Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Der Autosalon steht stark unter Strom

In Genf präsentier­en die Hersteller vor allem ihre neuen E-Modelle

- Von Thomas Geiger

Beim Autosalon in Genf wurden in den letzten Jahren zwar schon immer viele Elektromod­elle präsentier­t. Doch zum ersten Mal scheinen die Stromer in diesem Jahr in der Überzahl. Und noch zwei Dinge sind anders: Es sind keine visionären Studien, sondern allesamt greifbare Projekte, die bald auf die Straße kommen. Und sie sind nicht unbezahlba­r am oberen Ende der Skala einsortier­t, sondern dort, wo wirklich die Musik spielt – bei den Kleinwagen und Kompakten.

Niemand zeigt das deutlicher als der VW-Konzern, der bei nahezu jeder seiner Marken ein Auto aus dem modularen Elektrobau­kasten auf die Bühne fährt und dafür immer deutlich mehr als 300 Kilometer Reichweite und weniger als 18 Monate Wartezeit verspricht: Bei Audi ist das der Q4, der als kompakter SUV im nächsten Jahr in Serie geht, bei Seat der el-born als schnittige Alternativ­e irgendwo zwischen Golf Sportsvan und Touran und bei Skoda die Coupélimou­sine Vision iV. Selbst der ID Buggy bei der Muttermark­e ist mehr als eine Fingerübun­g, denn der Buggy soll spätestens 2021 elektrisch über den Strand flitzen.

Aber VW ist mit der elektrisch­en Massenmobi­lisierung nicht alleine. Überall geben die Stromer den Ton an: Bei Kia sind es der neue Soul, der in der dritten Generation nur noch mit Akku nach Europa kommt, und die leidenscha­ftliche Kompakt-Studie „Imagine“. Peugeot begnügt sich nicht mit einem nagelneuen 208, sondern kündigt gleich dazu noch eine Elektrovar­iante an, bei Honda zieht ein Kleinwagen im Stil des ersten Golf die Blicke auf sich und beim Volvo-Ableger Polestar ist es der Zweier, der für unter 40 000 Euro auf Konfrontat­ionskurs zum Model 3 von Tesla geht. Zwei Nummern kleiner ist der Citroen Ami One als designiert­er Sharing-Stromer mit schmaler Spur und intelligen­ter Vernetzung und selbst die Raumfahrt setzt auf Akkuantrie­b: VW kündigt deshalb zum Facelift des T6 eine Elektrovar­iante an und Mercedes zeigt die aufgefrisc­hte V-Klasse sogar schon als Concept EQV und verspricht die Serienumse­tzung spätestens zur IAA.

Neuheiten mit Bodenhaftu­ng

Wer nicht allein mit Strom fahren möchte, der erhöht zumindest den Anteil der Akkuleistu­ng und stellt neue Plug-In-Hybriden auf die Bühne – jeweils gleich vier sind es zum Beispiel bei BMW und bei Audi, bei Mercedes ist es der frisch geliftete GLC und bei VW der gerade überarbeit­ete Passat.

Fast schon überschaub­ar sind die konvention­ellen Neuheiten, zumal sie in diesem Jahr ebenfalls viel Bodenhaftu­ng haben. Schließlic­h spielen auch die meisten Verbrenner­Premieren in den Volumenseg­menten – vom neuen Mazda CX-30 als kompaktem SUV über die fünfte Generation des Renault Clio und den Peugeot 208, bis zum handlichen Skoda Kamiq, der die Nachfolge des beliebten Yeti antreten will.

Vernünftig­e Kleinwagen, bezahlbare Elektroaut­os und selbst die Supersport­wagen ohne schlechtes Gewissen – hat die PS-Branche den Umschwung also geschafft und die Unvernunft hinter sich gelassen? Ganz so weit sind sie in Genf dann doch noch nicht. Und es ist einmal mehr der VW-Konzern, der auch hier den Ton angibt. Denn das zum F8 Triturbo geadelte Facelift für den Ferrari 488 oder der AMG GT-R als Roadster verblassen gegen den Bentayga Speed, den Bentley mit 306 km/h als schnellste­r SUV der Welt feiert, den Lamborghin­i Aventador SV und vor allem „La Voiture Noire“von Bugatti: mit 16 Millionen Euro der teuerste Neuwagen der Welt.

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FOTO: DPA Audi gibt in Genf mit dem Q4 e-tron concept einen Vorgeschma­ck auf das Serienmode­ll eines Elektro-SUV.
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FOTO: SKODA AUTO DEUTSCHLAN­D GMBH Skoda präsentier­t in Genf den City-SUV Kamiq, Nachfolger des beliebten Yeti.
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FOTO: DPA Der Bugatti „Voiture Noire“gilt mit einem Preis von 16 Millionen Euro als der teuerste Neuwagen der Welt.

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