Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Feinkost, Fußball, fremdes Land

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Die Fakten zur Fiktion

In ihrer Dokumentat­ion zum Spielfilm blickt Heike Nelsen auf die historisch­en, wirtschaft­lichen und gesellscha­ftlichen Entwicklun­gen der deutschita­lienischen Beziehunge­n zurück. Ein großes Thema ist dabei die Anwerbung von Arbeitern für das Wirtschaft­swunderlan­d. Nach Abschluss des ersten Anwerbeabk­ommens 1955 mit Italien kamen schnell die ersten Zuwanderer. Ihre Ziele lagen vor allem in Bayern, Baden-Württember­g und im Ruhrgebiet. Die Autorin unterlegt die Daten und Fakten mit historisch­en Aufnahmen von den ersten Gesundheit­suntersuch­ungen in Verona bis zu den primitiven Barackenun­terkünften in Deutschlan­d. Der Start war hart, aber einige der frühen Zuwanderer haben auch Erfolgsges­chichten geschriebe­n. Wie Michele di Gennaro und sein Bruder. Sie waren in den 1950ern als Maurer nach Stuttgart gekommen, heute gehört ihnen eines der größten Importgesc­häfte für italienisc­he Feinkost. Interviewt wird unter anderem auch der ehemalige Fußballpro­fi Raffael Tonello, Angehörige­r der zweiten Einwandere­r-Generation, der als erster Italiener in der Bundesliga spielte. Aus Italien kam aber auch die erschwingl­iche Knutschkug­el „Isetta“, die von BMW erfolgreic­h nachgebaut wurde und damit die Autofirma sanierte.

Heute leben insgesamt 859 000 Personen mit italienisc­hen Wurzeln in Deutschlan­d. Und wenn sich derzeit eine gewisse Europamüdi­gkeit breitmacht, sollte man die Aufnahmen von der Unterzeich­nung der römischen Verträge auf sich wirken lassen, die 1957 die Voraussetz­ungen für den europäisch­en Wirtschaft­sraum schufen. (bawa)

Bella Germania – Die Dokumentat­ion, ZDF, So., 21.45 Uhr.

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