Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wenn zwei ihr Image aufpoliere­n

- Von Sabine Lennartz ●» s.lennartz@schwaebisc­he.de

Das hat sie nun davon. Die neue CDU-Vorsitzend­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r hat in den vergangene­n Wochen ihr Image so weit nach rechts aufpoliert, dass jetzt die SPD aufbegehrt unter dem Motto „Mit der nicht“.

Diese frühe Festlegung überrascht, zumindest vonseiten der SPD-Rechten. Denn diejenigen, die Annegret Kramp-Karrenbaue­r über längere Zeit beobachtet haben, wissen genau, dass sie eine liberale und weltoffene Politikeri­n ist, die noch vergangene­n Dezember versichert hat, dass sie die Adoption auch für Homosexuel­le akzeptiere­n will. Doch aus strategisc­hen Gründen geht Kramp-Karrenbaue­r jetzt auf jene in ihrer Partei zu, die den MerkelKurs immer abgelehnt haben, die ihre gute alte CDU zurückhabe­n wollen.

Die Christdemo­kraten und die Sozialdemo­kraten arbeiten derzeit daran, ihren jeweiligen Markenkern deutlich werden zu lassen. Die Europawahl und wichtige Wahlen im Osten des Landes stehen bevor. Und für die SPD ist auch die Abstimmung in Bremen von großer Bedeutung, kommt doch hier seit 1946 der Regierungs­chef aus ihren Reihen.

Die sozialdemo­kratischen Minister konzentrie­ren sich also auf die sozialen Themen, mit Maximalfor­derungen von der Kita bis zur Rente. Und die CDU setzt wieder ganz auf die Wirtschaft­sthemen wie niedrige Steuern und auf Recht und Ordnung und versucht, bei der konservati­ven Klientel Boden gutzumache­n. Nur die CSU in Bayern ist zurzeit wohltuend zurückhalt­end.

Das kann sich alles bald ändern. In Berlin gilt es als sicher, dass Angela Merkel schon vor der Bundestags­wahl 2021 Annegret Kramp-Karrenbaue­r als ihre Nachfolger­in auch für das Kanzleramt vorschlage­n wird. Gut möglich ist, dass Merkel dies sogar schon Ende dieses Jahres tut, wenn die Europawahl und die Wahlen im Osten vorbei sind. Das wird auch der Zeitpunkt sein, an dem die SPD die Groko bewertet und den Daumen hebt – oder eben senkt. Wenn es um die Arbeit des ersten Regierungs­jahres geht, hätte sie allen Grund weiterzuma­chen. Denn sie hat schon viel erreicht. Wenn es aber um den Erfolg bei Wählern geht, sieht das bisher anders aus.

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