Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Wahlhelfer
Als „Superman“will der ThaiSchwabe David Pfizenmaier die Menschen in Thailand dazu bringen, bei der Parlamentswahl am Sonntag ihre Stimme abzugeben. Trotz schweißtreibender Temperaturen von mehr als 35 Grad ist der 40-Jährige in seinem Heldenkostüm in der Hauptstadt Bangkok unterwegs.
Pfizenmaier hält den Leuten ein Spruchband mit der Aufschrift „Wenn ihr Thailand liebt: Geht wählen!“entgegen. In dem südostasiatischen Königreich regiert seit einem Putsch vor fünf Jahren das Militär. Jetzt haben die Bürger erstmals wieder eine Wahl.
Pfizenmaier – die Mutter Thailänderin, der Vater Deutscher – stammt aus Waiblingen und hat beide Staatsbürgerschaften. Er will am Sonntag auf jeden Fall wählen, verrät aber nicht, für wen. „Ich mache hier keine Stimmung für irgendeine Partei“, sagt der ehemalige Finanzberater. „Aber das ist das erste Mal seit Jahren, dass man überhaupt wählen gehen kann. Also sollte man das auch tun.“
Der Thai-Schwabe lebt seit zehn Jahren in Bangkok. Sein Geld verdient er im Tourismus: mit Städtetouren und Zimmervermietungen. Für die Auftritte als Superman bekommt er kein Geld. Als Zielgruppe seiner Botschaften nennt Pfizenmaier insbesondere die etwa sieben Millionen Erstwähler. Auf die Menschen von 18 bis 26 setzt die Partei Future Forward mit Spitzenkandidat Thanathorn Juangroongruangkit (40). Sie versteht sich als Gegenentwurf zu den etablierten Parteien, „Gelbhemden“und „Rothemden“. Ihre Farbe: orange.
Es ist die erste Wahl in dem südostasiatischen Land seit acht Jahren. 2014 hatte das Militär gegen die damalige Regierungschefin Yingluck Shinawatra geputscht und danach die Parlamentswahl mehrfach verschoben. Die Wahl bedeutet allerdings nicht, dass die Demokratie in Thailand wieder vollständig hergestellt wird. Im August 2016 hatte die Junta in einem umstrittenen Volksentscheid eine neue Verfassung durchgesetzt. Sie gibt der Armee unter anderem das Recht, sämtliche Mitglieder des Oberhauses zu bestimmen. Zudem reservierte sie mehrere Sitze im Senat für Militärs. (AFP/dpa)