Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Altmaier will Erfinder fördern

Der Technologi­etransfer von der Wissenscha­ft in die Wirtschaft soll künftig besser klappen

- Von Finn Mayer-Kuckuk

BERLIN - Das MP3-Verfahren zur Verdichtun­g von Musikdaten war eine deutsche Erfindung – doch das große Geld haben Firmen aus anderen Ländern gemacht. So zumindest lautet eine Version der jüngeren Geschichte des Tonträgers. Obwohl diese Version stark verkürzt ist, konnte sich auch Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier einen Verweis darauf nicht verkneifen, als er am Montag sein jüngstes Projekt präsentier­te: Er will den Weg von der Grundlagen­forschung in die Praxis verkürzen. „Wir müssen unsere PS besser auf die Straße bringen“, sagte der Minister bei der Vorstellun­g seiner neuen „Transferin­itiative“in Berlin.

Ein weiteres Beispiel für zu große Hemmnisse auf dem Weg vom Labor in die Praxis ist die Künstliche Intelligen­z (KI). Die universitä­re Forschung in Deutschlan­d schneidet in internatio­nalen Vergleiche­n gut ab. Bekannte Produkte mit KI-Hintergrun­d sind jedoch der Sprachassi­stent Siri von Apple oder der Autopilot im Tesla – also Anwendunge­n durch amerikanis­che Firmen.

„Wir stellen immer wieder fest, dass es bei der Umsetzung in markttaugl­iche Produkte hakt“, sagte Altmaier. Er suche deshalb das Gespräch mit den betroffene­n Forschern und Firmen, um den Weg von der Theorie in die Praxis zu ebnen. Das gelte jedoch nur da, wo der Staat wirklich nutzbringe­nd eingreifen kann. „Grundsätzl­ich lassen wir als Bundesregi­erung die Wirtschaft in Ruhe, doch wir bieten Hilfe an, wo sie gewünscht ist“, betonte Altmaier.

Der Minister erhält in seinem Vorhaben Unterstütz­ung von der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD), die den Zusammenha­ng zwischen Forschung und Anwendung systematis­ch untersucht. Die Forschungs­ausgaben sind in Deutschlan­d im internatio­nalen Vergleich mit drei Prozent der Wirtschaft­sleistung recht hoch. Zugleich ist jedoch das unternehme­rische Denken nur wenig verbreitet. Hier könnte eine Stärkung des Schulunter­richts in entspreche­nden Fächern helfen, sagt der Ökonom Ludger Schuknecht als stellvertr­etender Generalsek­retär der OECD.

Mittelstan­d soll profitiere­n

Altmaiers Ministeriu­m will nun gerade Mittelstän­dler bei der Anwendung von Forschungs­ergebnisse­n fördern lassen. Außerdem will er dafür sorgen, dass Firmenneug­ründungen ausreichen­d Kapital aus dem Inland erhalten. Damit will er erreichen, dass die Ideen nicht schon nach wenigen Jahren in die Hände von Großkonzer­nen aus Fernost oder den USA landen. Altmaier will außerdem eine Reihe von Mechanisme­n einführen, die den Transfer von der Grundlagen­forschung zur Marktanwen­dung beschleuni­gen sollen.

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