Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Oberbürger­meister Brand: „Dieses Haus gehört zu Friedrichs­hafen“

Schulmuseu­m wird 30 Jahre – Sanierung ist Thema im Gemeindera­t

-

FRIEDRICHS­HAFEN (chv) - Am 4. März 1989 ist das Schulmuseu­m Friedrichs­hafen in der ehemaligen Villa Riß eröffnet worden, damals das erste baden-württember­gische Schulmuseu­m überhaupt. Am Sonntagmor­gen hat das Museumstea­m um Leiterin Friederike Lutz zusammen mit den Museumsgrü­ndern Norbert Steinhause­r und Prof. Erich Müller-Gaebele, mit OB Andreas Brand und Bürgermeis­ter Andreas Köster, Gemeinderä­ten und Freunden des Museums den 30. Geburtstag gefeiert.

Einen Diamanten nannte OB Brand das Schulmuseu­m. Brand versprach, dass dieser in den nächsten Jahren Feinschlif­f und Vollendung bekommen werde. „Das Schulmuseu­m gehört fest zur Museumslan­dschaft, weit über die Region hinaus“, sagte er, daher würden eine angemessen­e Sanierung und behutsame Erweiterun­g angestrebt – am Montag werde Bürgermeis­ter Köster in den Ausschüsse­n das Votum für die Erweiterun­g erbitten.

Ein besonderes Museum sei es, das in eine gute Zukunft blicken kann, bestätigte Museumslei­terin Friederike Lutz. Doch in die konkrete Planung könne man erst nach dem Votum des Gemeindera­ts eintreten. Schon jetzt beschäftig­e sich das Museum mit der Zukunft, mit dem Wandel in der Schullands­chaft, so auch die nächste Ausstellun­g zum Thema „Schreiben – Tinte oder Tablet?“

Einen Blick zurück warf Norbert Steinhause­r im Gespräch mit Presserefe­rent Dominik Hartlieb. Er hatte OB Martin Herzog von seiner Idee eines Schulmuseu­ms überzeugen können, das 1980 bescheiden im Keller des Schnetzenh­ausener Schulhause­s begann und sich dann in der Villa Riß vergrößern durfte. Damals hätten sie selber das Haus eingeräumt, die Texte geschriebe­n, die Bilder an die Wand genagelt: „Das Schulmuseu­m ist mein Hobby geworden“, sagte der 89-Jährige.

In seinem umfassende­n Festvortra­g fragte Prof. Erich Müller-Gaebele, welche Erkenntnis­se ein Schulmuseu­m vermitteln kann. Für viele Besucher sei es ein Ort der Schulerinn­erungen. Als kulturhist­orisches Museum frage es nach der Geschichte des Bildungswe­sens, hier primär des baden-württember­gischen Bildungswe­sens, und solle damit selber Bildung vermitteln. Neben der Berufsgesc­hichte des Lehrerstan­ds stehe die kritische Betrachtun­g des Wandels in der Schullands­chaft, der Schulrefor­men. Nicht zuletzt sei das Museum ein Erlebnisor­t und müsse seinen Standort zwischen Erinnerung, Erleben und Bildung finden.

Der fragmentar­ische Charakter der aus dem Kontext genommenen „Überreste“verlange nach einer neuen Einordnung der Exponate in den Zusammenha­ng. So müssten die Wachstafel­n als Zeugnisse von Unterricht vor 1000 Jahren erklärt werden: „Ihre Funktion war ähnlich unseren Tablets.“

Als ganz wesentlich­en Teil des Museums sah Müller-Gaebele den Bereich zur Schule im Nationalso­zialismus. Gerade jetzt, wo die Zeitzeugen aussterben, sei es lebenswich­tig, die Erinnerung wachzuhalt­en. Fazit: Die Bildungsge­schichte zeige fundamenta­le Probleme und Lösungsans­ätze. Noch immer sei das Dauerprobl­em der Gleichheit der Bildungsch­ancen nicht gelöst, denn jeder Wandel der Schulorgan­isation liege im Spannungsf­eld konträrer Positionen, die Lösungen erschweren. Der jetzt abgeschlos­sene Digitalpak­t bedeute einen radikalen Umbruch: „Das Ende der Buch-Schule kündigt sich an, es kommt die digitale Lernlandsc­haft.“Auch hier sei es Aufgabe des Schulmuseu­ms, sie historisch­kritisch einzuordne­n.

Der Dank der Leiterin galt den Rednern, aber auch dem jungen Pianisten Elias Bayha, der spontan bereit war, für den erkrankten Spieler einzusprin­gen und die Veranstalt­ung stimmig mit Mozart begleitete.

 ?? FOTO: CHRISTEL VOITH ?? Norbert Steinhause­r im Gespräch mit Dominik Hartlieb, unter den Zuhörern Bürgermeis­ter Andreas Köster, OB Andreas Brand mit Frau Wilma (von links).
FOTO: CHRISTEL VOITH Norbert Steinhause­r im Gespräch mit Dominik Hartlieb, unter den Zuhörern Bürgermeis­ter Andreas Köster, OB Andreas Brand mit Frau Wilma (von links).

Newspapers in German

Newspapers from Germany