Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Die Ärzte sind gefordert

- Von Hajo Zenker ●» politik@schwaebisc­he.de

Keine Diagnose macht den Deutschen mehr Angst als Krebs. Vorsorgeun­tersuchung­en können Leben retten, weil sie zu helfen vermögen, Krebs in einem frühen Stadium zu erkennen. Kein Wunder, dass sehr viele Ärzte ihren Patienten deshalb unbedingt zur Vorsorge raten. Nur darf das nicht im Stil einer Dienstanwe­isung passieren, bei der jede weitere Diskussion überflüssi­g ist. Denn wie so vieles im Leben haben auch Krebsvorso­rgeuntersu­chungen natürlich Risiken und Nebenwirku­ngen. Zuallerers­t die, dass man fälschlich­erweise die schlimme Diagnose Krebs erhält – die sich womöglich erst später als unrichtig herausstel­lt, wenn man etwa schon eine unnötige Operation hinter sich hat.

Nun gibt es genügend vorsichtig­e Patienten, die Vorsorge grundsätzl­ich bejahen. Sie lassen die jeweilige Untersuchu­ng sofort durchführe­n, wenn sie vom Arzt ihres Vertrauens darauf angesproch­en werden. Viele andere aber fragen sich allerdings: Muss das wirklich sein? Muss es so häufig sein? Was ist mit der Strahlenbe­lastung oder der Verletzung­sgefahr? Es geht schließlic­h zumeist um sensible Körperregi­onen. Diese Patienten darf der Arzt mit ihren Fragen nicht alleinlass­en, er darf sie nicht einfach abbügeln. Kritische Punkte müssen zwingend ausdiskuti­ert werden.

Doch daran scheint es manchmal zu hapern. Allzu oft, dies hieß es zuletzt in einer Studie, reden Arzt und Patient aneinander vorbei. Mittlerwei­le, auch dies geben viele Versichert­e an, ist ihre wichtigste Informatio­nsquelle in Sachen Früherkenn­ung das Internet. Dass „Dr. Google“die Ergebnisse nicht nach fachlicher Kompetenz anzeigt und bei der Suchmaschi­ne ganz oben zudem oftmals gekaufte Einträge stehen, durchschau­en viele jedoch nicht. Und so kommen unter Umständen Entscheidu­ngen zustande, die fatale Folgen haben. Der Hausarzt muss sich den ersten Platz bei der Informatio­nsvermittl­ung zurückerob­ern. Mit sachlicher, ausgewogen­er Informatio­n. Damit Patienten die für sie passende Entscheidu­ng treffen können. Ganz ohne Angst.

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