Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Mehrheit für Merkel

Zwei Drittel für Verbleib der Bundeskanz­lerin bis 2021

- Von Sabine Lennartz und dpa

KÖLN (dpa/AFP) - Zwei Drittel der Deutschen lehnen nach einer ForsaUmfra­ge vom Montag einen vorzeitige­n Rücktritt von Bundeskanz­lerin Angela Merkel ab. Demnach wünschen sich zwei Drittel der Wahlberech­tigten (67 Prozent), dass die 64Jährige bis zum Ende der Legislatur­periode 2021 regiert. Nur 29 Prozent wollen, dass Merkel vorzeitig geht – um etwa ihrer Nachfolger­in als CDU-Chefin, Annegret Kramp-Karrenbaue­r, Platz zu machen.

Diese Forderung gab es am Montag von Alexander Mitsch (CDU), dem Chef der konservati­ven Werteunion. Zuvor hatten jedoch mehrere Unionspoli­tiker Spekulatio­nen beim Koalitions­partner SPD über einen vorzeitige­n Wechsel zu KrampKarre­nbauer verärgert zurückgewi­esen. So hatte CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt gesagt: „Vertrauen gewinnt man mit guter Arbeit, nicht mit Diskussion­en über das Ende der Koalition.“

BERLIN - Kurz vor dem Koalitions­gipfel von CDU, CSU und SPD am Donnerstag haben Spitzenpol­itiker der Union Spekulatio­nen über einen vorzeitige­n Bruch der Bundesregi­erung scharf kritisiert. Einige SPD-Politiker hatten Ende letzter Woche vorsorglic­h erklärt, dass sie eine Kanzlerkan­didatur der CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r nicht mittragen würden, falls Angela Merkel frühzeitig ihr Amt übergeben wollte. Genau das hat jetzt die Werteunion gefordert. Die besonders konservati­ve Gruppe von Unionspoli­tikern plädiert offen für einen baldigen Wechsel im Kanzleramt. „Es wäre für die Union das Beste, wenn Frau Merkel ihr Amt geordnet und möglichst bald an AKK übergibt“, sagte der Vorsitzend­e Alexander Mitsch der „Passauer Neuen Presse“. Die CDU-Chefin könne dann mit einem erneuerten Kabinett den notwendige­n Politikwec­hsel für Deutschlan­d einleiten, besonders in der Einwanderu­ngsund Wirtschaft­spolitik. Die Werteunion wurde 2017 in Schwetzing­en gegründet. Sie hat sich in der Nachfolge-Debatte für den Parteivors­itz von Angela Merkel für den Herausford­erer Friedrich Merz stark gemacht, steht nach dessen Niederlage auf dem Parteitag aber nun auch hinter Annegret Kramp-Karrenbaue­r, die in letzter Zeit wiederholt das konservati­ve Profil der CDU gestärkt hat.

Mitsch sagte, große Bedeutung für die Zukunft der Koalition komme den Wahlen in Sachsen, Brandenbur­g und Thüringen im Herbst zu. „Ich gehe davon aus, dass die SPD spätestens nach den Landtagswa­hlen im Osten panikartig die Koalition verlassen wird. Die CDU muss sich darauf vorbereite­n und sollte proaktiv den Wechsel im Kanzleramt betreiben.“

CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak hat zur Forderung nach einem Wechsel festgestel­lt, es gebe „keine Äußerungen von relevanten Politikern“, die diesen forderten. Tatsächlic­h wird der Werteunion in CDU und CSU keine große Bedeutung beigemesse­n. Ihr Vorsitzend­er Alexander Mitsch hat kein Mandat in Landtag oder Bundestag und gehört auch keiner Regierung an. Dass Hans-Georg Maaßen, der gescheiter­te Geheimdien­st-Chef, dem eine AfD-Nähe unterstell­t wurde, der Werteunion angehört, schwächt deren Ansehen eher weiter.

Sowohl CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt als auch Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) mahnten unterdesse­n die Koalition, taktische Gedankensp­iele einzustell­en. „Die Koalition ist jetzt gerade mal ein Jahr im Amt. Nach einer Regierungs­bildung, die sich so lange hingezogen hat wie nie zuvor, haben die Bürger Anspruch darauf, dass „wir Probleme lösen und ihr Leben konkret besser machen, statt dauernd taktisch zu diskutiere­n,“sagte Spahn.

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