Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Hoffen auf die Zukunft
Das Juramuseum in Eichstätt sucht einen neuen Träger – Falls keiner gefunden wird, ist Ende März Schluss
EICHSTÄTT (epd) - Wie es mit dem sanierungsbedürftigen Museum weitergeht, falls kein neuer Träger gefunden wird, weiß auch die Museumsleiterin Martina Kölbl-Ebert nicht. Zur Zeit ist es still im Jura-Museum in Eichstätt. „Wegen Sanierungsarbeiten geschlossen“, steht vor dem Eingang. Immer wieder muss Museumsleiterin Kölbl-Ebert Anfragen von Schulklassen absagen, denn solange die Trägerschaft nicht geklärt ist, liegt das Museum still.
Dabei besitzt die naturkundliche Sammlung des Eichstätter Priesterseminars mit ihren Fossilien aus dem Solnhofer Plattenkalk eine lange Tradition. Ursprünglich stand die Lehrsammlung den Theologiestudenten in Eichstätt zur Verfügung – bis 1986 der Studienplan neu gestaltet wurde. Danach suchte das Seminar nach einem neuen Verwendungszweck und schloss mit dem Freistaat Bayern einen Kooperationsvertrag. Doch jetzt droht diesem das Aus.
Einige Rückschläge
In den letzten Monaten gab es einige Rückschläge: Keiner wollte die Trägerschaft übernehmen. Weder die örtliche Universität, noch der Freistaat oder der Landkreis Eichstätt. Dennoch beteuert Julia Graf, stellvertretende Pressesprecherin des Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, dass noch immer „intensive Gespräche“stattfänden. Und auch Constantin Schulte Strathaus, Pressesprecher der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, erklärt, dass es wieder Gespräche hinsichtlich einer Trägerschaft des Juramuseums gibt, die „ergebnisoffen“geführt werden.
Kölbl-Ebert sitzt derweil wie auf heißen Kohlen: „Das ist das Problem, dass wir nicht wissen, was mit uns passiert.“Die Angestellten des Bischöflichen Seminars, wie die Museumspädagogin, sind schon entlassen worden. Die über den Freistaat Angestellten sind noch da. Michael Wohner, Regens des Bischöflichen Seminars St. Willibald, erklärt, dass die zum Teil langjährigen Arbeitsverhältnisse aufgrund arbeitsrechtlicher Fristen beendet werden mussten.
Als die Trägerschaft spontan verlängert wurde, um dem Museum die Chance auf weitere Verhandlungen zu geben, waren die Arbeitsverhältnisse schon beendet. Aber nicht nur um die Mitarbeiter, sondern auch um die Aquarien macht sich Kölbl-Ebert Sorgen. Diese müssten dringend renoviert werden. Das Museum beherbergt eine der weltweit bekanntesten Fossiliensammlungen mit einem Original des Urvogels Archäopteryx und einige Aquarien mit Riffkorallen und anderen wirbellosen Tieren. Einige der lebenden Urzeitkreaturen, wie der Pfeilschwanz, mussten vor kurzem umgesiedelt werden – ihr Aquarium war ausgelaufen. Und auch bei dem großen Aquarium, in dem die bedrohten Korallen leben, könnte es jederzeit so weit sein.
Bevor das Bischöfliche Seminar angekündigt hatte die Trägerschaft zu kündigen, wurden bereits Pläne für eine Sanierung und auch das Geld dafür organisiert. Einige Gelder waren schon zugesagt, eine Spendenaktion war geplant. „Doch seit zwei Jahren ist absoluter Stillstand, das ist ja das Traurige“, sagt Kölbl-Ebert: „Das wäre die Chance fürs Aquarium gewesen.“
Michael Wohner bestätigt, dass die hohen Kosten für die notwendigen Sanierungsmaßnahmen und eine Modernisierung der Ausstellung zur Entscheidung, die Trägerschaft zu kündigen beigetragen haben. Doch er betont auch, dass die Sammlungen, die dem Priesterseminar gehören, weiterhin zu wissenschaftlichen Zwecken und auch zur Ausstellung zur Verfügung stünden.
Trotzdem laufen laut Kölbl-Ebert im Moment nur noch die eigenen Forschungsprojekte. Mit Gastforschern sei es seit diesem Jahr aufgrund der Ungewissheit schwierig. Und das sei besonders schade. „Wir sind kein kleines Museum, wir haben internationale Bedeutung“, erklärt sie. Erst im Oktober 2018 ging die Nachricht von einem neu entdeckten Fisch, dem „Piranhamesodon pinnatomus“, von hier um die Welt. Der Fisch ist direkt am Eingang des Juramuseums ausgestellt. Und auch die Besucherzahlen sind wieder gestiegen. „Wir hatten circa 600 Führungen“, sagt die Leiterin.
Martina Kölbl-Ebert macht sich Sorgen: „Womöglich sind wir Opfer unserer eigenen Bedeutung.“Denn jeder würde sagen, dass so ein Museum doch nicht schließen könne.