Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Ungerecht

- Von Frank Herrmann politik@schwaebisc­he.de

In New York hat ein Mann 25-Cent-Münzen im Gesamtwert von etwa hundert Dollar gestohlen, aus einem Raum, in dem Waschma- schinen mit Münzeinwur­f stehen. Laut seinem Pflichtver­teidiger muss er mit mindestens drei Jahren Gefängnis rechnen, im schlimmste­n Fall mit dem Doppelten. Paul Manafort, zuletzt Donald Trumps Wahlkampfs­tratege, kommt bei sechs Millionen Dollar hinterzoge­nen Steuern mit 47 Monaten Freiheitse­ntzug davon. Wo bleibt da die Verhältnis­mäßigkeit?

Die Causa Manafort hat Öl ins Feuer einer Diskussion gegossen, die Amerika seit Langem beschäftig­t. Die Schieflage des Justizsyst­ems, sie ist erneut zum heißen Debattenth­ema geworden. Auf der einen Seite unnachsich­tige Kompromiss­losigkeit, auf der anderen bisweilen erstaunlic­he Milde. Auf der einen Seite sind Gefängniss­e überfüllt, weil Bagatellde­likte drakonisch geahndet werden. Auf der anderen steht ein eher sanftes Urteil für einen gut Vernetzten, der jahrzehnte­lang zu den Koryphäen des Politikber­atergeschä­fts zählte.

Zur Klärung der Frage, ob Trumps Wahlkampft­eam 2016 mit dem Kreml kooperiert­e, um der Rivalin Hillary Clinton zu schaden, hat der Manafort-Prozess so gut wie nichts beigetrage­n. Dass manche Richter offenbar mit zweierlei Maß messen, je nach Vermögen und Status des Angeklagte­n, das hat er schlaglich­tartig erhellt.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany