Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Die Ärzte sind gefordert
Keine Diagnose macht den Deutschen mehr Angst als Krebs. Vorsorgeuntersuchungen können Leben retten, weil sie zu helfen vermögen, Krebs in einem frühen Stadium zu erkennen. Kein Wunder, dass sehr viele Ärzte ihren Patienten deshalb unbedingt zur Vorsorge raten. Nur darf das nicht im Stil einer Dienstanweisung passieren, bei der jede weitere Diskussion überflüssig ist. Denn wie so vieles im Leben haben auch Krebsvorsorgeuntersuchungen natürlich Risiken und Nebenwirkungen. Zuallererst die, dass man fälschlicherweise die schlimme Diagnose Krebs erhält – die sich womöglich erst später als unrichtig herausstellt, wenn man etwa schon eine unnötige Operation hinter sich hat.
Nun gibt es genügend vorsichtige Patienten, die Vorsorge grundsätzlich bejahen. Sie lassen die jeweilige Untersuchung sofort durchführen, wenn sie vom Arzt ihres Vertrauens darauf angesprochen werden. Viele andere aber fragen sich allerdings: Muss das wirklich sein? Muss es so häufig sein? Was ist mit der Strahlenbelastung oder der Verletzungsgefahr? Es geht schließlich zumeist um sensible Körperregionen. Diese Patienten darf der Arzt mit ihren Fragen nicht alleinlassen, er darf sie nicht einfach abbügeln. Kritische Punkte müssen zwingend ausdiskutiert werden.
Doch daran scheint es manchmal zu hapern. Allzu oft, dies hieß es zuletzt in einer Studie, reden Arzt und Patient aneinander vorbei. Mittlerweile, auch dies geben viele Versicherte an, ist ihre wichtigste Informationsquelle in Sachen Früherkennung das Internet. Dass „Dr. Google“die Ergebnisse nicht nach fachlicher Kompetenz anzeigt und bei der Suchmaschine ganz oben zudem oftmals gekaufte Einträge stehen, durchschauen viele jedoch nicht. Und so kommen unter Umständen Entscheidungen zustande, die fatale Folgen haben. Der Hausarzt muss sich den ersten Platz bei der Informationsvermittlung zurückerobern. Mit sachlicher, ausgewogener Information. Damit Patienten die für sie passende Entscheidung treffen können. Ganz ohne Angst.