Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Gegenwind für den „Mercedes“unter den Toiletten
Gemeinderat zeigt sich uneins, was das WC am Bahnhof angeht – Wieso die Abstimmung entfiel
MECKENBEUREN - In eine weitere Runde geht das „WC am Bahnhof“: Im Gemeinderat sind am Mittwoch Angebote und Preise vorgestellt worden. Zu einem Beschluss kam es aber nicht. Doch der Reihe nach:
Der Ist-Zustand: Wer bislang in Bahnhofsnähe aufs Klo muss, hat zwei Möglichkeiten. Er geht aufs kostenfreie WC auf Kim-Centerseite, das sich hinter dem Getränkemarkt befindet und dessen Zustand die Bürgermeisterin als „schwer vernachlässigt“einstuft. Oder er nutzt – gegen Entgelt – die Toilette in der „Dampflok“im Bahnhofsgebäude.
Der Standort: Eine Festlegung auf den Platz, an dem einst der Biketower stand (zwischen Kulturschuppen und Veeserhalle) scheint erfolgt zu sein – vermutlich nichtöffentlich.
Die Planungen: Zwei Modelle stellte die stellvertretende Ortsbaumeisterin Ursula Braunger-Martin vor. Jenes der Firma Hering, die auch in umliegenden Gemeinden aktiv ist (so in Langenargen und Markdorf), wurde auf 189 000 Euro brutto beziffert – inklusive Glasfassade (Mehrkosten gegenüber Beton: 9000 Euro), umlaufendem Betonvordach mit Beleuchtung (9500 Euro), automatischer Sitzbrillenreinigung (15 000 Euro) und automatischer Fußbodenreinigung (8800 Euro).
Dem stand ein Modell der Firma City WC gegenüber, ebenfalls als behindertengerechte Ein-Raumanlage in Edelstahl. Ohne Vordach und automatische Reinigungen belief sich der Preis auf 149 000 Euro. Zwei Unterschiede dabei: Bei letzterem Modell gibt es nur einen großen Topf, der als Standurinal wie normales WC dient. Der Boden besteht aus einem Gitterrost mit darunterliegender automatischer Spülung.
Von der Verwaltung wurde Modell I favorisiert, samt dem Beisatz, dass der jetzt gewählte Standort „einen gewissen Anspruch im Hinblick auf die Gestaltung“erfordert.
Die Wartung: Von Firma Hering werden Reinigung und Wartung angeboten, von Firma City WC nicht. In der Sitzungsvorlage sind 12 000 Euro als jährliche Folgekosten angesetzt.
Die Diskussion: „Wir wollen Nägel mit Köpfen machen“, drängte Bürgermeisterin Elisabeth Kugel auf eine Entscheidung, um diese „große Lücke in Meckenbeuren“zu schließen. Für Modell I sprach sich Annette Mayer (BUS) aus: „Wir hatten auch geschluckt aufgrund der Kosten“, bekannte sie. Doch müsse eine solche Anlage einen gewissen Anspruch haben, sonst „wird sie nicht genutzt“. Auf die nötige Akzeptanz hob auch Ingrid Sauter (SPD) ab.
Ebenfalls für das Modell plädierte Christof Hartmann (Freie Wähler), freilich unter Verzicht aufs Vordach.
Als „Mercedes“unter den Toiletten kam Michael Keckeisen (CDU) die Anlage vor. „Noch einmal überdenken“wollte Teresa Lorusso das Vorgehen, und CDU-Kollegin Anita Scheibitz befand: „Angesichts der Kosten brauche ich Bedenkzeit.“
.● Die Alternativen: Anette Kramer (Freie Wähler) fragte danach, etwa im Bahnhof selbst. „Ich weiß nicht, wo ich es im Gebäude unterbringen kann“, antwortete Ursula Braunger-Martin. An der „Milchmädchenrechnung“störte sich Eugen Lehle (Freie Wähler), seien Bahnhof und Nebengebäude doch eh sanierungsbedürftig.
„So etwas kann nur die öffentliche Hand“, platzte Karl Gälle der Kragen angesichts der Kosten. Er hatte stets das Bahnhofs-Nebengebäude präferiert und zog nun zudem „ein normales Klo“in der Veeser-Halle in Betracht. „Vollgestopft“sei es in dieser jetzt schon, lautete das Gegenargument von Elisabeth Kugel.
.● Die Abstimmung über den Beschlussvorschlag: Dazu kam es nicht: Im Titel der Sitzungsvorlage war nur die Information dazu deklariert, ein Beschluss wurde nicht erwähnt. Aus formellen Gründen konnte daher nicht abgestimmt werden.