Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Alice Phoebe Lou zieht ihr Ding durch
Die junge Südafrikanerin setzt auf querköpfige Unabhängigkeit
BERLIN (dpa) - Anfangs Feuerspuckerin in europäischen Metropolen, dann populäre Straßenmusikerin in Berlin, mit dem Albumdebüt von 2016 unabhängige Künstlerin im besten Wortsinn – und nun? Alice Phoebe Lou setzt ihren Weg mit erstaunlicher Konsequenz fort.
Die junge Südafrikanerin beweist auch in den zehn Stücken ihrer zweiten Platte „Paper Castles“(Motor Music) ein Naturtalent als SingerSongwriterin. Äußerlich ähnelt die hellblonde Frau ein wenig der ebenfalls brillanten Britin Laura Marling. Mit bittersüßen Songs zwischen Pop, Folk, Soul und Jazz sowie ihrer hellen, jubilierenden Stimme muss sich Lou indes kein „Klingt wie …“Schildchen anheften lassen.
Nein, sehr eigenständig und reif klingt das, was die 1993 in Kapstadt geborene Musikerin in Liedern wie „Little Spark“, „Something Holy“, „Galaxies“oder „Ocean“macht. Einer der Schlüsselsongs des neuen Albums ist „Skin Crawl“, in dem sich Lou als Feministin äußert.
„Es gibt auf jeden Fall ein übergreifendes Thema: zu einer Frau werden, zu mir selbst werden, im Einklang mit meinem Körper und meiner Sexualität sein, Traumata und persönliche Belastungen überwinden“, sagte sie in einem Interview. „Nicht zufällig hat sie den Internationalen Frauentag als Veröffentlichungsdatum für ihr neues Album gewählt“, erklärt Lous Plattenlabel.
Seit einigen Jahren lebt sie in Berlin, hier erspielte sie sich in Parks und an Straßenecken eine große Fangemeinde. „Diese Stadt war mein Neustart, hier stellte ich fest, dass Musik mein Ding ist.“Mit ihren hervorragenden Alben „Orbit“und „Paper Castles“tourt Alice Phoebe Lou nun durch Nordamerika und Europa. Dass sie mit dem stetig wachsenden Erfolg ihre zuweilen querköpfige Unabhängigkeit aufgibt, ist zum Glück nicht zu erwarten.
Live: 1.5. Freiburg, Jazzhaus; 2.5. München, Ampere; 4.5. Stuttgart, Im Wizemann.