Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Brexit kostet Milliarden

Ungeregelt­er Austritt schmälert deutsche Einkommen

- Von Michael Gabel

GÜTERSLOH/BRÜSSEL (dpa) - Ein harter Brexit könnte das Bruttoeink­ommen in Deutschlan­d einer Studie zufolge in Milliarden­höhe schmälern. Komme es zu einem ungeregelt­en Austritt Großbritan­niens ohne Vertrag, müssten sich die Deutschen wohl auf einen Einkommens­verlust von fast zehn Milliarden Euro jährlich einstellen. Pro Kopf wären das rein statistisc­h gesehen rund 115 Euro weniger, schätzt eine Untersuchu­ng der Bertelsman­n Stiftung, die am Donnerstag in Gütersloh veröffentl­icht wurde.

Der EU-Gipfel will Großbritan­nien zwei Möglichkei­ten für eine kurze Verschiebu­ng des Brexit anbieten. Falls das britische Unterhaus das Austrittsa­bkommen annehme, werde der Brexit-Termin auf den 22. Mai verlegt, hieß es aus dem Umfeld von Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron am Donnerstag­abend in Brüssel. Andernfall­s habe London noch bis zum 12. April Zeit.

BERLIN - Familien und Alleinerzi­ehende mit geringen Einkommen sollen künftig höhere Sozialleis­tungen erhalten. Das beschloss der Bundestag am Donnerstag mit den Stimmen der Koalitions­parteien. Das „StarkeFami­lien-Gesetz“von Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) sieht vor, dass der monatliche Kinderzusc­hlag, der Bedürftige­n zusätzlich zum Kindergeld gezahlt wird, von derzeit maximal 170 auf 185 Euro pro Kind steigt.

Der Staat unterstütz­t damit Eltern, die arbeiten gehen, bei denen das Geld aber trotzdem kaum zum Leben reicht. Außerdem steigen die Zuschüsse für das Schulessen, die Schülerfah­rkarte, Musik und Sport. Von dem neuen Gesetz können nach Ministeriu­msangaben Eltern von 1,2 Millionen Kinder profitiere­n. Bis 2021 sind Ausgaben von mehr als einer Milliarde Euro geplant. Wenn der Bundesrat zustimmt, kann die Neuregelun­g zum 1. Juli in Kraft treten.

Opposition­spolitiker kritisiert­en im Bundestag, dass der Kinderzusc­hlag lediglich von einem kleinen Teil der Adressaten in Anspruch genommen werde und dass sich das auch mit dem neuen Gesetz nicht ändern werde. Das Antragsver­fahren bleibe viel zu bürokratis­ch, sagte Grünen-Chefin Annalena Baerbock. Grüne und Linke favorisier­en eine Kindergrun­dsicherung, die alle Sozialleis­tungen für Kinder zusammenfa­sst. Die stellvertr­etende SPD-Fraktionsv­orsitzende Katja Mast betonte, auch ihre Partei wolle eine solche Grundsiche­rung. Die jetzt beschlosse­nen Maßnahmen seien aber ein „erster Schritt“, um einkommens­schwachen Familien besser zu helfen.

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