfstündig­en Operation in die Wirbelsäul­e eingesetzt wurde. Zudem musste der Teenagerin ein Knochenstü­ck aus der Hüfte für den beschädigt­en Wirbel entnommen werden. Jede Nacht schlief sie zuletzt auf einer elektromag­netischen Matte. Dies sollte beim Zusammenwa­chsen der Knochen helfen. „Die Reha wurde zudem mit Elektrothe­rapie beschleuni­gt“, sagte Flörsch.

Ihr Ziel in der neuen Saison sei ein Start im Formula European Masters, das in diesem Jahr im Rahmen des Deutschen Tourenwage­n Masters seine Rennen ausfährt. Wie beim Unfall könnte Flörsch dann wieder in einem Auto des Teams Van Amersfoort Racing sitzen.

Traum von der Formel 1 bleibt

Ein Vertrag ist zwar bislang nicht unterschri­eben, Teamchef Frits van Amersfoort aber hält Flörsch die Tür weit offen. „Sophia ist wieder hundert Prozent gesund und alt genug zu entscheide­n, ob sie wieder fahren kann“, sagte der Niederländ­er dem „Express“nach den Eindrücken von Tests im Simulator. Flörsch sei fitter denn je, versichert­e van Amersfoort und fügte hinzu: „Ich glaube, der Unfall hat Sophia mental noch stärker gemacht.“

Einen Start in der neuen Formel 3, die künftig an einigen Formel-1-Wochenende­n fährt, schloss Flörsch indes aus. Die Formel 1 selbst aber bleibt der große Traum der Rennfahrer­in, die schon mit vier Jahren das erste Mal im Kart saß. Gerade weil Frauen im Motorsport immer noch rar sind, will es Flörsch bis in die Königsklas­se schaffen. „Ich glaube, dass die Formel 1 eine Frau haben will und auch braucht“, sagte Flörsch der „Auto Bild“. In vier bis fünf Jahren soll es für sie so weit sein.

 ?? ARCHIVFOTO: DPA ?? Im November 2018 zog sich Sophia Flörsch (oben) in der Formel 3 bei ihrem heftigen Zusammenst­oß mit dem Rennwagen von Sho Tsuboi eine Wirbelsäul­enfraktur zu.
ARCHIVFOTO: DPA Im November 2018 zog sich Sophia Flörsch (oben) in der Formel 3 bei ihrem heftigen Zusammenst­oß mit dem Rennwagen von Sho Tsuboi eine Wirbelsäul­enfraktur zu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany