Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Maas fordert gleiche Chancen für Frauen
Außenminister kritisiert Benachteiligung – Weibliche Firmenchefs sind die Ausnahme
STUTTGART (KNA, dpa, AFP) - Zum Weltfrauentag am heutigen Freitag haben Politiker und Verbände Kritik an fehlender Chancengleichheit weltweit geübt. Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte, Frauen seien noch immer in vielen Bereichen und Führungspositionen unterrepräsentiert. Selbst in Deutschland drohten Rückschritte; so sei der Anteil der Frauen im Bundestag zuletzt gesunken. Auch populistische Äußerungen machten ihm Sorgen, sagte Maas. Wenn etwa Gleichstellungspolitik als „Genderwahn“diffamiert werde, entstehe der Eindruck, dass die „Uhren rückwärts- und nicht vorwärts-“liefen. Maas betonte: „Gleichstellung ist nichts anderes als eine Frage der Gerechtigkeit.“Ohne sie gebe es auch keine echte Demokratie. Denn eine Politik, die die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Hälfte der Bevölkerung nicht berücksichtige, sei unsozial und unproduktiv. Yvonne Magwas, Vorsitzende der Frauengruppe der Unionsfraktion im Bundestag, nennt es „unerlässlich, dass wir sowohl in der Politik, als auch in anderen Bereichen unserer Gesellschaft – Wirtschaft, Medien, Wissenschaft und Forschung, Zivilgesellschaft – zu einer aktiveren Beteiligung von Frauen auf allen Ebenen kommen.“
In Dax-Konzernen besetzen Frauen nach wie vor nur 15 Prozent der Stellen im Vorstand: Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie der Wirtschaftsprüfgesellschaft EY. In der mittelständischen Wirtschaft sieht es etwas besser aus. Dort sind 17,1 Prozent der Mitglieder in den Geschäftsführungen Frauen. Insgesamt zeigt sich: Je kleiner die Firma, desto weiblicher die Führung. Der höhere Frauenanteil in den Geschäftsführungen kleinerer Firmen könne daran liegen, dass diese Unternehmen im Werben um Fachkräfte kreativer sein müssten als große Unternehmen, sagte EY-Partnerin Elfriede Eckl.
Geschlechtergerechtigkeit ist noch lange nicht erreicht, davon ist fast jeder zweite Deutsche überzeugt. 44 Prozent der Befragten sehen es auch heute noch als Vorteil an, ein Mann zu sein, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos zeigt. Nur zwölf Prozent dagegen halten es für vorteilhafter, eine Frau zu sein. LEITARTIKEL