Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Kunst aus Santa Barbara findet Weg in die Benzstraße
Freundschaft zu Hans Moll führt Pali-X-Mano über großen Teich – Gestatten: der „King of the Solstice parade“
MECKENBEUREN - Fast drei Jahrzehnte kennen sich Hans Moll und Istvan Pal Szilvassy nun bereits. 1990 waren sie sich am Strand von Santa Barbara erstmals über den Weg gelaufen. Der gebürtige Ungar (Jahrgang 1949) dürfte sich schon damals als Pali-X-Mano vorgestellt haben: Unter diesem Künstlernamen ist er in Kalifornien ein Begriff. Und könnte es auch in Oberschwaben werden – soll es doch in Meckenbeuren auf dem Gelände von Datentechnik Moll im September eine Ausstellung mit Werken von Pali-X-Mano geben.
Daran planen Hans und Jan Moll auch beim jetzigen Aufenthalt des Künstlers an der Schussen, bei dem er viele neue Werke im Gepäck hat. Wie sein Vater hat auch Jan Moll eine besondere Verbindung zu Pali-XMano – hat er doch als 16-Jähriger bei ihm sein Englisch aufgebessert.
Beiden ist die Faszination für die Werke des vielseitigen Künstlers anzumerken. Überregional bekannt ist Pali-X-Mano durch sein Mitwirken an der Summer Solstice Parade. Sie geht stets zum Sommerbeginn (21. Juni) in der gerade einmal 90 000 Einwohner starken, heimlichen Kunsthauptstadt (“big artist city“) an der Pazifikküste über die Bühne – und lockt dann an drei Tagen an die 100 000 Gäste an.
Pali-X-Mano, der sich augenzwinkernd als „King of the Solstice parade“vorstellt, ist seit Jahren in vieler Hinsicht beteiligt – angefangen damit, dass seine Entwürfe auf den offiziellen Celebration-Postern oder TShirts verwendet werden, bis zur Mitwirkung an der Parade selbst. Mehr als 1000 Teilnehmer hat sie, und die Ideen des jung gebliebenen 69-Jährigen tragen dazu bei, dass er sagt: „Unsere Art von Karneval ist kreativer als der in Rio.“
Unter dem Motto „Heroes“(Helden) hatte Pali-X-Mano bei der 2018er Parade das „Grand Final“gestaltet. Der „Artist in residence“schuf mit „Sun dance of the artist hero“eine rund zehn Meter lange Serie von Spheren, die sich den Umzugsweg entlang bewegten. Das Besondere: Sowohl darin als auch drum herum wurde von kostümierten Künstlern auf jene Art und Weise getanzt, die der Ideengeber als „whimsical“hervorhebt – im Schul-Englisch als „wunderlich“, von Pali selbst als „spielerisch/verspielt“übersetzt.
Die Absicht hinter seiner (Performance)Kunst, die auch schon beim „Burning man“in Nevadas Wüste zu bestaunen war, ist ebenso schlicht wie klar: „Ich will den Menschen Freude machen.“Denn: „Jedes Lächeln verlängert das Leben.“
Einen „Geistesgenossen“hat PaliX-Mano dabei in Hans Moll gefunden. Der große Kunstfreund schätzt an dem in Budapest studierten “Bachelor of Arts“(laut Biografie zudem Architekt, Innenarchitekt, Grafiker, Industrie-Designer, Kunstlehrer, Yogainstruktor, Menschenfreund) sowohl die Werke als auch die Haltung dahinter.
Zu der gehört das Credo, dass alles Kunst ist und als solche Gültigkeit hat. Nachhaltigkeit lebt Pali-X-Mano schon länger, als dieser Begriff in Mode ist. Dies gerade auch in seinen Werken – „we create art from junk“, sagt der Mann, der seine Kleidung selbst herstellt und bemalt. Und sich bei all dem stark verbunden fühlt mit der Natur, der indianischen Kultur samt Schamanismus sowie den Inspirationen aus dem Kosmos.
Und der eine Kunstform entwickelt hat, die einzigartig sein dürfte: Das beginnt bei den Materialien und endet bei der Technik. Mit Bürste und Fingern arbeitet der bekennende „Handwerker“, wobei er die Materialien von hinten auf die Oberfläche (zuletzt häufig Plexiglas) aufträgt. Spiegelverkehrt entsteht das Bild, und erst wenn Pali-X-Mano das Werk wendet und die Schutzfolie abzieht, sieht er, was daraus geworden ist.
Zu den Materialien zählt dreierlei: Als Grundlage dienen Acrylfarben und Harze, die Pali-X-Mano um Pigmentmischungen aus Steinen und Mineralien anreichert. Diese erhält er in gemahlener Form von Indianern rund um Santa Barbara. Am Ende dieses äußerst aufwendigen Schaffensprozesses stehen „wunderbare Farben mit großer Strahlkraft“, die nicht nur Jan und Hans Moll begeistern. Sie wissen zudem: „Jedes Bild ist ein Unikat“– es wird weder reproduziert noch malt Pali-X-Mano eine weitere Version.
„Figurativ“wie „non-figurativ“ist seine Kunst. Wer sich selbst ein Bild davon machen will, dem soll sich Mitte September in der Benzstraße in Meckenbeuren die Möglichkeit dazu bieten. Dann wird es im Zusammenhang mit dem „Netforum“, der Hausmesse bei Datentechnik Moll, eine Vernissage geben. „Cars and arts“ist der Arbeitstitel – und im Freien und in Zelten ausgestellte Bilder von Pali-X-Mano sollen im Mittelpunkt stehen.
Eine öffentliche Veranstaltung wird es Hans Moll zufolge – geht es ihm doch darum, das Interesse an Kunst allgemein und an jener von Pali-X-Mano im Besonderen zu wecken. Dessen in Europa großteils unbekannte Werke will Moll der Öffentlichkeit zugänglich machen: „Die Freude, die ich daran seit anderthalb Jahrzehnten habe, will ich teilen.“
Ihre Freundschaft steht dabei im Vordergrund, Finanzielles kommt noch nicht mal an zweiter Stelle. Was der „low-income-artist“, wie sich der Mann aus Santa Barbara nennt, durch die Verkäufe seiner Bilder erlöst, setzt er für die Organisation „Giving Heart“ein, die Obdachlose und arme Kinder unterstützt.
Der Name Pali-X-Mano nimmt Bezug auf den Mittelnamen („Pal“), auf X für „Extraordinary“oder „Experimental“sowie auf „mano“, die Arbeit mit den Händen.