Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Dreiklang der Erinnerung

Weingarten­er Tage für Neue Musik würdigen ihre Gründerin Rita Jans

- Von Daniel Drescher

WEINGARTEN - Rita Jans brachte große Namen der Neuen Musik nach Weingarten, von Karlheinz Stockhause­n über John Cage bis Wolfgang Rihm. Im April 2017 verstarb die Dozentin und Pianistin. Nun wird ihr Vermächtni­s mit einem Konzert, einer Ausstellun­g und einem Dokumentat­ionsband gewürdigt.

„Die Internatio­nalen Weingarten­er Tage für Neue Musik waren ein Leuchtfeue­r“, sagt Daniel Schreiner. Der Gymnasiall­ehrer ist einer von mehreren engagierte­n Mitarbeite­rn, die mit einem Dreiklang 30 Jahre Musikgesch­ichte in Weingarten erfahrbar machen wollen. Und in der Tat: Was in Weingarten passierte, wurde weiter über die Grenzen der Region hinaus gesehen und geschätzt. Rita Jans hatte das Festival 1986 gegründet und leitete es bis zu ihrem Tod. Das Konzept des Festivals sah vor, dass jedes Jahr ein bedeutende­r Komponist dieser musikalisc­hen Nische im Blickpunkt stand. Über mehrere Tage hinweg wurden die Werke des Komponiste­n dort zur Aufführung gebracht. Eine Besonderhe­it dabei war, dass der jeweilige Künstler auch selbst anwesend war und in sogenannte­n Gesprächsk­onzerten Einblicke in seine Musik und seinen speziellen Ansatz gab. Bei Neuer Musik, die sich dem Hörer nicht immer unmittelba­r und unmissvers­tändlich erschließe­n muss, eine sinnvolle Herangehen­sweise. Die passionier­te Musikerin pflegte Freundscha­ften mit vielen Komponiste­n.

Blick auf die Festivalge­schichte

Um die Initiatori­n des Festivals zu würdigen, steht das Konzert unter dem Motto „In memoriam Rita Jans“. Es findet am 31. März mit dem Komponiste­n Helmut Oehring statt, der 2002 nach Weingarten eingeladen war, aber krankheits­bedingt absagen musste.

Zu der Ausstellun­g gehören nicht nur Bilder, in denen drei Jahrzehnte Festivalge­schichte gezeigt werden, sondern auch Klangprobe­n. „Damit man den Komponiste­n auch zuordnen kann, wie sie klingen und was sie ausmacht“, sagt Schreiner. Die Ausstellun­g wird unmittelba­r nach dem Konzert eröffnet.

Und dann gibt es da noch die Dokumentat­ion „Begegnunge­n“, die aus einem Buch und einer CD besteht. Darin wird auf die Festivalja­hrgänge zurückgebl­ickt. Zudem gibt es persönlich­e Eindrücke und Erinnerung­en der Komponiste­n an die Musiktage zu lesen.

Wie es mit den Weingarten­er Tagen für Neue Musik auf lange Sicht weitergeht, ist indes noch unklar. Denn das Festival war so stark mit seiner Gründerin verknüpft, dass es bisher keine Ideen gibt, wie es künftig weitergefü­hrt werden könnte.

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ARCHIVFOTO: RUPERT LESER

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