Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Das Berufsziel Schauspielerin steht schon mal fest
Die 13-jährige Joline Schwärzler aus Leutkirch spielt in der ARD-Serie „Racko“eine Hauptrolle und hofft auf weitere Angebote
LEUTKIRCH - Wenn am Sonntagmorgen zum ersten Mal die Serie „Racko – Ein Hund für alle Fälle“in der ARD läuft, werden sich einige Leutkircher besonders gespannt vor dem Fernsehgerät versammeln. Denn es ist eine von ihnen, die 13-jährige Joline Schwärzler, die in der neuen Kinderserie eine der Hauptrollen spielt.
Zwei Folgen der dreizehnteiligen Serie durfte Joline sich vorab bereits ansehen. Sie sei „zufrieden“, sagt sie lässig. Das Mädchen ist Kameras gewohnt: Sie nahm bereits an der Kinder-Show „Gag Attack“teil und spielte auch schon eine kleinere Rolle im ARD-Zweiteiler „Daheim in den Bergen“. Seit mehreren Jahren ist sie in der Kartei einer Agentur, die Kinder in Film und Fernsehen vermittelt. Genau wie ihre Schwester Jessica. Zu den überehrgeizigen Eltern, die ihre Kinder gegen deren Willen zu Castings schleifen, wollen Jolines Eltern, Josef und Jacqueline Schwärzler, aber nicht gehören. „Wir machen das, weil die Mädchen es unbedingt wollen“, sagt Jacqueline Schwärzler. Ihr Mann ergänzt: „Wir kennen unsere Kinder. Sie würden sagen, wenn sie keine Lust mehr darauf hätten.“
Mit vier schon auf dem Laufsteg
Die Rolle in „Racko“ist Jolines erstes großes Engagement. Sie habe sich den Weg dorthin erkämpft und auch mal Absagen einstecken müssen, erzählt Joline. Umso größer sei deshalb die Freude gewesen, als die Zusage für die ARD-Serie kam.
Joline Schwärzler gestikuliert viel, wenn sie von den Dreharbeiten in Oberbayern erzählt. Sie ist selbstbewusst. Im Mittelpunkt zu stehen, macht ihr nichts aus. Mit vier Jahren stand sie für eine Modenschau das erste Mal auf der Bühne. Dass sie diese seither eigentlich nicht mehr verlassen hat, beweist ein Blick in ihren Terminkalender: Sie tanzt Hip-Hop, Break-Dance und Ballett, geht zum Turnen und nimmt Gesangsunterricht an der Jugendmusikschule. Wenn dann noch Zeit bleibt, geht sie gerne reiten. „Genau wie Fee in der Serie. Wir sind uns schon sehr ähnlich“, sagt Joline. „Fee ist offen, fröhlich und auch mal frech. Und sie weiß, was sie will. So wie ich.“Vielleicht sei es ihr auch deshalb nicht schwergefallen, sich in die Rolle hineinzuversetzen. „Nur das mit Mathe war anders“, gibt sie zu. „Fee liebt Mathe, ich bin da eher durchschnittlich.“
Auswendiglernen sei dagegen kein Problem, sagt Joline. Immer eine Woche vor Dreh habe sie begonnen, die Szenen zu lernen. Am Set sei dann zusätzlich immer noch ein Kinder-Coach gewesen, der die Szenen nochmal mit ihr durchgegangen sei. „War kein Problem“, sagt Joline. „Ich hatte Spaß, da ging das fast von allein.“
Strenge Gesetze
Die Dreharbeiten fanden im vergangenen Jahr statt, hauptsächlich in den Sommerferien. Da es sich bei den Engagements um Arbeit handelt, sind die Voraussetzungen per Jugendschutzgesetz geregelt. Bevor Joline drehen konnte, mussten ihre Eltern deshalb Genehmigungen einholen: vom Jugendamt, von der Schule, vom Arzt. Erst als alle ihr Einverständnis gegeben hatten, durfte Joline spielen – allerdings nur drei Stunden pro Tag, so verlangt es das Gesetz.
Wie viel Aufwand hinter einer solchen Serie steckt, hätten die Schwärzlers anfangs aber selbst nicht glauben können. Rund 30 bis 40 Leute, schätzt Mutter Jacqueline, waren ständig am Set. „Da gab es jemanden für die Requisiten, es gab die Regie, die ganzen Techniker, Betreuer, und so weiter. Da greift ein Rädchen in das andere. Das war schon beeindruckend“, sagt sie. Jede Szene habe gleich mehrere Male gedreht werden müssen, damit die Kamera verschiedene Perspektiven einfangen kann. „Und da muss ja alles passen“, erklärt Joline. „Wenn plötzlich ein Flugzeug vorbeifliegt oder der Hund nicht genau gleich reagiert wie in der vorherigen Einstellung, muss die ganze Einstellung neu gedreht werden.“ Manchmal habe man einen ganzen Tag gebraucht, bis nur eine Szene im Kasten war.
Doch was macht es mit einem Kind, wenn es in den Ferien nicht wie seine Freunde und Klassenkameraden frei hat? Jacqueline Schwärzler, die bei den Dreharbeiten vor Ort war, glaubt nicht, dass sie ihrer Tochter zu viel zumutet. „Sie hatte ja viel Freizeit. Wir waren nach Drehschluss viel unterwegs, zum Schnorcheln am Schliersee zum Beispiel.“Es sei einfach ein intensiver Mutter-TochterSommer gewesen, sagt sie und fügt hinzu: „Joline druckst bei sowas nicht rum. Die hätte gesagt, wenn ihr etwas nicht passt.“
Und auch Joline reagiert prompt auf die Frage, warum sie ihre Ferien für den Dreh hergegeben habe. Es sei nun mal ihr großer Traum, einmal die Hauptrolle in einem echten Kinofilm zu spielen. Und später wolle sie – natürlich – Schauspielerin werden. Ihre Eltern unterstützen sie dabei. „Sie kann bis dahin sicher gut einschätzen, was da auf sie zukommen würde“, sagt ihr Vater und ergänzt dann: „Aber erst mal soll sie Abitur machen.“
Die kommenden Sommerferien hat sich die Siebtklässlerin jedenfalls schon mal vorsorglich freigehalten. Sie hofft, dass die ARD eine zweite Staffel „Racko“produziert und sie noch einmal in die Rolle der Pferdenärrin Fee schlüpfen darf. „Denn im Urlaub rumsitzen“, sagt sie, „ganz ehrlich, das will ich gar nicht.“ Racko – Ein Hund für alle Fälle. Sonntag, 8.10 Uhr im Ersten. Ein Video finden Sie unter www.schwäbische.de/joline