Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Vergissmeinnicht
Zu den Besonderheiten der neuen Zeit zählt der immer wieder aufs Neue gelieferte Beweis, dass tatsächlich nichts bleibt, wie es war. Natürlich wurde das immer schon behauptet, weil allein des Menschen Sterblichkeit den steten Wandel bedingt. Aber eigentlich war es doch so: Veränderung brachte nur der Tod. Oma und Opa blieben zusammen, wie sie es sich versprochen hatten: bis zum Ende.
Heute dagegen vergeht kein Tag, ohne dass man die Zeitung aufschlägt und erfährt, dass Oma und Opa sich getrennt haben. „Ehe-Aus nach 55 Jahren – 74-Jährige will künftig lieber allein nach Mallorca fliegen, als auch nur einen Tag länger mit ,diesem Idioten‘ zu verbringen. Oder: „Scheidung nach 60 Jahren Ehe – 80-Jähriger verliebt sich in 55Jährige und erträgt seine ,langweilige Alte‘ keinen Tag länger. So was halt.
Der neueste Fall: Opa Thomas (68) und Oma Thea (73) gehen getrennte Wege. Auch von den Gottschalks hatte man das nicht erwartet, sie passten ja 40 Jahre lang gut zusammen. Warum, hat Thomas mal so beschrieben: „Wir sind beide nicht ganz dicht.“Die Trennung fiel eher konventionell aus, im modischen „Conscious-Uncoupling“-Stil, wie Paartherapeuten die kontrollierte Entpaarung nennen. Man wolle weiterhin „füreinander da sein“, hieß es.
Die Gottschalks waren schon origineller. Wie man nach 50 Jahren Ehe auch im Abgang kreativ bleibt, zeigt Harry Macklowe: Der 81-jährige New Yorker Immobilienmogul hat ein 80Quadratmeter-Foto von sich und seiner Neuen an einen Wolkenkratzer gehängt, in dem seine Ex eine Wohnung gekauft hatte. (hü)