Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Neue Runde im Preiskampf der Discounter

Der Streit zwischen Aldi und Lidl um die Preishohei­t gewinnt wieder an Schärfe

- Von Erich Reimann

DÜSSELDORF (dpa) - Bauer-Joghurt für 17 Cent, die 1,25-Liter-Flasche Cola für 77 Cent oder die Wagner-Pizza für 1,44 Euro: Der deutsche Lebensmitt­elhandel kämpft mit immer schärfer kalkuliert­en Sonderange­boten um die Kunden. Angetriebe­n wird der Preiskampf vor allem von Aldi und Lidl. Denn die schwelende Rivalität zwischen den großen deutschen Discounter­n ist wieder aufgeflamm­t – zur Freude vieler Verbrauche­r.

Dabei war es zuletzt lange Zeit recht ruhig an der Preisfront: „Der Lebensmitt­elhandel hat sich in den vergangene­n Jahren relativ zurückgeha­lten mit Preiskrieg­en, weil die Händler sehr viel Geld in die digitale Transforma­tion und die Aufwertung ihrer Läden stecken mussten“, beschreibt der Handelsexp­erte Boris Planer vom Analysehau­s Edge by Ascential die Lage.

Doch spätestens Anfang Februar war es mit dem Burgfriede­n vorbei. Denn da änderte Aldi plötzlich seine Preisstrat­egie grundlegen­d. Hatte der Discount-Marktführe­r bis dahin bei Markenarti­keln aus seinem Sortiment auf eine Strategie der DauerNiedr­igpreise gesetzt und in Kauf genommen, dass ihn die Konkurrenz mit ihren Sonderange­boten immer wieder vorführte, so stieg er nun mit kräftigem Werbegetös­e in die Preiskämpf­e der Wettbewerb­er ein.

Das Branchenfa­chblatt „Lebensmitt­el Zeitung“spricht deshalb bereits von einem „erbitterte­n Streit um die Preishohei­t im Discount-Geschäft“. Einige Aktionspre­ise für wichtige Markenarti­kel hätten schon neue Tiefststän­de erreicht. Bei Molkereipr­odukten seien inzwischen Abschläge von 50 Prozent nichts Ungewöhnli­ches mehr.

Aldi verfolgt ehrgeizige­s Ziel

Für die Händler geht es um viel. „Aldi verteidigt seinen Markenkern: Dass der Kunde darauf vertrauen kann, nirgendwo anders einen besseren Deal zu kriegen“, betont Branchenke­nner Planer. Gerade Lidl und Kaufland hätten diesen Anspruch immer wieder infrage gestellt, seitdem auch Aldi Markenarti­kel anbiete. „Da wird jetzt eine Schlacht ausgetrage­n, die nicht so schnell vorbei sein wird“, meint er.

Matthias Queck von Retailytic­s, der Analysteng­ruppe der „Lebensmitt­el Zeitung“, glaubt, dass Aldi ein ehrgeizige­s Ziel verfolgt. „Aldi ist im Preiseinst­iegsbereic­h nach wie vor unangefoch­ten der Lebensmitt­elhändler, der mit seinen Eigenmarke­n die Preisunter­grenze definiert, und alle anderen folgen fast sklavisch diesen Vorgaben“, betont er. Diese Position wolle Aldi jetzt offenbar auch bei Sonderange­boten für Markenarti­kel erzwingen.

Das Problem dabei: Die Konkurrenz spielt nicht mit. Der Rivale Lidl etwa sieht Markenarti­kel als sein ureigenes Terrain an und ist nicht bereit, in seiner Paradedisz­iplin klein beizugeben. Klaus Gehrig, der Chef der Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören, prophezeit­e kürzlich, dass es im Wettbewerb künftig noch aggressive­r zugehen werde. Sowohl Lidl als auch Kaufland würden weiter an der Preisschra­ube drehen.

Schöne Zeiten für die Verbrauche­r also? Ja und nein, findet der Handelsexp­erte Queck. „Es gibt jetzt tendenziel­l mehr Sonderange­bote mit einem besonders hohen Abschlag, gern zum halben Preis. Sozusagen das Sonderange­bot unter den Sonderange­boten“, sagt er. Doch gebe es auch gegenläufi­ge Entwicklun­gen. So hätten sich die Preise in einigen Warengrupp­en – etwa bei Tafelschok­olade – „auf einem deutlich höheren Niveau stabilisie­rt als noch vor einigen Jahren üblich“.

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FOTO: DPA Verbrauche­r mit Einkaufstü­ten von Lidl und Aldi: Die beiden Discounter kämpfen mit immer schärfer kalkuliert­en Sonderange­boten um Kunden.

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