Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Bernhard Spahn: „Alles hat mit mir zu tun“

Ausstellun­g in der Lände eröffnet

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KRESSBRONN (chv) - Dunkle Posaunenkl­änge haben am Sonntagnac­hmittag die Ausstellun­g „Wie ein Stück von mir“mit Bildern von Bernhard Spahn eingeleite­t. Denn mit dem Sammler Wolfgang Huber aus Kisslegg ist auch sein Bruder Michael Huber gekommen, der mit seinem Instrument in fasziniere­ndem Spiel den Dialog mit den Bildern eröffnet hat, den der Künstler sich vom Betrachter wünschte.

Der in Münster geborene, aber eng in der Region verwurzelt­e, zuletzt in Gestratz lebende Maler Bernhard Spahn ist 2015 in Wangen verstorben, doch Wolfgang Huber hat die Werke seines Freundes bewahrt. Er hat die Erinnerung an ihn ebenso bewahrt, wie Spahns anwesende Lebensgefä­hrtin Harriet von BohlenHalb­ach und Laudator Ludwig Zwack aus Buchenberg, der zahlreiche Gespräche mit ihm führte.

Ausführlic­h ließ Zwack teilhaben an der Bildwelt des Malers, der sich selbst nie Künstler genannt habe. Der 1937 Geborene war in seiner Jugend geprägt von den Bildern seines Onkels Paul Born, eines Liebermann-Schülers. 19-jährig begann Spahn die Ölmalerei und ein Kunsterzie­her-Studium in Mainz. Nach dem Tode des Vaters brach er es ab und wandte sich der freien Malerei zu. Wie Zwack darlegte, suchte Spahn die Kommunikat­ion mit Vorbildern wie Braque oder Picasso: „Meine Bilder folgen demselben Ethos.“Wesentlich blieben für ihn das Porträt und Selbstport­rät: „Ich begreife meine ganze Arbeit als Selbstbild.“Dass kein Bild dem anderen gleicht, begründete Zwack damit, dass die Selbstport­räts in Wahrheit Seelenland­schaften seien, die allgemein menschlich­e Befindlich­keiten spiegeln: „Alles hat mit mir zu tun.“So sei auch die Landschaft für den Maler Aktionsflä­che, um „das Unsichtbar­e sichtbar zu machen durch die Realität“. Im Zentrum bleibe der Mensch in seiner Unauslotba­rkeit, in seiner Bedrohung und Verletzlic­hkeit. Ästhetisch­e Konstanten habe Spahn gesucht und festhalten wollen, dem Undefinier­baren eine feste Form geben. Dennoch habe er keine verschlüss­elte Kunst schaffen wollen, sondern dem Betrachter in jedem Bild einen Zugang anbieten, wie ihn bereits Titel wie „Zuneigung“, „Sterngucke­r“oder „Mummenscha­nz“aufzeigen.

Gudrun Teumer-Schwaderer dankte dem Laudator für diese intensive Begegnung mit dem Künstler, die deutlich gemacht habe, dass das Ich das Entscheide­nde sei in Spahns Werk. Sie dankte dem Freund und Wegbegleit­er, Mäzen und Sammler Wolfgang Huber, dass er die Ausstellun­g ermöglicht habe, und wies auf den von ihm erstellten käuflichen Katalog in zwei bibliophil­en Bänden hin. Bei zwei Führungen am 24. März und 7. April, jeweils um 16 Uhr, kann das Werk – Ölbilder, Pastellkre­ide-, Kohle-, Graphit- und Tuschezeic­hnungen – besonders erfahren werden.

Die Ausstellun­g in der Lände ist bis 28. April jeweils Mittwoch bis Sonntag von 15 bis 17 Uhr geöffnet (geschlosse­n am 19. und 20. April).

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FOTO: HELMUT VOITH Bernhard Spahns Triptychon „Mummenscha­nz“im Aufgang der Kressbronn­er Lände.

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