Schwäbische Zeitung (Tettnang)
„Brutal schön“
Genesene Dahlmeier überrascht sich selbst
ÖSTERSUND (SID/dpa) - Auch eine gute Stunde nach ihrem Medaillenrekord war Laura Dahlmeier sichtlich bewegt. Mit feuchten Augen sprach die 25-jährige Biathletin über den unverhofften Bronzecoup im Sprint von Östersund – „etwas ganz Großartiges und Spezielles“sei der für sie. Von einer fiesen Erkältung gezeichnet fügte die siebenmalige Weltmeisterin ergriffen an: „Bronze glänzt heute ein bisschen wie Gold.“
Die zwölfte Medaille im zwölften WM-Rennen nacheinander hätte der Partenkirchenerin wenige Stunden zuvor vermutlich niemand zugetraut, sie selbst auch nicht. „In gewisser Weise habe ich mich selbst überrascht“, sagte die Bayerin, der nur 12,6 Sekunden zum ultimativen Erfolg fehlten: „Ich habe mich ja erst in der Früh dazu entschieden, überhaupt zu starten.“Es sollte die richtige Entscheidung gewesen sein – trotz der Torturen, die Dahlmeier auf den 7,5 Kilometern überstehen musste. „Es war eine Challenge, und ich wusste, dass es vom ersten bis zum letzten Meter hart wird. Man kann das nur nachempfinden, wenn man es selbst einmal gespürt hat“, sagte die DoppelOlympiasiegerin, die nach ihrem beherzten Kampf völlig entkräftet in den Schnee gefallen war.
Dahlmeier hatte sich nur Anastasiya Kuzmina aus der Slowakei, die mit einem Schießfehler in 22:17,5 Minuten ihren ersten WM-Titel als Solistin feierte, und Ingrid Landmark Tandrevold aus Norwegen (9,7 Sekunden zurück/0 Strafrunden) geschlagen geben müssen. „Mir fehlen die Worte. Es war so ein besonderes Rennen. Die Medaille ist so viel wert“, sagte Dahlmeier überglücklich. Ihr sei es die letzten Tage „überhaupt nicht gut gegangen. Ich hatte Halsweh und brutalen Husten. Dass das so aufgegangen ist, damit hätte ich nicht gerechnet. Wichtig war, dass ich Null geschossen habe“, sagte sie. „Die letzten sieben, acht Minuten waren ein brutaler Kampf. Das ist brutal schön.“
Dahlmeier die die Mixed-Staffel tags zuvor wegen ihres Infekts noch ausgelassen hatte, sicherte dem Deutschen Skiverband (DSV) nach Silber zum Auftakt die zweite Medaille. Ausschlaggebend war eine trotz böigen Windes fehlerfreie Leistung am Schießstand.
„Sie weiß eben, wie es geht. Laura ist beim Schießen eine Bank, da kann man nur den Hut davor ziehen. Das ist grandios für Laura“, sagte Teamkollegin Denise Herrmann (Oberwiesenthal), die sich als Sechste ebenfalls eine glänzende Ausgangsposition für den Verfolger am Sonntag (13.45 Uhr/ ARD und Eurosport) gesichert hatte. „Das Ergebnis ist super. Aber wenn man den Abstand nach vorne sieht, ist es doch ein bisschen ärgerlich“, sagte Herrmann.
Dahlmeier indes nahm sich durch die Medaille den Druck, den sie sich selbst durch die famose vergangene WM auferlegt hatte. In Hochfilzen 2017 hatte sie fünf Mal triumphiert und einmal Silber geholt. Wie wertvoll die 25-Jährige für den DSV weiterhin ist, verdeutlichten die Ergebnisse der anderen deutschen Skijägerinnen: Franziska Preuß (Haag/ein Fehler) landete auf Rang 16, Franziska Hildebrand (Clausthal-Zellerfeld/zwei) wurde 40. Vanessa Hinz (Schliersee/ vier Fehler) verpasste als 65. den Verfolger. Die WM wird am Samstag mit dem Sprint der Männer fortgesetzt.