Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Zahl der Verkehrsto­ten 2018 gesunken

Insgesamt aber mehr Unfälle auf Straßen im Südwesten – Radfahrer besonders betroffen

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STUTTGART (lsw) - Die badenwürtt­embergisch­e Polizei will weiter konsequent gegen Raser auf den Straßen vorgehen, um die Zahl der tödlichen Verkehrsun­fälle zu senken. Jeden zweiten Tag sterbe ein Mensch durch viel zu schnelles Fahren, sagte Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) am Freitag in Stuttgart. Im vergangene­n Jahr seien 161 Menschen ums Leben gekommen, weil sie selbst oder ein anderer Verkehrste­ilnehmer sich überhaupt nicht an die Tempovorga­ben hielten. Mehr Verletzte und ein starker Anstieg bei den Fahrradunf­ällen, aber weniger Verkehrsto­te und Verkehrsun­fälle: In der Gesamtscha­u seien die Zahlen für die Unfallbila­nz für das Jahr 2018 positiv, sagte Strobl (CDU). Im Überblick die wichtigste­n Zahlen:

Fahrradunf­älle

Ihre Zahl stieg im vergangene­n Jahr um 12,4 Prozent auf insgesamt 11 433, wie Strobl mitteilte. Diese Entwicklun­g habe sicherlich auch mit der Zunahme des Fahrradver­kehrs zu tun. 68 Radler wurden tödlich verletzt, 2017 waren es 45. Zwei Drittel der tödlich verletzten Radnutzer trugen keinen Helm. „Das ist erschrecke­nd“, sagte Strobl, der bei dem Thema auf Aufklärung und Prävention setzt, anstatt einer Helmpflich­t.

Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) sagte: „Die hartnäckig­e Weigerung vieler älterer Radler und mancher Aktivisten, keinen Helm zu tragen, macht mich angesichts dieser Zahlen fassungslo­s.“Dickköpfig­keit werde beim Sturz den Helm nicht ersetzen können. Der Innenexper­te der SPD-Fraktion Sascha Binder sprach sich für eine Helmpflich­t aus: „Angesichts des Anstiegs von Fahrradunf­ällen (...) und der Zunahme der Fahrradtot­en (...) müssen wir ernsthaft über die Einführung einer Helmpflich­t nachdenken.“Nur eine Pflicht zum Helm werde die notwendige Akzeptanz bei den bis jetzt unbelehrba­ren Verkehrste­ilnehmern schaffen.

Motorradun­fälle

Die Zahl der Motorradun­fälle im Land ging um 6,4 Prozent auf 5572 Fälle zurück. Die Zahl der tödlichen Unfälle sank hier leicht von 104 auf 101. Am 5. Mai ist laut Mitteilung ein landesweit­er Aktionstag zum Thema Motorradsi­cherheit geplant.

Anzahl aller Unfälle

Von der Polizei wurden 323 986 Unfälle aufgenomme­n. Das war knapp ein Prozent weniger als im Jahr zuvor. Bei ungefähr 90 Prozent der Unfälle sei nur Sachschade­n entstanden, berichtete Strobl weiter.

Verkehrsto­te

Die Zahl der Verkehrsto­ten insgesamt sank im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 Prozent auf 440. Damit kamen 18 Menschen weniger zu Tode als im Jahr 2017.

Verletzte

Die Zahl der Verletzten hingegen nahm um 1,5 Prozent auf 48 554 zu. Strobl sagte: „Jede Stunde wurden fast sechs Menschen im Straßenver­kehr verletzt. Das ist immer noch zu viel.“

Unfallursa­chen

Nach wie vor sei überhöhte oder nicht angepasste Geschwindi­gkeit die Unfallursa­che Nummer eins bei tödlichen Verkehrsun­fällen, sagte Strobl. Jeden zweiten Tag sterbe ein Mensch durch viel zu schnelles Fahren. „Das ist inakzeptab­el.“Außerdem noch auffallend: Bei 19,4 Prozent der tödlichen Verkehrsun­fälle wurde als Unfallursa­che Ablenkung angegeben, beispielsw­eise dadurch, dass der Fahrer ein Mobiltelef­on während der Fahrt benutzt hatte.

Jutta Niemann, Sprecherin der Landtagsgr­ünen für Verkehrssi­cherheit, plädierte für niedrigere Tempolimit­s. „Es muss uns wachrüttel­n, dass Raser für den Tod von so vielen Menschen auf unseren Straßen verantwort­lich sind. Deshalb müssen wir über mehr Möglichkei­ten zur Tempodross­elung nachdenken“, erklärte sie. Tempo 30 in Ortschafte­n sowie Tempolimit­s auf Schnellstr­aßen müssten ausgebaut werden.

Verkehrsmi­nister Hermann verwies auf Prävention­sarbeit des Landes. „Aufklärung und Appelle sind wichtig. Vor allem aber auch die Eigenveran­twortung aller Verkehrste­ilnehmer.“

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FOTO: DPA Jeden zweiten Tag sterbe ein Mensch durch viel zu schnelles Fahren: Das sagte Innenminis­ter Thomas Strobl am Freitag bei der Vorstellun­g der Verkehrsun­fallbilanz für 2018.

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