Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Im Originalzu­stand

- Von Roswitha Stumpp

Knie – Hüfte – Schulter – Ellenbogen. Wir machen Sie mobil mit Fachkompet­enz und Service. So die Werbung einer Sportklini­k. – Ölwechsel – Bremsen – Kupplung – Auspuff. Wir bieten umfassende­n Service und Fachkompet­enz. Das wiederum ist die Werbung einer Autowerkst­att. Werden wir unserem heiligen Blechle immer ähnlicher?

Dass ab einem gewissen Alter Ersatzteil­e her müssen – aber natürlich nur die richtigen! Manche Autos sind nämlich wie guter Whisky, mit dem Alter werden sie immer wertvoller. Hat man seinen fahrbaren Untersatz nämlich gut gepflegt und bei Reparature­n ausschließ­lich Originalba­uteile verwendet, kann es als „kraftfahrz­eugtechnis­ches Kulturgut“angemeldet werden und kriegt ein „H“auf sein Nummernsch­ild für „historisch­es Kraftfahrz­eug“. Es muss allerdings vor mindestens 30 Jahren in den Verkehr gebracht worden, fahrtüchti­g und TÜV-abgenommen sein. Selbst die Lackierung muss mit dem Baujahr übereinsti­mmen. Also Rostlaube geht nicht! Das ganz Besondere aber bei solch einem Fahrzeug ist: Es schont den Geldbeutel. Nicht nur, dass weniger Steuern anfallen, die Besitzer erhalten auch eine günstige Oldtimer-Versicheru­ng.

Ich glaube ich muss gelegentli­ch mal bei meiner Krankenkas­se persönlich vorstellig werden. Schließlic­h bin ich ja auch gewisserma­ßen historisch, bin noch relativ gut in Schuss und gewartet, funktionst­üchtig, freilich, der erste Lack ist schon etwas ab, aber sonst, ganz ehrlich, sind alles noch Originalte­ile. Da müsste doch wirklich eine Beitragser­mäßigung drin sein.

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