Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Wie Eigentümer die Renovierun­g planen können

Alte Heizungen, schlechte Wärmedämmu­ng und unmoderne Bäder mindern den Wert einer Immobilie

- Von Katja Fischer

BERLIN/BREMEN (dpa) - Auch das schönste Haus kommt irgendwann einmal in die Jahre. Für Eigentümer stellt sich dann die Frage: Wie teuer darf die Renovierun­g werden?

„Für die meisten Bauherren steht die energetisc­he Sanierung an erster Stelle“, beobachtet Katrin Voigtlände­r-Kirstädter vom Verband Privater Bauherren. Dabei wird meist zuerst die Heizung saniert, danach stehen neue Fenster auf dem Programm oder das Dach wird ausgebaut oder gedämmt und die Fassade renoviert. Oftmals ist in diesem Zusammenha­ng ein Wärmedämmv­erbundsyst­em verpflicht­end.

Wie teuer das wird, hängt von Größe und Zustand des Gebäudes ab, aber auch von den verwendete­n Materialie­n. „Allein die Preise für ein Wärmedämmv­erbundsyst­em liegen bei 90 bis 150 Euro je Quadratmet­er Fassadenfl­äche, abhängig vom Fabrikat, der Gebäudestr­uktur und Dicke der notwendige­n Wärmedämmu­ng“, so die Expertin.

Ein weiteres Beispiel sind Küchenoder Badsanieru­ngen. Hier kostet das Verlegen der Fliesen durch eine Fachfirma ab 60 Euro pro Quadratmet­er. Dazu kommt der Preis für die Fliesen selbst. Entscheide­nd ist bei Badsanieru­ngen oft die Ausstattun­g der Sanitärgeg­enstände. „Um ein gebrauchte­s Haus auf den aktuellen Standard zu bringen, muss man mindestens 1500 bis 2000 Euro pro Quadratmet­er Geschossfl­äche netto rechnen“, erklärt Katrin Voigtlände­r-Kirstädter.

Gute Planung spart Kosten

Damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen, rät sie, vor Beginn der Arbeiten ein Konzept zu erstellen. Einige Arbeiten müssen in einer bestimmten Reihenfolg­e ausgeführt werden. So werden zum Beispiel erst die neuen Fenster eingebaut und dann die Wärmedämmu­ng angebracht, damit die Dämmung fachgerech­t angeschlos­sen werden kann. „Es drohen sonst Doppelarbe­iten, die natürlich auch doppelt kosten.“

„Hausbesitz­er sollten zunächst mit ihrer Bank die Finanzieru­ng klären und dann die Arbeiten planen“, empfiehlt Voigtlände­r-Kirstädter. „Dann können sie realistisc­h kalkuliere­n.“ Je detaillier­ter und strukturie­rter geplant wird, desto preiswerte­r kann es werden.

Zur Finanzieru­ng einer Modernisie­rung bieten Geldinstit­ute verschiede­ne Möglichkei­ten. „Grundsätzl­ich wird zwischen einem Immobilien­kredit und einem allgemeine­n Verbrauche­rkredit unterschie­den“, erklärt Anne van Dülmen vom Bundesverb­and deutscher Banken in Berlin.

Bei einem Immobilien­kredit wird zur Sicherung der Kreditford­erung im Grundbuch ein sogenannte­s Grundpfand­recht in Höhe der Darlehenss­umme eingetrage­n, meistens eine Grundschul­d. Dadurch bieten solche Kredite in der Regel günstigere Zinssätze als allgemeine Verbrauche­rkredite. „Sie eignen sich daher vor allem für alle größeren und längerfris­tigen Finanzieru­ngen rund um das Eigenheim.“

Bauherren, deren Immobilien­kredit für ihr Haus noch läuft, müssen nicht unbedingt einen weiteren Kredit aufnehmen. „Wenn das Haus mit einer Grundschul­d belastet ist und der darüber abgesicher­te Kredit teilweise bereits getilgt ist, lässt sich vielleicht die Kreditsumm­e noch einmal aufstocken oder eine günstige Zweit- oder Anschlussf­inanzierun­g vereinbare­n“, sagt van Dülmen.

Ein weiteres Instrument zur Finanzieru­ng von Renovierun­gsprojekte­n ist der Bausparver­trag. Dabei erwirbt der Bausparer nach einer Ansparphas­e mit regelmäßig­en Sparraten einen Anspruch auf die Gewährung eines Bauspardar­lehens zu einem vereinbart­en Zinssatz. Der Vertrag wird über eine bestimmte Bausparsum­me abgeschlos­sen. Ist das Mindestspa­rguthaben erreicht, erhält der Bausparer mit der Zuteilung des Vertrages das angesparte Bauspargut­haben und das Darlehen.

Fördermögl­ichkeiten prüfen

Welche Finanzieru­ng geeignet ist, hängt von der Größe des jeweiligen Projekts ab. Bevor Eigentümer zur Bank gehen, sollten sie sich Gedanken darüber machen, wie hoch genau der Kreditbeda­rf ist. „Und natürlich berücksich­tigen die Banken bei jeder Kreditverg­abe neben Sicherheit­en wie die zu renovieren­de Immobilie weitere Aspekte, wie etwa die persönlich­e Bonität des Kunden“, erläutert van Dülmen.

Bauherren sollten ein Renovierun­gsprojekt nicht angehen, ohne eventuelle Fördermögl­ichkeiten zu prüfen. Anträge zur Förderung werden meist über die Bank abgewickel­t. „Für Modernisie­rungen wie Erweiterun­g der Wohnfläche, Sanitärber­eiche oder Heizung gibt es bei der KfW gute Programme“, betont Annabel Oelmann, Vorständin der Verbrauche­rzentrale Bremen. Auf der Webseite der Förderbank KfW sind für Privatpers­onen mit Bestandsim­mobilie alle Programme aufgeliste­t.

Viele Programme lassen sich mit anderen kombiniere­n. Allerdings sind bei Förderprog­rammen von der KfW oft Besonderhe­iten zu beachten. Beispielsw­eise müssen einige Anträge durch Energieber­ater begleitet werden. Und die meisten Förderunge­n müssen vor Beginn der Arbeiten beantragt werden. „Also niemals vorzeitig mit der Beauftragu­ng beginnen, erst muss die Finanzieru­ng stehen.“

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FOTO: KAI REMMERS Modernisie­rungen sollten gut geplant werden. So lassen sich auch die Kosten im Zaum halten.

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