Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Herausforderung angenommen
Die deutschen Automobilbauer schreiben schwarze Zahlen – noch. Die Tatsache, dass VW und Daimler – BMW legt seine Bilanz für das Jahr 2018 nächste Woche vor – Gewinne erwirtschaften, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die größten Herausforderungen immer noch vor den Unternehmen liegen. Und erste Hinweise, dass die Zukunft schwierig wird, sind in den Geschäftsberichten bereits jetzt abzulesen. Der Autobauer Daimler musste den Aktionären einen überraschend hohen Gewinneinbruch erklären, in Wolfsburg waren nicht nur die Kernmarke VW und die Premiumtochter Audi, sondern auch andere wichtige Marken weniger profitabel als zuvor.
Der sinkende Gewinn hängt natürlich auch an Phänomenen, die nichts mit dem grundlegenden Umbruch zu tun haben, der vor der Autoindustrie liegt: Da sind die Probleme bei der Umstellung auf die neuen Abgastests. Da ist der Einbruch des chinesischen Automarktes bei den Volumenmodellen, der nicht zuletzt auf den Handelsstreit der Volksrepublik mit den USA zurückzuführen ist. Die Entwicklung könnte sich für die deutschen Hersteller noch verschärfen, wenn der US-Präsident die angedrohten Strafzölle auf den Import von Autos wirklich einführt.
Doch diese Widrigkeiten sind nebensächlich – jedenfalls im Hinblick auf die Umwälzungen, die die Elektromobilität und das autonome Fahren für die Branche mit sich bringen. Die Konzerne müssen ihre Kosten bei sinkenden Gewinnen in den Griff bekommen, um die Zukunftsinvestitionen zu stemmen: Experten schätzen, dass einzelne Hersteller bis zu 70 Milliarden Euro ausgeben müssen, um Produkte zu entwickeln, mit denen sie künftig bestehen und Gewinne und Jobs langfristig sichern können.
Die Branche hat die Dringlichkeit erkannt und die Herausforderungen der neuen Wettbewerber aus China und den USA angenommen: Volkswagen hat gerade eine neue Offensive bei Elektrofahrzeugen verkündet, Daimler und BMW sind eine Allianz zur Entwicklung des autonomen Fahrens eingegangen. Es sind Schritte in die richtige Richtung, ob sie reichen werden, das wird sich zeigen.