Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Julia Frisch spielt in ihrer Heimatstadt
Junge Kammerphilharmonie Rhein-Neckar lädt zum Konzert nach Tettnang ein
LINDAU/TETTNANG - Wenn am Samstag, 9. März, die Junge Kammerphilharmonie Rhein-Neckar zum Konzert im Rittersaal einlädt, ist mit der Geigerin Julia Frisch eine Tettnangerin dabei. Als Abiturientin war sie 2015 Solistin im Konzert des Kammerorchesters von Musikschule und Montfort-Gymnasium, im vergangenen Frühjahr hat sie bei der Feier „50 Jahre Schola“mit ihrem Bruder Jakob eine Beethoven-Sonate gespielt. Inzwischen studiert sie in Freiburg Musik und Mathematik – und spielt mit Begeisterung in der Jungen Kammerphilharmonie Rhein-Neckar.
Vor der Konzertreise, die am 9. März in Tettnang beginnt, ist das Orchester für eine Probewoche nach Lindau gekommen, wo die „Schwäbische Zeitung“beim Proben zuhören und ein Gespräch mit Julia und dem künstlerischen Leiter Thomas Kalb führen konnte. Oben im zweiten Stock hört man sie spielen. Man spürt die Freude, die Begeisterung, zusammen ein anspruchsvolles Programm auf sehr hohem Niveau zu erarbeiten. Sie haben sich wieder die Lindauer Jugendherberge mit ihrem nostalgischen Charme gewünscht.
Wie Thomas Kalb erzählt, hat das Orchester im vergangenen Oktober sein Zehnjähriges gefeiert und unter den 22 Spielern sind noch vier vom Anfang dabei. Nur ungern verlassen sie das Orchester, wenn Studienabschluss oder Beruf es verlangen. Manche halten es dann doch nicht ohne aus, es zieht sie wieder zurück. Das bedeutet, dass sie bis aus Kopenhagen, Paris oder Lübeck zu den gemeinsamen Proben kommen. Geprobt wird jeweils ein Wochenende im Monat, oft schon ab Freitag, dazu kommt die Probewoche vor der Konzertreihe. Jährlich gibt es auch eine große Konzertreise, bei der sie sich mit anderen Orchestern austauschen, so waren sie schon in Kanada und Neuseeland und werden dieses Jahr nach Ghana reisen. Und das, ohne jede öffentliche Förderung – neben Einnahmen und Spenden muss jeder seinen Teil selbst beitragen.
Kalb ist begeistert vom Enthusiasmus und von der nahezu professionellen Qualität. Um aufgenommen zu werden, muss jeder vor dem Orchester vorspielen und noch eine Probezeit durchlaufen. Viele waren „Jugend musiziert“-Preisträger, doch längst nicht alle studieren Musik – es sind auch Mediziner, Psychologen oder Physiker dabei, neben Studenten auch Auszubildende und zwei Schüler.
„Die können schon was!“
Was Julia hingezogen hat? „Ich hatte schon früher davon gehört, ein Schüler von Rudolf Rampf war schon dabei, dann habe ich eine Mitstudentin aus Heidelberg kennengelernt, die mich gefragt hat, ob ich Lust hätte.“Und sie hatte große Lust. Das Besondere: Das Orchester entscheidet ganz demokratisch, jeder kann Vorschläge einbringen, auch das Programm wird gemeinsam entschieden. Nach den letztjährigen Tangos hätten sie diesmal Lust gehabt „zum richtig viel Arbeiten“und sich ein besonders anspruchsvolles Programm vorgenommen. Kalb bestätigt: „Das Orchester spielt gern expressive romantische Werke“und ergänzt anerkennend: „Die können schon was!“Davon kann man sich am Samstag im Rittersaal überzeugen. Gespielt wird Modest Mussorgskys „Nacht auf dem kahlen Berge“, Dmitri Schostakowitschs Kammersinfonie op. 110a und Arnold Schönbergs „Verklärte Nacht“op. 4. Das Konzert beginnt um 19 Uhr.