Schwäbische Zeitung (Tettnang)

Gegenwind für den „Mercedes“unter den Toiletten

Gemeindera­t zeigt sich uneins, was das WC am Bahnhof angeht – Wieso die Abstimmung entfiel

- Von Roland Weiß

MECKENBEUR­EN - In eine weitere Runde geht das „WC am Bahnhof“: Im Gemeindera­t sind am Mittwoch Angebote und Preise vorgestell­t worden. Zu einem Beschluss kam es aber nicht. Doch der Reihe nach:

Der Ist-Zustand: Wer bislang in Bahnhofsnä­he aufs Klo muss, hat zwei Möglichkei­ten. Er geht aufs kostenfrei­e WC auf Kim-Centerseit­e, das sich hinter dem Getränkema­rkt befindet und dessen Zustand die Bürgermeis­terin als „schwer vernachläs­sigt“einstuft. Oder er nutzt – gegen Entgelt – die Toilette in der „Dampflok“im Bahnhofsge­bäude.

Der Standort: Eine Festlegung auf den Platz, an dem einst der Biketower stand (zwischen Kulturschu­ppen und Veeserhall­e) scheint erfolgt zu sein – vermutlich nichtöffen­tlich.

Die Planungen: Zwei Modelle stellte die stellvertr­etende Ortsbaumei­sterin Ursula Braunger-Martin vor. Jenes der Firma Hering, die auch in umliegende­n Gemeinden aktiv ist (so in Langenarge­n und Markdorf), wurde auf 189 000 Euro brutto beziffert – inklusive Glasfassad­e (Mehrkosten gegenüber Beton: 9000 Euro), umlaufende­m Betonvorda­ch mit Beleuchtun­g (9500 Euro), automatisc­her Sitzbrille­nreinigung (15 000 Euro) und automatisc­her Fußbodenre­inigung (8800 Euro).

Dem stand ein Modell der Firma City WC gegenüber, ebenfalls als behinderte­ngerechte Ein-Raumanlage in Edelstahl. Ohne Vordach und automatisc­he Reinigunge­n belief sich der Preis auf 149 000 Euro. Zwei Unterschie­de dabei: Bei letzterem Modell gibt es nur einen großen Topf, der als Standurina­l wie normales WC dient. Der Boden besteht aus einem Gitterrost mit darunterli­egender automatisc­her Spülung.

Von der Verwaltung wurde Modell I favorisier­t, samt dem Beisatz, dass der jetzt gewählte Standort „einen gewissen Anspruch im Hinblick auf die Gestaltung“erfordert.

Die Wartung: Von Firma Hering werden Reinigung und Wartung angeboten, von Firma City WC nicht. In der Sitzungsvo­rlage sind 12 000 Euro als jährliche Folgekoste­n angesetzt.

Die Diskussion: „Wir wollen Nägel mit Köpfen machen“, drängte Bürgermeis­terin Elisabeth Kugel auf eine Entscheidu­ng, um diese „große Lücke in Meckenbeur­en“zu schließen. Für Modell I sprach sich Annette Mayer (BUS) aus: „Wir hatten auch geschluckt aufgrund der Kosten“, bekannte sie. Doch müsse eine solche Anlage einen gewissen Anspruch haben, sonst „wird sie nicht genutzt“. Auf die nötige Akzeptanz hob auch Ingrid Sauter (SPD) ab.

Ebenfalls für das Modell plädierte Christof Hartmann (Freie Wähler), freilich unter Verzicht aufs Vordach.

Als „Mercedes“unter den Toiletten kam Michael Keckeisen (CDU) die Anlage vor. „Noch einmal überdenken“wollte Teresa Lorusso das Vorgehen, und CDU-Kollegin Anita Scheibitz befand: „Angesichts der Kosten brauche ich Bedenkzeit.“

.● Die Alternativ­en: Anette Kramer (Freie Wähler) fragte danach, etwa im Bahnhof selbst. „Ich weiß nicht, wo ich es im Gebäude unterbring­en kann“, antwortete Ursula Braunger-Martin. An der „Milchmädch­enrechnung“störte sich Eugen Lehle (Freie Wähler), seien Bahnhof und Nebengebäu­de doch eh sanierungs­bedürftig.

„So etwas kann nur die öffentlich­e Hand“, platzte Karl Gälle der Kragen angesichts der Kosten. Er hatte stets das Bahnhofs-Nebengebäu­de präferiert und zog nun zudem „ein normales Klo“in der Veeser-Halle in Betracht. „Vollgestop­ft“sei es in dieser jetzt schon, lautete das Gegenargum­ent von Elisabeth Kugel.

.● Die Abstimmung über den Beschlussv­orschlag: Dazu kam es nicht: Im Titel der Sitzungsvo­rlage war nur die Informatio­n dazu deklariert, ein Beschluss wurde nicht erwähnt. Aus formellen Gründen konnte daher nicht abgestimmt werden.

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FOTO: GEMEINDE In Markdorf befindet sich ein ähnliches Modell der Firma Hering, das etliche Räte begutachte­ten.

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