Schwäbische Zeitung (Tettnang)
Vom indischen Fahrrad zum Shiitake-Pilz
Filmclub Friedrichshafen richtet Filmfestival für Partner-Clubs aus
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Zweimal im Jahr treffen sich Mitglieder der Filmclubs der Region Süd-Ost des BdFA – Bund deutscher Film-Amateure – aus Heidenheim, Ulm, Biberach, Singen, Radolfzell und Friedrichshafen zu einem familiären Filmfestival mit filmischen Plaudereien und der Vorführung neu geschaffener Filme. Dieses Mal war der Filmclub Friedrichshafen Ausrichter des filmischen Events, wobei die Häfler Filmemacher neben der technischen Ausrichtung auch für die Bewirtung der Gäste zuständig waren. Dankbar war der Gastgeber dafür, dass er die Räumlichkeiten der Tannenhagschule nutzen konnte, heißt es in einer Mitteilung des Filmclubs.
Eine Jury mit Angela Melchert aus Brackenheim, Fritz Dannenmann aus Lichtenstein, Wolfgang Görner aus Bietigheim-Bissingen und Juryleiter Lutz Schulze aus Weilheim/ Teck diskutierte öffentlich über die gezeigten Filme, wobei sowohl Negatives als auch Positives zur Sprache kam. Ziel war es, den Autoren, wenn nötig , Tipps und Anregungen für eine Verbesserung des Filmbeitrages zu geben, wobei es dem Autor selbst überlassen bleibt, ob er an seinem Film noch Änderungen vornehmen möchte, bevor er sein Werk beim Landesfilmwettbewerb vorführt. Die Vorführdauer der einzelnen Filme lag zwischen einer und 15 Minuten. Vier der insgesamt elf Dokumentarfilme stammten von Mitgliedern des Filmclubs Friedrichshafen. Der kürzeste Filmbeitrag war mit dem Titel „Muttergefühle“gerademal 60 Sekunden und stammte vom Häfler Neumitglied Berthold Lindner. Der Autor sorgte in der 57. Sekunde für einen Lacher, der Jury war es ein zweiter Preis wert.
Der längste Film mit 15-MinutenDauer war „Joy“von Walter Beller, der sein Publikum nach Indien führt: Vor 17 Jahren brachte das Ehepaar Walter und Margrith Beller ein gesponsertes Fahrrad für Joy, einen jugendlichen Freund, dorthin mit. Ein paar Jahre später wollte das AutorenEhepaar Joy wieder besuchen, doch er war verschwunden. Alles Suchen half nichts: Joy blieb verschollen, auch in den folgenden Jahren. Doch bei einer späteren Indienreise hatten die Bellers Glück: Sie fanden den jungen Mann in der nächsten Stadt. Joy hatte inzwischen eine Familie gegründet und verdiente seinen Lebensunterhalt mit einer Rikscha als Taxi-Fahrer. Das Fahrrad, das er 17 Jahren zuvor geschenkt bekommen hatte, besitzt Joy noch heute. Der Autor hat viel Gefühl in diesen Film investiert, so sorgt er beim Publikum für eine Gänsehautatmosphäre. Von der Jury war ihm ein zweiter Preis sicher.
Ebenso einen zweiten Preis gab es für Egon Ludwig, der mit „Shiitake“die Aufzucht einer seltenen, aber sehr schmackhaften Pilzart an gefällten Baumstämmen dokumentiert. Mit „Zum Nachmachen empfohlen“präsentiert Jardine Gomes eine fröhliche Frühgymnastik mit ansteckendem Lachyoga an einem weitläufigen Sandstrand in Indien.