Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Nach Trauerfeier für Neonazi: Club stellt Strafanzeige
CHEMNITZ (dpa/SID) - Strafanzeige, weitere personelle Konsequenzen und Ermittlungen: Die Aufarbeitung der umstrittenen Trauerfeier um einen toten Rechtsextremen im Stadion wird den Chemnitzer FC und die Stadt noch länger beschäftigen. Der Verein trennte sich am Montag von drei Mitarbeitern und stellte Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Chemnitz. Der Nordostdeutsche Verband leitete Ermittlungen ein, der DFB distanzierte sich „in aller Deutlichkeit“von den Ereignissen, die Chemnitz seit Samstag erneut in den Brennpunkt weit über den Sport hinaus rücken.
„Vor dem Hintergrund, dass im September 2018 schon viel diskutiert worden ist, welchen Einfluss die gewalttätige rechtsextreme Szene in Chemnitz hat, sind die Ereignisse noch unfassbarer“, sagte der Hooliganund Fan-Forscher Robert Claus. Die Szene habe Auftrieb bekommen, zeige ihren Machtanspruch, nachdem rechtsextreme Proteste in Chemnitz im vergangenen Sommer für Entsetzen gesorgt hatten.
„Im Gegensatz zu vielen anderen Gruppen in Deutschland gibt es in Chemnitz keine antidiskriminierende Ultra-Gruppe oder Faninitiative. Somit liegt das Machtmonopol in der Fanszene bei den extrem rechten Hooligans“, erklärte Claus.
Der Verein hatte am Sonntag zunächst darauf hingewiesen, dass es sich um keine offizielle Trauerbekundung gehandelt habe. Am Montag beendete der Verein die Zusammenarbeit mit seinem bisherigen Stadionsprecher, einem Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung und der Fanbeauftragten, die auch SPDStadträtin ist. Sie hatte in einem später gelöschten Post bei Facebook den Tod Hallers betrauert.